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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing, eingeflogen per Militärflugzeug versteht sich, eröffnet die Feierlichkeiten auf den Straßen der Hauptstadt. Sie intoniert Bokassas Lieblingslieder: Lucien, tu n’auras pas ma rose und Tiens voilà du boudin .
    Der französische Minister für Zusammenarbeit (mit den afrikanischen Kolonien), Robert Galley, überbringt das Geschenk seines Präsidenten. Giscard d’Estaing zieht alle Register, um sich das Wohlwollen seines Freundes zu sichern. Galley überreicht Bokassa einen echten napoleonischen Säbel. Die anderen Säbel, die während der Parade von den zentralafrikanischen Soldaten getragen wurden, stammen aus der Militärakademie Saint Cyr und wurden nur nach entsprechendem Druck ausgeliehen. Außerdem „lieh“ Frankreich Bokassa Scharfschützen und die Brigade gegen Bandenkriminalität aus Marseille, die von Georges N’Guyen Van Loc geleitet wurde, der unter Eingeweihten den Spitznamen „der Chinese“ trug.
    Mit der Krönung wird für Jean-Bédel ein Traum wahr, für Catherine allerdings ist es eher ein Albtraum. „Man kann nicht Geschichte schreiben, ohne Opfer zu bringen“, hatte er vor der Krönung einigen Journalisten erklärt, die ihm unangenehme Fragen zu dem unpassenden Gepränge der Feierlichkeiten stellten. Doch die Kosten von 20 Millionen Dollar werfen in einem Land, das so groß ist wie Frankreich, aber nur über ein Netz von 180 Kilometern geteerter Straßen verfügt und dessen Bruttoinlandsprodukt sich gerade mal auf 250 Millionen Dollar beläuft, durchaus diverse Fragen auf. Natürlich hat auch Frankreich sich nicht lumpen lassen. Doch sinnvolle Investitionen waren noch nie Bokassas Stärke.
    Die Gefangene von Berengo
    Wer aber ist die junge Kaiserin mit dem stillen Blick? Den Krönungsfeierlichkeiten folgt sie mit halb geschlossenen Augen, als sei das Diadem auf dem Kopf ihr zu schwer. Sie lächelt nicht einmal und zeigt nicht die leiseste emotionale Regung.
    Catherine Denguiade ist 1949 im Tschad geboren, lebt aber nun in Bangui, wo sie Tag für Tag zu Fuß ins Gymnasium Pius XII. geht. Eines Morgens im Jahr 1964 nimmt Bokassa zufällig denselben Weg. Er ist augenblicklich hingerissen von ihrer Schönheit, von der eleganten Gestalt der Fünfzehnjährigen, und beschließt, sie zur Auserwählten seines Herzens zu machen. „Sie war schon sehr schön, groß und von dunkelbrauner Hautfarbe“ [2] , sollte er später gestehen. An den folgenden Tagen richtet er es so ein, dass ihre Wege sich immer wieder kreuzen. Dieses Gebaren mag ein wenig seltsam anmuten bei einem Mann, der Frauen aus aller Herren Länder „gekannt“ und bereits gut ein halbes Dutzend Ehefrauen hat.
    Jean-Bédel hat ohnehin einen recht eigenwilligen Geschmack, was Frauen angeht. Gegen Ende des 2. Weltkriegs heiratete er die Belgierin Annette Van Helst, später ein Mischlingsmädchen namens Marguerite Green Boyangua. Während des Unabhängigkeitskrieges tat er von 1948 bis 1954 in Indochina Dienst, bei welcher Gelegenheit sich sein Stamm an Gattinnen um zwei Frauen vermehrt: Martine N’Guyen Thi Hue und Jacqueline N’Guyen Thien Than. Später gesellten sich noch die Französin Astrid Van Erpe und die aus Kairo stammende Jüdin Helene Rachel Levy hinzu. Mit Letzterer schien er eine halbwegs stabile Beziehung eingegangen zu sein. Doch da sie keine Kinder bekommen konnte, trennte Bokassa sich von ihr – wider Willen, wie er selbst verkündete.
    Durch Catherine lernte er, eine Frau zu bewundern. „Sie geht mir unter die Haut, wo sie ohnehin schon immer war“ [3] , wird er eines Tages zu André Le Meignen, einem seiner Vertrauten, sagen. Seine Art, ihr den Hof zu machen, sucht allerdings ihresgleichen. Ein paar Tage nach ihrer ersten Begegnung lässt er sie von Soldaten entführen und einsperren. Dann bittet Jean-Bédel ihre Eltern um Catherines Hand, die schließlich seinen leidenschaftlichen Forderungen nachgeben: „Als ich ihre Eltern kennenlernte, stellte ich fest, dass ihr Vater ein entfernter Cousin war! Er wollte zuerst nichts von einer Ehe wissen, aber die Mutter, die aus dem Tschad stammt, hatte nichts dagegen einzuwenden.“
    Noch ist Bokassa nicht Diktator. Dazu ruft er sich erst im Jahr 1966 aus, als ein Staatsstreich gegen seinen Cousin David Dacko ihn an die Macht bringt. Aber er ist bereits Oberst und Stabschef der Streitkräfte. Catherines Eltern waren einfache Leute, für die es unvorstellbar war, das Angebot dieses starken und einflussreichen

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