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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Lächeln, das vermutlich «verwegen» wirken sollte, während sie den Zeigefinger auf seiner Nase verharren ließ und den Druck leicht verstärkte.
    «Guten Morgen, mein kleiner Siebenschläfer.»
    Sebastian seufzte. Er wusste nicht, was schlimmer war: Nach dringend benötigtem Schlaf wie ein Baby angesprochen zu werden oder aber der Anblick dieser Aura von romantischem Zusammengehörigkeitsgefühl, die sie ausstrahlte. Wahrscheinlich Letzteres.
    Schon bei dem kurzen Spaziergang zu ihrer Wohnung hatte er geahnt, dass es so enden würde. Sie hatte seine Hand genommen – und sie festgehalten. Den ganzen Weg über. Sie mussten ausgesehen haben wie das Klischee eines verliebten Paares auf den nächtlich-sommerlichen Straßen Stockholms. Fünf Stunden nachdem sie sich kennengelernt hatten. Es war einfach schrecklich. Sebastian hatte überlegt, das Ganze abzublasen und sich einfach zu verabschieden, war dann aber doch der Meinung gewesen, dass er bereits zu viel Zeit und Energie vergeudet hatte, um auf das, worauf er aus war, was er so dringend brauchte, zu verzichten.
    Der Sex war langweilig gewesen, und er hatte sich wenig Mühe gegeben, aber immerhin hatte er danach einige Stunden schlafen können. Wenigstens etwas. Sebastian drehte seinen Kopf weg, um seine Nase von ihrer Fingerspitze zu befreien, und räusperte sich.
    «Wie viel Uhr ist es?»
    «Halb sieben. Jedenfalls beinahe. Was hast du heute noch vor?»
    Sebastian seufzte erneut.
    «Ich muss leider arbeiten.»
    Eine Lüge. Er arbeitete nicht. Hatte es viele Jahre schon nicht mehr getan, seinen kurzfristigen Einsatz bei der Reichsmordkommission in Västerås vor einigen Monaten nicht mitgerechnet. Jetzt tat er gar nichts. Und so sollte es auch bleiben. Es gab nichts, wozu er wirklich Lust hatte, und schon gar nicht zusammen mit Ellinor Bergkvist.
    «Wie lange, glaubst du, hättest du wohl geschlafen, wenn ich dich nicht geweckt hätte?»
    Was war das bitte für eine bescheuerte Frage? Wie sollte er das wissen? Vermutlich hätte der Traum ihn geweckt, es gab nur wenige Nächte, in denen er ihm entkam – aber welche es waren, konnte er unmöglich voraussagen. Er hatte auch nicht vor, ihr davon zu erzählen. Er hatte vor zu gehen. Die Wohnung und Vasastan zu verlassen, so schnell er konnte.
    «Ich weiß nicht, bis neun vielleicht. Warum?»
    «Zweieinhalb Stunden.» Schon war der Zeigefinger wieder da und strich über seine Stirn, den Nasenrücken, die Lippen. Eine Berührung, die viel intimer war als das, womit sie einige Stunden zuvor beschäftigt gewesen waren. Sebastian ertappte sich dabei, wie er seine bereits begonnene Flucht aus dem Bett unterbrach.
    «Wenn du also nicht weiterschlafen willst», fuhr Ellinor fort, «haben wir noch ganze zwei Stunden für etwas anderes Zeit, bevor du zu deiner wichtigen Arbeit musst. Der Finger setzte seinen Weg nach unten fort, über das Kinn, den Hals, den Brustkorb bis unter die Bettdecke.
    Sebastian begegnete ihrem Blick. Ihren grünen Augen. Das linke hatte einen braunen Fleck in der Iris. Einen Fleck, der ihre Pupille aussehen ließ, als würde sie lecken und auslaufen. Die Hand wanderte weiter abwärts.
    Wie sich herausstellte, gab es doch etwas, wozu Sebastian mit Ellinor Bergkvist Lust hatte.

    Frühstück.
    Wie hatte sie ihn bloß dazu gebracht?
    Zu diesem unbedachten, beiläufig ausgesprochenen postkoitalen Versprechen?
    In der Küche war ein Fenster zum Innenhof geöffnet, aber es war trotzdem warm in der Wohnung. Draußen hörte man ein Motorrad vorbeidonnern, sonst war es ruhig. Sebastian überlegte, was für ein Wochentag heute war, während er seinen Blick über den gedeckten Tisch wandern ließ. Joghurt, zwei Sorten Cornflakes, Müsli, frischgepresster Saft, Käse, Schinken, Mettwurst, aufgeschnittene Gurke, Tomaten, Paprika, Wassermelone. Mittwoch, konnte das sein? Dienstag? Der Duft von Gebackenem erfüllte die Küche, als Ellinor das Blech aus dem Ofen zog und die fertigen kleinen Baguettebrötchen auf ein Küchenhandtuch schüttete, das sie wiederum in einen geflochtenen Brotkorb legte. Mit einem Lächeln stellte sie ihn auf den Tisch, bevor sie sich wieder der Kücheninsel in der Mitte des geräumigen Raums zuwandte. Sebastian hatte keinen Hunger. Der Wasserkocher klickte, und Ellinor kam herbei und goss heißes Wasser in die Tasse, die vor ihm stand. Sebastian sah zu, wie sich das Wasser sofort dunkelbraun färbte, als es mit dem gefriergetrockneten Pulver in Berührung kam. Seinen Blick fasste Ellinor

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