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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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im Aufenthaltsraum auf dem Sofa saßen, das Zeichen zum Aufbruch gab. Es waren dieselben drei wie immer. Sie erhoben sich ohne Murren und schlurften den langen Korridor entlang zu ihren Zellen. Dahinter, beim einzigen Ein- und Ausgang, war das Geräusch eines Schlosses zu hören, das geöffnet wurde. Die Reinigungskraft kam an. Wie immer zu dieser Zeit. Die Insassen putzten ihre Zellen selbst, aber die Reinigung der Gemeinschaftsräume und Bäder war in einer öffentlichen Ausschreibung an eine Firma vergeben worden. LS-Gebäudereinigung. Vor langer Zeit waren die Häftlinge auch für das Putzen der von allen genutzten Räumen zuständig gewesen, aber diese Zwangsmaßnahme hatte man vor zehn Jahren eingestellt, als ein gewaltsamer Tumult wegen der jeweiligen Zuständigkeiten ausgebrochen war. Zwei der Insassen waren dabei schwer verletzt worden. Seitdem übernahm diese Aufgabe die Reinigungsfirma, die jedoch immer erst nach dem Einschluss kam. Der Putzmann, ein großer, dünner Mann Mitte dreißig, zog einen schweren Reinigungswagen aus Metall hinter sich her und nickte den Wärtern zu, als er durch die Korridore ging. Sie grüßten freundlich zurück. Sie kannten ihn. Er putzte schon seit einigen Jahren in Lövhaga.
    Der Putzmann zog den Wagen zu den Waschräumen, wo er seine Arbeit stets begann, und stand in gebührendem Abstand da und wartete, bis Edward und der Neue das Bad verlassen hätten. Das war Routine. Alle Insassen mussten in ihren Zellen sein und die Türen geschlossen, bevor er seine Arbeit beginnen konnte. Der Putzmann lehnte sich an die Wand und wartete ab. Einige Minuten später schlossen sich ihm die Wärter an. Sie betrachteten die Männer im Waschraum.
    «Kommt schon, ihr beiden, es wird Zeit.»
    «Es ist erst 18.58 Uhr.» Hinde fuhr sich gelassen mit der Handfläche über sein frischrasiertes Kinn. Er wusste die Uhrzeit genau. Noch immer würdigte er die Wärter keines Blickes.
    «Wie wollen Sie das wissen, Sie haben doch gar keine Uhr.»
    «Täusche ich mich denn?»
    Edward nahm eine Bewegung im Spiegel wahr, als einer der Wärter auf seine Armbanduhr sah.
    «Reden Sie nicht so viel, beeilen Sie sich lieber.»
    Was bedeutete, dass er recht hatte. Edward lächelte vor sich hin. 18.58 Uhr. Noch eine ganze Minute. Er legte den Rasierapparat in sein hellbraunes Etui, zog den Reißverschluss zu und wusch sich ein letztes Mal. Der Neue stand irritierenderweise immer noch da und machte keinerlei Anstalten zu gehen. Edward hasste Leute, die nicht rechtzeitig fertig wurden. Jede Sekunde konnte das Personal sie erneut ermahnen, doch Edward kam ihnen zuvor, drehte sich um, verließ den Waschraum mit tropfnassem Gesicht und ging an dem Putzwagen vorbei. Er nickte dem Putzmann zu.
    «Hallo, Ralph.»
    «Hallo.»
    «Wie ist heute das Wetter draußen?»
    «Wie gestern. Warm.»
    Edward blickte auf den Stapel frischer Papierhandtücher, mit denen Ralph gleich die weißen Plastikbehälter im Waschraum bestücken würde. Er machte eine Kopfbewegung. «Kann ich mir ein paar Papiertücher nehmen?»
    Ralph nickte träge. «Klar.»
    Edward beugte sich vor und nahm sich die drei oberen Papiertücher. Im selben Moment traten die Wärter einen Schritt vor. Doch sie konzentrierten sich auf den Neuen, nicht auf Edward.
    18.59 Uhr.
    «Jetzt aber los. Sie haben noch eine Minute!»
    Sie bauten sich im Türrahmen auf, um dem Mann zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Edward ignorierte das Schauspiel. Er war bereits auf dem Weg zu seiner Zelle.
    18:59:30 Uhr.
    Hinter sich hörte er, wie die Wärter in den Waschraum gingen. Er hoffte, sie würden dem Typen da drinnen eine ordentliche Lektion erteilen. Eine, die wehtat. Schmerz war die beste Lernmethode, das wusste er aus eigener Erfahrung. Kein Mittel schlug den Schmerz. Aber sie waren in Schweden. Hier traute man sich nicht, diese Möglichkeit auszunutzen. Wahrscheinlich würde der Typ nur eine Verwarnung kassieren und verkürzten Hofgang, oder ihm wurden andere Privilegien entzogen werden. Hinde stellte sich darauf ein, dass er den Typen eigenhändig zur Raison bringen musste. Dem Wachpersonal würde das nicht gelingen. Als er hörte, wie die Wärter eine laute Diskussion anfingen, fühlte er sich in seiner Vermutung bestätigt. Mit seinen drei Papiertüchern in der Hand betrat er die Zelle.
    Perfektes Timing.
    19.00 Uhr.
    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Edward setzte sich aufs Bett und legte die Papierhandtücher behutsam neben sich. Er liebte diese Stunde, in der

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