DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
geopfert oder vernachlässigt, weil Salazar zur Liebe nicht fähig war? Vermutlich von beidem ein bisschen.
Eines Tages wird Salazar seinem Propagandaminister António Ferro ein merkwürdiges Geständnis machen: „Wie oft habe ich mich schon von der unzweifelhaften Ernsthaftigkeit von Demonstrationen rühren lassen! Wie oft hat mich schon der Wunsch gepackt, dem Volk meine Dankbarkeit entgegenzuschreien! Doch sobald ich bereit bin zu sprechen, erhebt sich in mir eine Stimme, die sagt: ‚Schweig still. Du vergisst dich …‘ Wenn ich mich von solchen Einflüssen leiten ließe, wäre ich nicht mehr ich selbst. Und dann wäre es nicht mehr redlich, weiterzuregieren.“ [11] Die Regungen des Herzens sind Salazars schlimmster Feind: „Ich ziehe den Respekt der Liebe vor“, meint er. „Die Liebe vergeht … Die Leidenschaft […] ist zu unbeständig. Und sehr gefährlich. Wer mir heute Beifall klatscht, kann sich morgen von mir abwenden, wenn er eine neue Leidenschaft entwickelt.“
Wir schreiben das Jahr 1951, Salazar ist nun zweiundsechzig Jahre alt. Der weibliche Hofstaat um ihn herum langweilt ihn mittlerweile. Und doch sollte die größte Leidenschaft seines Lebens noch auf ihn warten.
MUSSOLINI
„Sobald ich merke, dass man mich zum Idol verklärt, werde ich mich selbst auslöschen“, sagte Mussolini 1915. Diese Prinzipien aber musste er schnell vergessen haben, denn Italien huldigte bald ungehemmt seinem Führerkult. Hier ein junges Mädchen, das 1923 Mussolinis Konterfei auf dem Badeanzug trägt.
„Sie verfolgt mich geradezu mit ihrer Liebe, aber diese Frau könnte ich niemals lieben. Ihre Kleinlichkeit stößt mich ab.“ Margherita Sarfatti (1880–1961) ist die ungekrönte Königin des italienischen Faschismus.
„Wenn ich in der Wüste lebte und die einzige verfügbare Frau Angelica wäre, würde ich lieber einem Affenweibchen den Hof machen.“ Angelica Balabanoff (1878–1965) wurde zum weiblichen Pygmalion, der Mussolini schuf.
„Warum weinst du denn? Was hast du bloß? Bist du etwa in mich verliebt? Ich weiß nicht. Du musst verrückt sein. Oder sehr dumm.“ Mussolini und Clara Petacci (1912–1945) sahen die Leidenschaft nicht voraus, die sie aneinander band und schließlich in den Tod führte.
„Wenn du mich zurückweist, werfe ich mich mit dir zusammen auf die Straßenbahngeleise.“ Mussolini hatte gute Argumente, als er Rachele Guidi (1890–1979) um ihre Hand bat.
LENIN
„Die Forderung der Frauen nach freier Liebe ist nicht eigentlich eine proletarische, sondern eher eine bürgerliche Forderung.“ Und doch teilt Lenin sein Leben mit einer verheirateten Frau. Inessa Armand (1874–1920) ist Revolutionärin, Feministin und Vorkämpferin der freien Liebe.
„Diese Jahre haben mich für immer an die Arbeiterklasse geschmiedet.“ Nadja Krupskaja (1869–1939) lässt weder den Marxismus noch Lenin je im Stich. Sie heiratet ihn 1898. Hier hält sie an den Ufern der Wolga eine Rede.
STALIN
„Sie ließ mein Herz dahinschmelzen“, sagt Stalin von Ekaterina Swanidse (1880–1907), seiner ersten Frau, die er leidenschaftlich liebt und verliert.
„Ich habe mehr als zehn Kilo verloren. Ich muss andere Sachen unter meine Röcke ziehen, weil sie mir regelrecht herunterrutschen. Ich habe so viel Gewicht verloren, dass die Leute mich schon gefragt haben, ob ich verliebt bin.“ Nadja Allilujewa (1901–1932) ist Stalins zweite Frau. Sie führte eine ebenso kurze und tragische Existenz wie ihre Vorgängerin in Stalins Herz.
SALAZAR
„Alles, was ich von diesem mir unbekannten Gesicht im Moment wahrnehme, sind die Augen. Ganz schwarze, dreieckige, lebhafte Augen.“ Christine Garnier ist eine französische Journalistin, die über Salazar eine Biografi e schreiben will. Ein einziger Blick genügt. Hier im Garten des „Doutor“ in Lissabon.
BOKASSA
„Die neue Kaiserin, die in einer der Missionsschulen im Busch erzogen worden war, sah beeindruckend aus. Sie legte eine wunderbare Haltung an den Tag.“ Valéry Giscard d’Estaing ist nicht der Einzige, der von der Schönheit Catherine Bokassas beeindruckt ist. Hier bei einem Galadinner in Bangui im März 1975.
Am 4. Dezember 1977 wird Catherine, gekleidet in ein diamantenfunkelndes Gewand, zur Kaiserin Zentralafrikas erklärt.
MAO
„Ich hatte mich in ihn verliebt, nachdem ich viel über ihn gehört und viele seiner Artikel und Aufzeichnungen gelesen hatte ...
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