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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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miteinander befreundet.
    Sie kannten einander nicht.
    Hatten keinerlei Gemeinsamkeiten.
    Oder zumindest keine, denen Billy und Vanja auf die Spur gekommen wären.
    Enttäuscht klappte Billy seinen Laptop zu und lehnte sich müde im Stuhl zurück. Vanja stand auf, durchquerte den Raum und stellte sich vor die Tafel. Sie betrachtete die Fotos von den drei Frauen. Auf je einem Bild waren sie lebendig, auf den anderen tot. Ganz rechts hingen, in einer senkrechten Reihe, auch Fotos der Opfer aus den neunziger Jahren. Sie waren den neuen Bildern auf erschreckende Weise ähnlich.
    «Er kopiert sie exakt.»
    «Ja, darüber habe ich auch nachgedacht. Wie gelingt ihm das?» Billy erhob sich ebenfalls und ging zu seiner Kollegin. «Glaubst du, die beiden kennen sich?»
    «Nicht unbedingt, die alten Bilder sind ja veröffentlicht worden.»
    «Wo das denn?», fragte Billy verwundert. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass eine Zeitung diese makabren Fotos abgedruckt hatte, und 1996 war das Internet bei weitem noch keine so unerschöpfliche Informationsquelle gewesen wie heute.
    «Unter anderem in den beiden Büchern, die Sebastian geschrieben hat», fuhr Vanja fort und wandte sich Billy zu. «Hast du sie gelesen?»
    «Nein.»
    «Solltest du aber. Sie sind wirklich gut.»
    Billy antwortete nicht, sondern nickte nur. Angesichts dessen, was Vanja über Sebastian dachte, war diese Feststellung vermutlich das einzig Positive, was sie über Bergman zu sagen hatte. Billy zögerte, die Frage zu stellen, immerhin war es spät, und Vanja hatte bereits den ganzen Abend über gereizt gewirkt. Aber dann hörte er sich selbst sagen: «Glaubst du, Torkel zieht ihn hinzu?»
    «Sebastian?»
    «Ja.»
    «Das will ich wirklich nicht hoffen.»
    Vanja ging zu ihrem Platz zurück, suchte ihre Akten zusammen und ging dann zur Tür. «Aber wir sollten unbedingt nach Lövhaga fahren und Hinde einen Besuch abstatten.» Sie öffnete die Tür, blieb aber noch stehen. «Wir sehen uns morgen. Rufst du Torkel an und erzählst ihm, wie wenig wir herausgefunden haben?»
    Ohne seine Antwort abzuwarten, verschwand sie und ließ Billy allein zurück. Also musste er es wohl oder übel auf sich nehmen, die schlechten Nachrichten zu überbringen. Wie immer. Er warf einen Blick auf die Uhr. Kurz vor eins. Mit einem Seufzer griff er nach seinem Handy.

S ebastian wurde davon geweckt, dass jemand sein Gesicht berührte. Er schlug die Augen auf, schaute sich rasch in dem unbekannten Schlafzimmer um und drehte sich auf die linke Seite, während er im Kopf den gestrigen Abend, der ihn hierhergeführt hatte, rekapitulierte. Er war Vanja bis zu ihrer Wohnung gefolgt. Hatte sie hineingehen sehen. Aber als er sich gerade auf seinen gewohnten Beobachtungsposten zurückziehen wollte, war sie plötzlich wieder herausgekommen. Wenige Sekunden später tauchte ein Streifenwagen auf, und sie sprang hinein. Irgendetwas war passiert.
    Vanja wurde vor Ort gebraucht.
    Er wurde nirgends gebraucht.
    Müde war er in seine viel zu große Wohnung zurückgekehrt, hatte dort aber schnell eine enorme Rastlosigkeit verspürt. Es gab nur einen Weg, die Unruhe und Unlust loszuwerden. Also hatte er die Veranstaltungshinweise in der Lokalzeitung überflogen und sich für einen Vortrag im Volksbildungswerk entschieden: «Jussi Björling: ein unvergesslicher Tenor». Interessierte ihn nicht die Bohne, aber bei Kulturveranstaltungen bestand das Publikum gewöhnlich vorwiegend aus Frauen.
    Nach kurzer Überlegung hatte er sich in der dritten Reihe neben eine Frau Mitte vierzig ohne Ehering gesetzt, die allein gekommen war. In der Pause hatte er ein Gespräch begonnen. Anschließend einen alkoholfreien Drink genommen. Das Gespräch wiederaufgenommen. Ein gemeinsames Abendessen verabredet. Einen kurzen Spaziergang zu ihrer Wohnung in Vasastan gemacht. Und Sex gehabt.
    Jetzt hatte sie ihn geweckt. Ellinor Bergkvist. Verkäuferin im Kaufhaus Åhléns. Haushaltswarenabteilung. Wie viel Uhr es wohl sein mochte? Draußen war es hell, aber das hatte nichts zu sagen, es war ja Hochsommer. Ellinor lag auf der Seite, ihm zugewandt, mit dem Ellbogen auf dem Kissen, den Kopf auf die Hand gestützt. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand strich sie über sein Gesicht. Eine Pose, die sie sich möglicherweise in einer romantischen Komödie abgeschaut hatte. Im Film charmant, im wahren Leben extrem nervtötend. Eine zerzauste Strähne ihres rotblonden Haares hing ihr über das eine Auge, und sie schenkte Sebastian ein

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