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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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lebt im Erdgeschoss eines engen, düsteren Hauses in der Rua Duque de Loulé 91.
    Und der frischgebackene Minister sieht Maria-Laura wieder. Sie ist seit sieben Jahren mit dem Geschäftsmann Eduardo Rodriguez de Oliveira verheiratet, mit dem sie nach Lissabon gezogen ist. Der Onkel ihres Mannes, ein Abenteurer, der Alleinvertreter für ganz Spanien der Baggerfirma Caterpillar ist, lebt in Sevilla, will aber eine Niederlassung in Portugal eröffnen. Diese soll der leichtfertige Ehemann Maria-Lauras leiten, dessen Neigung zum schönen Geschlecht ihn aber zu einem schlechten Geschäftsführer macht.
    Maria-Laura hat keine Kinder, doch die Jahre nagen an ihren schönen Zügen. Der mittlerweile ausgesprochen mächtige „Rattenfänger“ liebt ihr luxuriöses Parfum. Dieses Mal gibt sie seinen Avancen nach. Noch nie war Salazar weiter vom tugendhaften Seminaristen entfernt.
    Maria-Laura fängt ein Verhältnis mit dem Minister an. Sie darf sogar unangemeldet sein Büro betreten. Auf Antónios Bitte hin richtet sie seine Wohnung neu ein. Auf das Sofa im Salon legt sie vier Kissen, deren Leinenbezug sie mit Herzen bestickt. Herzen, die der Pfeil Cupidos durchbohrt hat. Als er eines Tages aus dem Ministerium zurückkehrt, findet Salazar nicht nur sie, sondern auch ein Paket vor. Zusammen sitzen sie auf dem Teppich und packen das geheimnisvolle Ding aus. Sehr viel später wird sie João Brito und Cunha, dem Gouverneur von Porto, Folgendes erzählen: Das Paket enthielt eine schmiedeeiserne Laterne, deren vier Glasscheiben in den wechselnden Farben des Tageslichts schimmerten: dunkelblau, weiß, orange und gelb. Salazar verließ den Raum und kam mit Hammer, Zange, Nagel und Schraubenzieher zurück. Mit diesen Werkzeugen befestigte er die Laterne an der Wand. Dann löschte er alle Lichter im Salon. Er drehte die Laterne so, dass ein gelber Lichtstrahl auf das Gesicht seiner Geliebten fiel, und bat sie, sich zu setzen und die Augen zu schließen. Dann meinte er zu ihr: „Maria-Laura, wir müssen uns etwas einfallen lassen. Stell dir eine paradiesische Landschaft für uns beide vor. Die Sonne geht gerade auf. Ich will dir keinen Ort vorschreiben. Stell dir nur eine Landschaft vor, die du liebst. Dann werden wir unsere Einbildungskraft dort vereinen.“ [7] Nach diesen Worten erhob er sich wieder und wiederholte das Ritual mit den anderen drei Glasscheiben.
    Da sie die wenig glorreichen Abenteuer ihres Mannes satt hat, hat Maria-Laura keinerlei Skrupel, sich öffentlich am Arm des Ministers zu zeigen. Eines Tages flanieren sie durch die Straßen des Chiado-Viertels und mehrere Männer pfeifen ihr nach. Und Salazar erklärt ihr in einem Anfall von Eifersucht oder vielleicht auch von Knickerigkeit: „Maria-Laura, glaub bloß nicht, dass du so viel Geld für Kleidung ausgeben kannst, wenn wir erst verheiratet sind. Wenn du meine Frau werden willst, musst du mit dem auskommen, was ich dir bieten kann.“ Sie bleibt wie angewurzelt stehen, mustert ihn von oben bis unten und erklärt dann: „Wer sagt Ihnen denn, dass ich Ihre Frau werden will? Adieu, mein Lieber, Sie können sich künftig mit Ihrem Geiz amüsieren.“ Eine öffentliche Ohrfeige für den Minister.
    In Wahrheit hatte Maria-Laura schon nach einer eleganten Lösung zur Beendigung dieses Verhältnisses gesucht. Sie fährt mit ihrem Ehemann nach Sevilla, wo sein Onkel lebt. Der Mann ist mittlerweile Millionär und führt ein luxuriöses Leben. Doch durch diese Reise eskalieren die Spannungen zwischen den beiden. Eduardo wirft ihr vor, mehrere Liebhaber zu haben. Sie macht ihm Vorhaltungen, dass er ihr Vermögen am Spieltisch verloren hat. Bald ist sie wieder zurück in Lissabon und reicht die Scheidung ein. Sie erlangt eine Scheidung zu ihren Gunsten und zieht sich erst einmal in ein Erholungsheim im Benfica-Viertel zurück, wo sie zwei Monate lang bleibt. Dann ist auch der Zorn auf den Finanzminister verraucht, und die Romanze findet ihre Wiederaufnahme.
    Im Dezember 1930 verbringt Salazar Weihnachten mit seiner Familie. Dann aber kehrt er schleunigst nach Lissabon zurück, um wenigstens den Jahreswechsel in den Armen seiner Geliebten zu verbringen. Maria-Laura, die sich ihrer Macht über Salazar sicher ist, verewigt sich am Silvestertag in seinem Kalender: „Mehr als gestern, weniger als morgen.“ Diesen Spruch unterzeichnet sie mit ihren Initialen [8] .
    In der Folge ehelicht Maria-Laura den finanztüchtigen Onkel ihres Ex-Ehemannes und zieht in seine Luxusvilla in

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