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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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Leben schön …“
    Der düpierte Ehemann verlangt die Scheidung, und Christine heiratet bald wieder, aber die zweite Ehe ist kaum glücklicher als die erste. „Sie haben ja so recht, niemand nimmt sich meiner an, niemand beschützt mich, das war schon mein ganzes Leben so. Nur mein Sohn schenkt mir ein wenig Trost (und Sie natürlich)“, schreibt sie an António.
    Und immer noch nützt Salazar seine Wirkung auf Frauen zur Informationsbeschaffung. Christine reist viel, hat gute Kontakte zur französischen Elite, geht mit Ministern und anderen Würdenträgern aus. Schickte er sie etwa vor, wenn die zu behandelnden Fragen zu delikat für eine offizielle diplomatische Mission waren? In gewisser Weise nimmt Christine damit jene Rolle ein, die früher Mercedes innehatte – in einer Beziehung, in der sich politische Interessen und Gefühle unauflöslich verquicken.
    „Seine Stimme – wie würde ich mir wünschen, ihr Timbre beschreiben zu können! […] In meinen Ohren tönt sie wie Gesang. Sie ist tief und schmeichelnd, und doch klingt zwischendrin ein stahlharter Unterton an: So ist keine Stimme außer der seinen. Sie erinnert mich an einen Dolch in seidenem Futteral.“ Irgendwann aber hört Salazar auf, sie anzurufen. Die Stimme, die Christine so sehr liebt, erstirbt.
    Sie glaubte, seine letzte Gefährtin zu sein, für die er sein emotionales Gefängnis endlich verlassen würde: „Manche Menschen behaupten, ich würde das Leben nicht lieben“, hatte er ihr eines Tages anvertraut. „Das ist vollkommen falsch. Ich liebe nur mein Leben nicht. […] Ich würde lieber hier auf dem Land, zwischen den Weinbergen, noch ein paar ruhige Jahre verbringen, statt zu herrschen. Oder glauben Sie etwa, ich hätte nicht auch gerne eine Familie gegründet? Glauben Sie nicht, ich würde nicht auch lieber ruhig schlafen können, frei von den tausend Krämereien, die zum Regierungsgeschäft gehören, vor allem, wenn man dreiundzwanzig Jahre lang sein Gefangener ist?“
    In diesem Gefängnis wird er ausharren bis zum Schluss. Nur Maria, seine Haushälterin, wird in seinen letzten Momenten bei ihm sein. Sie steht ihm am 27. Juli 1970 im Todeskampf bei. Der „Doutor“ stirbt an ihrer Seite, ohne die Frau, die ihn seit Beginn des Jahrhunderts heimlich liebte und seinetwegen Jungfrau blieb, auch nur eines Blickes zu würdigen. Felismina, Emilia, Christine und Maria haben das Gesetz Salazars kennengelernt wie niemand sonst: „Man kann Politik mit dem Herzen machen, regieren aber kann man nur mit dem Verstand.“
[1]
Zu den Auszügen aus Felismina de Oliveiras Tagebuch siehe: Felicia Cabrita, Os amores de Salazar, Lissabon 2007. Auch alle weiteren Tagebuchauszüge zu den Eroberungen Salazars stammen aus Cabritas Buch.
[2]
Was Salazars Anfänge auf dem gesellschaftlichen Parkett angeht, siehe: António Rosa Casaco, Salazar na Intimidade, Lissabon 1954.
[3]
Nationalarchiv von Portugal, Torre do Tombo, Fonds António Salazar, Abteilung „Correspondëncia oficial relativa a Educaçao“.
[4]
Maria da Conceição de Melo Rita (genannt „Micas“), Os meus 35 anos com Salazar, Lissabon 2007. Die Aussagen dieser jungen Frau, die Salazar schon als Kind bei sich aufnahm, sind in puncto Objektivität mit Vorsicht zu genießen.
[5]
Siehe dazu Yves Léonard, Salazarisme et fascisme, Paris 1996.
[6]
Dieser Dialog wird von Franco Nogueira in Salazar, Porto 1986, aufgeführt.
[7]
Die Manuskripte und Dokumente, die João de Brito e Cunha (1907–1982) hinterlassen hat, werden von Rodrigo Ortigao de Oliveira und Lourenço Correia de Matos ausgewertet und in Bälde auf Portugiesisch veröffentlicht.
[8]
Die privaten Dokumente Salazars sind einsehbar im Nationalarchiv von Portugal, Torre do Tombo, Fonds António Salazar, Abteilung „Papéis pessoais“. Siehe das ganz ausgezeichnete Inventarverzeichnis von Maria Madalena Garcia, Arquivo Salazar: ­inventário e índices, Lissabon, Biblioteca Nacional, 1992.
[9]
Im Archiv von Torre do Tombo finden sich zwei Tagebücher, in denen wir nachlesen kön­nen, wie Salazar vom 1. Januar 1933 bis zum 6. September 1968 seine Zeit verbrachte.
[10]
Mercedes de Castro Feijó, Lettres de Suède: quatorze lettres, in: Revista Ocidente, Lissabon 1940.
[11]
António Ferro, Salazar. Le Portugal et son chef, Paris 1934.
[12]
Christine Garnier, Vacances avec Salazar, Paris 1952.
[13]
Marcello Mathias, Correspondência com Salazar, Lissabon 1987.

5

Bokassa:
Neuigkeiten aus Bangui, der Koketten
    Ein künftiger Kaiser

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