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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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faschistischem Muster ausstatten.
    Garcia Domingues ist Inspektor in Porto. Eines Tages erzählt er Felismina, entweder weil er ihren Charakter nicht kennt oder sie provozieren will, dass es in Porto viele Gefängnisse gäbe, denen er gerade erst entkommen sei, obwohl er sicher bald wieder einsitzen würde. Seine Prophezeiung sollte sich schnell bewahrheiten. Aus dem Gefängnis schreibt er ihr, ob sie sich nicht bei Salazar für ihn verwenden könne. Sie berichtet an António: „Garcia Domingues sitzt aus politischen Gründen in Saal 3 des Aljube-Gefängnisses ein. Vor drei Tagen hat er mir einen langen Brief geschrieben (was er noch nie getan hat!). Darin erzählt er Zeugs, das ich nicht verstehe und nicht verstehen will, hohe Philosophie, die zu nichts anderem gut ist, als einen komplett verrückt zu machen. Er aber ist nicht nur verrückt, sondern auch gerissen. Er erzählt mir allerhand Zeug, um mir weiszumachen, er sei traurig, eingesperrt zu sein.“
    Niemand entgeht den Berichten des Auges von Viseu, nicht einmal die höchsten Beamten. „Der Polizeikommissar ist ein Mann der Nacht und der Kneipen, wo er bis zum Morgen bleibt. Er zählt Staatsfeinde zu seinen Bekannten, die er verhaften will … nachdem er sie gewarnt hat“, berichtet sie António. Nachtschwärmer, Lustmolche und vor allem Kommunisten sind ihre schwarzen Schafe: „Sie wissen sicher, dass die Dinge hier nicht gut laufen. Die Staatsmacht ist aus allen Ecken vertrieben. Alles wird vernachlässigt, man überlässt das Feld dem Feind. Gestern erst hat man mir gesagt, dass Viseu die drittstärkste Stadt der Kommunisten ist. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie die erste gewesen wäre.“
    Sie verbirgt ihre wahren Gefühle und destilliert sie zu einem unerbittlichen Nationalismus. Und Salazar dankt es ihr, indem er sie mit einer erheblichen Machtfülle ausstattet. Sie schafft sich Feinde. Der Hass, der ihr in Viseu und anderen Orten entgegenschlägt, wächst.
    Von Zeit zu Zeit lädt Salazar sie ein, um mit ihr in Jugenderinnerungen zu schwelgen: „Mein Herz frei sprechen zu lassen, meinem lieben Freund die Zeiten unserer Jugend ins Gedächtnis zu rufen. Was, schon so lange ist das her? Jetzt, wo wir beide schon ein halbes Jahrhundert gelebtes Leben hinter uns haben? Doch die Wiederholung ist schmerzhaft, denn der, der sich erinnert, weiß nichts mehr zu sagen, oder er fühlt sich nicht gehört. Und die Erinnerung lässt uns noch schneller altern …“
    Felismina hat sich für Salazar aufgeopfert. Sie hat ihn zu ihrem Jesus, zum Objekt ihrer einzigen Liebe erkoren. Auch António wird nie in den Hafen der Ehe einlaufen. Micas, die Nichte seiner Haushälterin aus Santa Comba Dão, berichtete, er habe ihr einmal gestanden, dass er Felismina habe heiraten wollen: „Auf jeden Fall gehörte sie zu den Frauen, die ihn am meisten geprägt haben. Sie war seine erste Liebe.“ [4] Allerdings sollte er noch viele andere haben.
    Ein Abstecher ins Hotel Borges
    Frauen- oder Menschenhasser?
    António Salazar sollte sich tatsächlich nie verheiraten. Er wird das Land dreißig Jahre lang allein regieren und dabei wie ein Domherr wirken, der die Irrungen des Fleisches und des Herzens längst hinter sich gelassen hat. Propaganda und Zensur funktionierten so gut, dass man den Landesherrn als keuschen Mönch betrachtete, der nur mit seinem Land verheiratet war. Nichtsdestotrotz blieb ihm eine der Frauen, denen er begegnet war, für immer ergeben: Felismina de Oliveira. Salazar teilte die Macht nicht. Nicht einmal mit einer Frau. Schon gar nicht mit einer Frau. Die Staatsräson hatte über den Wunsch nach einem glücklichen Heim gesiegt. Gelegentliche Amouren allerdings gestattete er sich. Dabei gehorcht er letztlich nur einer Regel: bloß kein Engagement, bloß nicht die Kontrolle verlieren. Und dies ist nicht der einzige Widerspruch in seiner schillernden Persönlichkeit: Er liebt die europäische Zivilisation, und doch hasst er das Reisen und besucht die portugiesischen Kolonien in den vierzig Jahren seiner Regierung nicht einmal. Er ist der unumschränkte Herrscher über Portugal, und doch lässt er sich als überzeugter Antidemokrat nicht zum Präsidenten ernennen. Salazar ist eine janusköpfige Gestalt: ein ehemaliger Priesterseminarist, der die freie Liebe praktiziert; ein Militarist, der im Krieg neutral bleibt; ein Monarchist, der die Republik beibehält; ein Diktator, der in über vierzig Jahren der Macht jeden Putsch- und jeden Mordversuch

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