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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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und zog die oberste Schublade auf. Dann hob er ein sorgfältig zusammengelegtes Nachthemd vom rechten Stapel und stopfte es in die Tasche. Vom linken Stapel nahm er eine eingepackte Philippe Matignon Noblesse 50 Cammello Beige und ließ auch sie in der schwarzen Sporttasche verschwinden. Er zog den Reißverschluss wieder zu und legte die Tasche in die Lücke zwischen den beiden Stapeln. Sie passte genau hinein.
    Natürlich.
    Dann schob er die Schublade wieder zu.
    Er ging zurück in die Küche.
    Dort nahm er eine penibel zusammengelegte Papiertüte aus dem Besenschrank und faltete sie auf, während er zum Kühlschrank ging. In der Kühlschranktür standen eine Flasche Limonade – Fruchtsoda – in einer Dreiunddreißig-Zentiliter-Glasflasche und eine Rolle Kekse der Marke «Marie». Im Gemüsefach lagen Bananen. Er nahm zwei heraus und legte sie in die Tüte, zusammen mit der Limonade, den Keksen und einer Keksschokolade, die er von der oberen Ablage holte. Zum dritten Mal öffnete er die Tür des Unterschranks und griff eine leere Plastikflasche, die einmal Chlorin enthalten hatte. Er nahm den schwachen Geruch von Desinfektionsmittel wahr, als er die Flasche ebenfalls in die Papiertüte steckte und die dann in den Flur rechts neben die Eingangstür stellte.
    Er drehte sich um und ließ den Blick durch die Wohnung schweifen. Stille. Zum ersten Mal seit vielen Stunden. Das Ritual war ausgeführt. Er war fertig – und bereit.
    Für die Nächste. Die Vierte. Jetzt musste er nur noch abwarten.

E s war kurz nach Mitternacht, als Vanja in den Besprechungsraum kam. Sechs Stühle, gruppiert um einen ovalen Konferenztisch, der in der Mitte auf dem graugrünen Teppichboden stand. Ein Bedienpult für Gruppengespräche, Videokonferenzen und den Projektor war direkt über dem Tisch angebracht, der bis auf einige Flaschen Mineralwasser und vier Gläser leer war. Keine Glaswände zu den anderen Arbeitsplätzen. Keine Einblicke. An einer Wand hing das Whiteboard, das Billy ständig mit neuen Materialien zu dem aktuellen Fall bestückte. Als Vanja hereinkam, hängte er gerade ein Foto von Katharina Granlund auf. Sie setzte sich auf einen der Stühle und legte drei Akten vor sich auf den Tisch.
    «Und, was hattest du heute Abend vor?»
    Billy war etwas überrascht von der Frage. Er hatte erwartet, dass sie ihn etwas zum Fall fragen würde. Ob er eine Verbindung zwischen den drei toten Frauen gefunden hätte. Ob sie weitergekommen seien. Es war zwar nicht so, dass sich Vanja nicht für ihre Kollegen interessierte, aber sie war die zielstrebigste Polizistin, die Billy kannte, und normalerweise vermied sie Geplauder oder persönliche Gespräche bei der Arbeit.
    «Ich war im Parktheater», antwortete Billy und setzte sich zu ihr. «Musste direkt nach der Pause gehen.»
    Vanja sah ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Misstrauen an. «Du gehst doch nicht ins Theater?»
    Sie hatte recht. Wenn er und Vanja ausnahmsweise einmal nicht über den Job sprachen, hatte Billy das Theater schon oft als «tote Kunstform» bezeichnet und die Meinung vertreten, es hätte nach der Geburt des Films friedlich und würdevoll dahinscheiden sollen, genau wie man nach der Erfindung des Automobils Pferd und Kutsche aufgegeben hatte.
    «Ich habe eine Frau kennengelernt, und sie wollte gern hingehen.»
    Vanja lächelte. War ja klar, dass eine Frau dahintersteckte. «Was hat sie denn gesagt, als du dich davongeschlichen hast?»
    «Ich weiß nicht, ob sie mir geglaubt hat. Sie musste mich schon während des ersten Akts einmal wach rütteln … Und du, was hast du gerade gemacht?»
    «Nichts, ich war zu Hause, habe etwas über Hinde gelesen.»
    Was sie zu dem eigentlichen Grund zurückführte, warum sie in diesem ziemlich leeren Gebäude auf Kungsholmen herumsaßen, obwohl der neue Tag erst wenige Minuten alt war.
    Eine Dreiviertelstunde vorher hatten sie einsehen müssen, dass sie mit den Ermittlungen nicht einen Schritt weitergekommen waren. Es gab keinen gemeinsamen Nenner zwischen den drei Opfern. Sie waren unterschiedlichen Alters, zwei von ihnen verheiratet, eine geschieden, eine hatte Kinder. Sie waren nicht im selben Ort aufgewachsen, nicht auf dieselbe Schule gegangen, arbeiteten nicht in derselben Branche. Sie waren nicht in denselben Vereinen oder Organisationen, hatten keine gemeinsamen Hobbys, zwischen ihren Männern und Exmännern gab es keine sichtbaren Verbindungen, und sie waren weder bei Facebook noch bei anderen sozialen Netzwerken

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