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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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die Geschlechtsorgane habe er nie gesäubert. „Ich wasche mich in meinen Frauen“ [31] , meinte der Große Vorsitzende.
    Und doch ist Mao ein Mann von Geschmack. So ist ihm beispielsweise nicht gleichgültig, welche junge Frau man ihm ins Bett legt. Am meisten liebt er Tänzerinnen. Um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen, beauftragt er seinen Privatsekretär [32] , junge Frauen aus den kommunistischen Kunstorganisationen zu rekrutieren. Sie warten in seinen Räumen, bis die Frau des Großen Steuermanns eingeschlafen ist. Dann führt man sie heimlich in seine Gemächer. Sobald das Werk vollbracht ist, müssen sie sich ebenso heimlich wieder davonschleichen. Mao fürchtet das Theater, das seine Frau veranstalten könnte.
    Die Vorauswahl findet im öffentlichen Rahmen statt. Man organisiert Bälle in der Großen Halle des Volkes. Etwa hundert geladene Gäste tanzen Foxtrott und Walzer. Man erzählt den Mädchen, sie würden als Maos Partnerin mit ihm den Tanz eröffnen. Die Parteimitglieder sehen darin eine so große Ehre, dass sie sogar ihre Töchter oder Schwestern anschleppen. Mao gründet sogar eine eigene Tanztruppe, um sich jederzeit seinen Vorlieben entsprechend bedienen zu können. Er nennt sie „Kulturelle Aktionstruppe der Einheit in der zentralen Garnison“. Am 9. Juli 1953 ergeht der Befehl an die Armeekorps, aus ihren Theatergruppen junge Frauen zum Dienst in der Hauptstadt zu schicken. Peng Dehuai, der Oberkommandierende, startet die Operation „Konkubinen-Auswahl für den Herrscher“.
    Doch die Natur jener Abendveranstaltungen und die Rolle, die die jungen Frauen dabei zu spielen hatten, blieben auf Dauer natürlich nicht verborgen. Mao tanzte mit den Damen bis zwei Uhr morgens, bevor er Madame Mao aufsuchte. Hin und wieder.
    Dass Mao sich von jungen Krankenschwestern und Tänzerinnen angezogen fühlt, treibt Jiang Qing zur Verzweiflung. Bei den Abendveranstaltungen sieht sie die jungen Damen vorbeidefilieren. Doch wenn sie ihre Stellung in der Öffentlichkeit behalten will, muss sie gute Miene zum bösen Spiel machen. Eines Tages schimpft sie über eines dieser jungen Dinger. Maos Leibarzt vertraut sie ihre Meinung zum Thema an. Der Große Vorsitzende habe nun einmal ein sehr freies Liebesleben. Bei ihm seien geistige und körperliche Betätigung streng getrennt. Und es gebe einfach immer Frauen, die sich zur willenlosen Beute machen ließen.
    Daran gibt es für Jiang längst keinen Zweifel mehr. Seit dem Vorfall mit der Krankenschwester hat sie ihn immer wieder mit anderen Frauen im Bett überrascht. Sie, die von so vielen Männern, die ihren Weg kreuzten, begehrt wurde, fühlt sich tief gedemütigt. Seiner Untreue steht sie machtlos gegenüber. Eines Tages findet der Leibarzt sie weinend auf einer Bank am Tor des Palastes vor: „Doch sie ließ mich schwören, niemandem von ihren Tränen zu erzählen. Niemand – nicht einmal Stalin – könne aus einer Auseinandersetzung mit ihrem Mann je als Sieger hervorgehen. Und keine andere Frau würde je sein Herz gewinnen.“ [33] Ihre große Angst sei, dass er sie verlassen würde, jetzt, wo er sich nicht einmal mehr die Mühe machte, seine Vorliebe für junge Frauen vor ihr zu verbergen.
    Während Jiang Qing wieder einmal im Krankenhaus ist, lernt Mao im Büro für Vertrauliche Angelegenheiten eine neue Angestellte kennen. Die junge Frau hat einen sehr hellen Teint, dunkle, strahlende Augen und feine Brauen – genau das, was er liebt. Sie hatte die Aufmerksamkeit des Präsidenten erregt, als sie ihm erzählte, sie sei in der Grundschule einmal geschlagen worden, weil sie für ihn eingetreten sei, während ihre Kameraden ihn kritisiert hätten. Bald sieht man die beiden Tag und Nacht zusammen. Die junge Dame begleitet Mao sogar nach Shanghai. Sie ist die erste seiner Geliebten, die er nicht vor Jiang Qing verheimlicht. Und das schmerzt sie am allermeisten. Das Frauenzimmer ist auch noch stolz darauf, Maos Konkubine zu sein, und ist nett und freundlich zur Frau des Präsidenten. Jiang Qing, deren politische Ambitionen mäßigend auf ihre Eifersucht wirkten, schluckte auch diese Kröte. Sie hatte schließlich das Unvermeidliche akzeptiert.
    In den Siebzigerjahren allerdings rächt sie sich – zumindest ein ganz kleines bisschen. Als Mao eine neue Konkubine mit Namen Zhang Yufeng nahm, eine Zugschaffnerin, die er auf Reisen kennengelernt hatte, trifft Jiang Qing sich mehrere Male mit einem hübschen, jungen Mann, der amtierender

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