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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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fliehen.
    Ihre häufigen Reisen erregen allmählich Argwohn. Die Franzosen nehmen ihr ihren Diplomatenpass ab, die Deutschen behalten sie im Auge. Man hat sie im Verdacht, für die Alliierten zu arbeiten. Bald hat Mercedes vom Krieg genug und beschließt, in die Heimat ihres Vaters zurückzukehren. Sie zieht ins Hotel Borges – im Gepäck eine Reihe französischer Bücher. Sie liebt die Klassiker – Fénelon, Molière –, aber auch die Modernen wie Apollinaire und Rimbaud. Eher verführerisch als schön raucht sie ihre Gauloises mit einer nahezu meterlangen Zigarettenspitze, über die sie ihre Bewunderer mit ihren riesigen schwarzen Augen anblickt. Mercedes ist eine kultivierte, aber wenig freundliche Frau. Sie verkehrt hauptsächlich mit Schriftstellern und Künstlern, zu denen auch António Ferro gehört, der ihr eine Karriere als Journalistin ermöglicht.
    Wie Salazar es verstanden hat, sein Land aus dem Krieg herauszuhalten, hat sie tief beeindruckt. Im Sommer 1945, bevor sie nach Paris zurückkehrt, bittet sie, ihn kennenlernen zu dürfen. Der „Doutor“ – der Doktor – ist viel zu neugierig, um abzulehnen. Und viel zu wagemutig, um es bei einer simplen Unterhaltung zu belassen. Und so sehen sie sich künftig, wann immer seine Reisen um die Welt ihm dazu Zeit lassen. Auf einer mit Herzchen und Blümchen vollgekritzelten Postkarte schreibt Mercedes ihm auf Französisch: „Jedes Herzchen soll Ihnen meine liebevollen Gedanken und meine besten Wünsche zum Osterfest bringen. Bleiben Sie gesund. Ich umarme Sie, Mercedes.“ [10]
    Da sie seit ihren Kindertagen zahllose Diplomaten kennt, steht ihr ein ganz außergewöhnliches Netz von Informanten zur Verfügung, und diese Quellen teilt sie mit dem Ministerpräsidenten Portugals. Salazar schreibt ihr eine Karte ohne Datum, aber mit folgendem, vielsagendem Text: „Ich habe die Lieferungen aus Paris und Straßburg erhalten. Wenn Sie nach Lissabon kommen, lassen Sie es mich wissen. Wir sehen uns zur selben Zeit wie immer.“
    Als moderne Frau weiß Mercedes, wie sie den Mann, den sie begehrt, zu behandeln hat. Und sie verlangt von ihm ohne jede Scham den ein oder anderen Gefallen. Entspricht er ihren Wünschen nicht umgehend, bekommt er ihren Unmut zu spüren: „Für meinen Cousin Lopo Feijó, der im Informationsministerium von Porto arbeitet, haben Sie nichts getan. Das ist, mit Verlaub gesagt, nicht besonders nett, nein, gar nicht nett von Ihrer Seite. Mir gegenüber, die ich immer Ihre Freundin war und alles für Sie tun würde, wie Sie wissen!“ Die Drohung ist unmissverständlich: keine Vorzugsbehandlung für den armen Cousin, keine Informationen mehr von der Intrigantin.
    Im Hotel Borges reserviert sie stets denselben Raum. Das Hotel ist en vogue. Leute aus den besten Familien steigen dort ab, auch die Opernsänger, die später im Teatro São Carlos auftreten werden. Sobald Mercedes dort abgestiegen ist, ruft man im Amt des Ministerpräsidenten an. Kurz darauf kommt dann ein Regierungswagen, der sie abholt. Salazar besucht sie zu festen Zeiten, einmal die Woche. Doch Routine kann der sprunghafte António nun einmal nicht ertragen.
    Aus Paris erreicht ihn ein Brief von ihr: „Ich scheine Ihnen so fern in Ihrer Residenz in São Bento (wie ein Adler auf seinem Felsvorsprung) … Doch ich habe tatsächlich Heimweh … ich denke immer gern an die Kakerlaken im Hotel Borges zurück.“
    António nutzt sie zwar weiter als Informantin, doch nach 1950 findet er immer wieder eine neue Entschuldigung, um sich nicht mit ihr treffen zu müssen. Mercedes ist eine seiner Geliebten, die er eher auf Distanz hält: „Nun bin ich wieder in Lissabon und schon wieder halb auf dem Rückweg. (Ich tue ja ohnehin nichts anderes als an- beziehungsweise abzureisen.) Möchten Sie mich demnächst gerne sehen? Wenn es Sie nicht stört, ich würde mich wirklich freuen. Mein Besuch in Portugal wäre nicht vollkommen ohne Sie. (Und ich wäre sehr traurig.) Seien Sie so freundlich und lassen Sie mich rufen.“ Die Antwort ist unmissverständlich: „Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen für Ihre Karte. Wenn Sie wieder in Lissabon sind, melden Sie sich doch. Ich werde Sie in São Bento oder in der Festung Santo António empfangen.“
    Seit seinem letzten Parisbesuch gibt es nämlich eine andere Frau, die den „Doutor“ inspiriert.
    Wenn die Liebe zwei Mal klingelt …
    Felismina, Maria-Laura, Emilia und Mercedes – wurden sie von einem leidenschaftslosen Mann der Staatsräson

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