Die Frauen des Journalisten (German Edition)
Frage, die er stellen wollte.
„Es ist von dir, von wem denn sonst. Seit Monaten hat mich kein anderer angefasst, dass weißt du genau. Und was soll nun werden?“
Wortmann noch immer wie erstarrt, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ein Kind, eine Frau, das Studium, kein Geld. Er sah sie nicht an.
„Ich kann dir jetzt keine Antwort geben, ich kann überhaupt nichts sagen.“ Er zog sich hastig an und war schon auf dem Weg zur Tür, da drehte er sich noch einmal um: „Ich melde mich wieder, wenn.... tut mir leid, ich kann nicht!“
Er ging, nein, er flüchtete. Es nahm ihm die Luft. Wohin? Wie blind lief er durch einige Straßen. Rempelte ein paar Leute an, die hinter ihm her schimpften. Wäre fast in ein vorbeifahrendes Auto gelaufen. Plötzlich bemerkte er, wohin ihn sein Unterbewusstsein getragen hatte. Er war in Röders Straße. Röder, endlich, er musste mit Röder reden, Röder sah die Dinge immer klarer als er, sachlicher. Vor Röders Haus angekommen, sah er Licht in dessen Fenster. Er pfiff kurz, ihr verabredetes Zeichen. Das Fenster wurde geöffnet, der Freund schaute heraus und rief erfreut herunter.
„Komme, Moment.“
Kurz darauf öffnete er die Haustür, sah in Michaels Gesicht.
„Mann, was ist denn mir dir los? Bist du krank?“
„Nein, ich werde Vater.“, kam kurz und direkt die Antwort.
Röder packte den Freund am Arm und schob ihn die Treppe hinauf in sein Zimmer, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Er schob ihn zu seiner Liege.
„ Hinsetzen!“
Dann holte er eine angefangene Flasche Korn und zwei Bier aus seiner kleinen Küche. Er goss sich und dem Freund einen Schnaps ein.
„Los, trink erst mal einen, dann reden wir.“
Mehr als eine Stunde später, die Flasche Korn war leer, waren die Freunde zu dem Ergebnis gekommen, dass Wortmann die Frau heiraten musste. Das war der einfachste Weg. Schon am nächsten Nachmittag war er deshalb wieder bei Irene. Ohne viele Worte teilte er ihr seinen Entschluss mit.
„Wir werden heiraten. Ohne großen Aufwand, nur wir beide. Standesamt reicht. Bist du einverstanden? Wir haben dann Anspruch auf eine kleine Wohnung, mehr können wir uns für die nächste Zeit nicht leisten.“
Irene fiel ihm um den Hals und tränenüberflutet konnte sie nur immer wieder sagen:
„Ja, ja, du wirst schon alles richtig machen.“
Das junge Paar, das sich kaum kannte, zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein konnten, heirateten zwei Wochen später. Die Tage waren für beide wie im Fluge vergangen. Sie hatte die kleine Wohnung, die ihnen zugewiesen worden war mit Möbeln, die Kollegen und Kommilitonen nicht brauchten, eingerichtet. Irene hatte ihr Zimmerchen bei ihrer Mutter ausgeräumt. Das Nötigste war nun vorhanden und sie hatten sich an das gemeinsame Leben irgendwie gewöhnt. Das Kind sollte Anfang Februar zur Welt kommen.
Wenige Tage vor Weihnachten, der erste Schnee war gefallen, wollte Irene noch einige Einkäufe erledigen. Mit einer dichten Wolkendecke am Himmel war es an diesem Tag sehr früh dunkel geworden. Von einer Bekannten aus dem Haus hatte sie erfahren, dass es heute in dem Spezialgeschäft für Babyausstattungen schöne Babygarnituren geben sollte. Dort wollte sie noch hin, eh wieder alles ausverkauft sein würde. Mit einem Lächeln im Gesicht machte sie sich auf den Weg, in Gedanken ganz bei dem Kind.
Ohne auf die wenigen Autos zu achten überquerte sie die Ringstraße. Die rechte Fahrbahn war spiegelglatt. Das nahm Irene aber erst war, als es schon zu spät war. Ihr riss es das rechte Bein weg, sie fiel auf den Rücken und schlug mit ihrem Kopf auf die Straßenbahnschiene. Ein entgegenkommendes Auto konnte von seinem Fahrer nicht mehr rechtzeitig zum Stehen gebracht werden. Das ausgestreckte Bein wurde von dem Auto überrollt.
Wortmann saß an seinem Küchentisch. Er musste sich auf eine Klausur vorbereiten. Zwischen seinen Büchern stand sein Abendbrot, auf dem rechteckigen Tisch mit dem Wachstuch darauf, dass Irene für ihn vorbereitet hatte. Das kleine Kofferradio auf dem Küchenschrank spielte gerade „Proud Mary“. Zeit für eine kleine Pause. Er wippte mit den Füßen im Rhythmus der Musik, öffnete seine Flasche Bier und genoss das Alleinsein. Am liebsten wäre er aufgestanden um nach der Musik zu tanzen. Das aber konnte die Frau unter seiner Küche hören und mit Sicherheit würde sie Irene wieder in den Ohren liegen, weil es zu laut war. So schaltete er nur die Deckenlampe aus, trat ans Fenster und bewegte
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