Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
Vom Netzwerk:
Auch er hat zahllose Gefahren hinter sich gebracht. Da hat er sich doch wohl ein kleines Intermezzo mit einer Krankenschwester verdient!
    „Ich interessiere mich nicht für Frauen“, vertraute er Edgar Snow 1936 an. Sein Leibarzt allerdings sieht das anders. „Ich hatte mich schon gewundert, wie zwanglos Mao über Sex sprach. Zum Beispiel interessierte er sich sehr für das Sexualleben Gao Gangs“ [28] , berichtet er. Der ehemalige kommunistische Führer der Mandschurei hatte Selbstmord begangen, nachdem man ihn 1954 angeklagt hatte, eine Verschwörung gegen die Partei angezettelt zu haben. Doch während der Gespräche mit seinem Leibarzt redete Mao so gut wie nie über Gao Gangs politische Verfehlungen. Ihn interessierte vielmehr, dass dieser mit mehr als hundert Frauen ein Verhältnis gehabt haben sollte. Mao habe vor allem wissen wollen, wie Gao Gang es geschafft habe, so viele Frauen zu verführen. „Mit mir sprach Mao nie über Gao Gangs politische Fehltritte. Stattdessen machte er sich Gedanken über Behauptungen, dass Gao mit mehr als hundert Frauen geschlafen habe, und überlegte, mit welchen Mitteln Gao sich seine Bettgenossinnen wohl geangelt hatte. [29] Der Große Vorsitzende bewunderte diesen Mann. ‚Gaos Frau gab zu, dass ihr Mann in der Nacht, in der er Selbstmord beging, zwei Mal mit ihr geschlafen hatte‘, bemerkte Mao. ‚Können Sie sich solche Wolllust vorstellen?‘“
    Von der ideellen Bewunderung zur praktischen Nachahmung ist es nur ein kleiner Schritt. Bezüglich Sexualität ist Mao ohnehin ein Anhänger der Lehren des Taoismus. Beharrt der Konfuzianismus auf einer strikten Trennung der Geschlechter, so betont der Taoismus die grundlegende Bedeutung der Sexualität. Dessen Lehren sind schon mehr nach seinem Geschmack: Je mehr Sex, umso länger lebt man. Ist das nicht wunderbar? Auf Grundlage dieser Doktrin entwickelt der Große Steuermann klare Vorstellungen von der Rolle der Sexualität in seinem Leben und seiner Politik. Mit einigen ganz persönlichen Eigenheiten, über die zu urteilen ich dem Leser überlassen möchte.
    Maos Geliebte waren vorzugsweise jung und unerfahren. Daher suchten sie den Rat des Leibarztes in Bezug auf die Vorlieben des Großen Vorsitzenden. Und dieser empfahl ihnen ein traditionelles Werk zur Lektüre: Der Klassiker vom geheimen Weg des gewöhnlichen jungen Mädchens . Die jungen Damen scheinen an dieser Einweisung Gefallen zu finden, denn was die Heldentaten Maos angeht, gestehen sie dem Leibarzt: „Alles, was er anpackt, ist fantastisch, absolut berauschend.“
    Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt, in Maos Nähe zu gelangen. Dem sexuellen Vergnügen des Parteivorsitzenden zu dienen war eine unvergleichliche Ehre, welche die wildesten Träume der jungen Mädchen überstieg. Das Auswahlverfahren ist hart: Man prüft zuerst, ob sie dem Großen Vorsitzenden auch tatsächlich zutiefst ergeben sind. Sie stammen durchweg aus armen Bauernfamilien, die der Kommunistischen Partei alles verdanken und Mao wie einen Messias verehren.
    Welch ein Aufstieg also für diese Mädchen aus einfachen Verhältnissen! Einige Stunden im Schlafzimmer des Präsidenten zu verbringen ist eine unvergessliche Erfahrung. Für die meisten Chinesen ist es ja schon ein Privileg, ja ein nahezu mystisches Erlebnis, wenn sie den Großen Vorsitzenden auf der Tribüne des Tiananmen-Platzes erleben dürfen. Während der Kulturrevolution wurden die Mangos, die Mao den Arbeitern zu schenken pflegte, zu Kultobjekten. Das Wasser, in dem man ein Stück dieser Frucht auskochte, sollte gar heilende Kräfte besitzen. Wie musste es dann erst sein, mit Mao das Lager teilen zu dürfen?! Eine empfindliche Nase durfte man allerdings nicht haben. Der Große Vorsitzende war kein Anhänger von übertriebener Körperpflege. Er putzte sich nie die Zähne, sondern spülte sich nur morgens mit ein wenig Tee den Mund aus. Danach kaute er ein paar Blätter. Jedem Versuch, ihn zu einem Zahnarztbesuch zu bewegen, widerstand er heldenhaft. Peng Dehuai, Parteifunktionär und ehemaliger Verteidigungsminister, berichtet von den Folgen: „Man könnte sagen, dass die Zähne des Vorsitzenden von einem grünen Film überzogen sind.“ [30]
    Er wusch sich auch nicht. Seiner Ansicht nach war das Zeitverschwendung. Stattdessen frottierten ihn seine Assistenten jeden Abend mit heißen, feuchten Tüchern ab, während er las, Dokumente durchsah oder sich mit jemandem unterhielt. Sein Leibarzt schreibt, vor allem

Weitere Kostenlose Bücher