Die Frauen des Journalisten (German Edition)
auf.“ Die Frau drückte den Türöffner.
„Frau Metzler ist für ein paar Tage weggefahren. Kann ich ihr was ausrichten?“, fragte die Frau, nachdem Röder vor ihr stand.
„Mein Name ist Röder, ich bin Rechtsanwalt und müsste Frau Metzler in einer Angelegenheit dringend sprechen. Wie kann ich sie denn erreichen?“ Er zeigte der Frau seine Visitenkarte.
„Für ganz besonders wichtige Angelegenheiten habe ich ihre Mobiltelefonnummer. Würde Ihnen das helfen?“
Röder tat so, als habe er die bereits und das niemand an das Telefon gehen würde.
„Wissen Sie vielleicht, wo sie hingefahren ist?“
„Nach Hause, sie sagt immer nach Hause. So oft es geht, fährt sie dorthin.“
„Nach Hause? Wo ist das?“
„Genau weiß ich es nicht, irgendwo bei Leipzig.“
Röder bedankte sich bei der Frau und verließ das Haus. Nachdenklich ging er zum Auto zurück. Die Frage, was wusste Michael eigentlich über diese Frau, drängte sich ihm immer wieder auf. Er hatte nie über sie gesprochen. Ich muss da noch mal zurück, dachte er, kaum dass er im Auto saß. Also stieg er wieder aus und ging zum Haus zurück. Er klingelte wieder bei der Frau.
„Ich bin es noch mal.“, sagte er, nachdem sie auf das Klingeln reagiert hatte.
„Würden Sie mir bitte nochmals öffnen? Ich habe noch eine Frage, es ist sehr wichtig.“ Die Tür wurde wieder geöffnet.
„Sie wissen doch sicher, seit wann Frau Metzler hier wohnt.“, wollte er nun wissen.
„So lange wohnt sie noch nicht hier. Ich meine, so wie ich. Warten Sie mal, ja als sie einzog war es Sommer. Zwei Jahre sind es deshalb noch nicht.“
Röder kam ihr zuvor.
„Sie meinen, dass sie im Sommer 1996 hier eingezogen ist?“
„Genau, so ungefähr.“
„Und wissen Sie vielleicht, wo Frau Metzler arbeitet?“
„Aber ja. Sie arbeitet hier im Pflegeheim. Sie ist doch Altenpflegerin.“
„Wissen Sie das genau?“
„Ja natürlich, wir haben uns schon einige Male über ihre Arbeit dort unterhalten. Sie hat mir auch vorgeschlagen, dass ich dort wohnen könnte, wenn ich mal nicht mehr allein zurechtkommen sollte.“
„Bis dahin haben Sie aber noch genügend Zeit.“, erwiderte er freundlich. Er sah auf das Türschild nach ihrem Namen.
„Frau Brettschneider, Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Vielen Dank für Ihre Auskunft und auf Wiedersehen.“
Röder ging wieder zurück zum Auto. Einige Minuten saß er ruhig hinter seinem Lenkrad. Er fand keinen Sinn in dem, was die Frau ihm erzählt hatte. Sie, die Altenpflegerin kam nach Berlin, traf zufällig auf Michael, verliebte sich, brachte ihn hinter Gitter, weil er nicht das Gleiche für sie empfand? Er sah auf seine Uhr, 20.35 Uhr. Bis er zurück ins Büro kam, würde eine Menge Zeit vergehen. Jetzt, so spät noch in das Pflegeheim zu gehen war auch unsinnig. Und überhaupt, was sollte das bringen? Morgen würde er alles weitere mit Paul besprechen. Er nahm also sein Handy und rief ihn an:
„Hallo Paul, sei doch bitte morgen so gegen 9 Uhr bei mir im Büro. Du wirst nicht glauben, was ich eben erfahren habe. Geht das in Ordnung morgen früh?“
„Bestimmt. Mehr willst du jetzt nicht sagen?“
„Nein Paul, lass uns morgen reden. Ich bin noch in Rangsdorf.“
***
Noch nie vorher war er ohne jegliche Beschäftigung, ohne sinnvolle Beschäftigung gewesen. Immer hatte er gearbeitet. Damals während der Schulferien, in den Semesterferien, sogar nachmittags und abends während des Studiums. Diese Untätigkeit wurde für ihn immer unerträglicher. Daran, dass er hier ohne Grund festgehalten wurde, ließ sich nichts ändern. Noch nicht. Er konnte nur warten wie Röder und Lienhardt mit ihren Ermittlungen voran kamen.
Drei Nächte im halbwachen Zustand und der Mangel an Bewegung waren schon zermürbend. Lesen, fernsehen, essen, denken. Erinnerungen kamen, an längst vergangene Tage. Solange er in seine strengen Tagesabläufe eingebunden war, sind ihm Erinnerungen fast nie gekommen. Oder doch? Hatte er sie nur verdrängt? Manchmal sah er jetzt Irene vor sich. Was wohl aus ihr geworden war? Seit fast zwölf Jahren hatte er keinen Kontakt mehr zu ihr. Warum auch, für sein Leben war sie unbedeutend geworden.
Trotzdem, die Vergangenheit, meine Vergangenheit ist ein Teil von mir, dachte er. Hier in der Zelle gelang es ihm einfach nicht, die Tür vor seiner Vergangenheit fest geschlossen zu halten. Wäre denn sein Leben
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