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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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fühlen. Aber es würde ihm immerhin etwas mehr Zeit geben.
    «Na, was ist?», stichelte Trolle.
    Sebastian dachte fieberhaft nach. Dann war da noch der Inhalt der weißen Ica-Tüte. Das, was Trolle herausgefunden hatte. Womöglich enthielt sie ohnehin die Wahrheit. Vielleicht wusste er es bereits. Dann würde Lügen alles nur noch schlimmer machen. Er traf eine Entscheidung.
    «Sie ist meine Tochter. Vanja ist meine Tochter.»
    Er sah sofort, dass Trolle es nicht gewusst hatte.
    Aber jetzt gab es nichts mehr zu verbergen, also erzählte er alles. Wirklich alles.
    Er entblößte sich vor Trolle.
    Als er geendet hatte, überkam ihn eine große Ruhe. Er war erleichtert, und auch die Tüte erschien ihm jetzt leichter. Die Heimlichkeiten hatten ihn mehr belastet, als er geglaubt hatte.
    Trolle saß schweigend da und sah ihn an. «Teufel, was für eine Geschichte», sagte er schließlich.
    Trolle lehnte sich auf dem Sofa zurück. Er schien nachzudenken. Sah zu Sebastian auf. Sein Tonfall war plötzlich vollkommen anders, frei von jeglichem Spott.
    «Was willst du tun?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Ich glaube, du musst sie loslassen. Aufhören mit dem, was du da tust. Das kann nur böse enden.»
    Trolles Worte hatten ein ernstgemeintes Gewicht, das Sebastian zu schätzen wusste. Er nickte.
    «Da hast du wohl recht.»
    «Sieh dir bloß mich an», fuhr Trolle fort. «Ich konnte auch nicht loslassen. Ich hab auf niemanden gehört.»
    Er verstummte und sah zum Fensterbrett hinüber, auf dem eine eingerahmte Fotografie stand. Zwei kleine Jungen, ein Mädchen und in der Mitte eine Frau, die er mit schwarzem Filzstift übermalt hatte.
    «Jetzt habe ich nur noch ein Bild von ihnen. Mehr nicht.»
    Sebastian erwiderte nichts. Er sah Trolle mitfühlend an.
    «Wenn man zu sehr kämpft, zerstört man alles», sagte Trolle leise, mehr zu sich selbst.
    Sebastian ging zum Sofa und setzte sich neben ihn. Einen kurzen Moment lang überlegte er, ob er Trolle verdeutlichen sollte, dass es einen gewissen Unterschied machte, ob man jemandem aus sicherem Abstand folgte oder ob man den neuen Mann der Exfrau mit getürkten Beweisen hinter Gitter bringen wollte und seine eigenen Kinder kidnappte. Aber er verzichtete darauf. Trolle hatte sich ihm geöffnet, und er würde es nicht mögen, wenn Sebastian das ausnutzte.
    «Ich habe diese Sache niemandem sonst erzählt», sagte er stattdessen.
    «Das habe ich mir schon gedacht.»
    Was Trolle anschließend tat, verwunderte Sebastian. Er nahm seine Hand. Freundlich. Eine vertrauensvolle, tröstende Geste. Sie sahen einander an. Dann sprang Trolle abrupt vom Sofa auf, er schien wieder voller Energie.
    «Wenn dich jemand verfolgt hat, dann hast du ihn ja auf direktem Wege zu Anna Eriksson geführt.»
    Er hatte natürlich recht. Dennoch war Sebastian dieser Gedanke nie gekommen. Als Torkel ihm gesagt hatte, er solle versuchen, einige der besagten Frauen zu warnen, hatte er garantiert gemeint, Sebastian solle sie anrufen. Aber nach seinem Gespräch mit Ursula im Pausenraum hatte Sebastian sich entschlossen, sie zu besuchen, um es ihnen persönlich zu sagen. In gewisser Weise schien es ihm das Mindeste, was er tun konnte. Er hatte keine Sekunde daran gedacht, dass man ihn noch immer verfolgen könnte. Nachdem er vor der Reichsmordkommission fast von dem blauen Ford überfahren worden wäre, hatte er diese Möglichkeit abgeschrieben. Der Mann war enttarnt, ertappt, es war vorbei. Dass er weitermachen könnte, möglicherweise in einem anderen Auto, war ihm nie in den Sinn gekommen.
    «Glaubst du? Aber ich habe Anna ja schon gewarnt. Sie hat vor, die Stadt zu verlassen.»
    «Warst du deshalb gestern Abend dort?»
    «Du hast mich gesehen?»
    Trolle nickte, doch mit einem Mal regte sich auch eine andere Erinnerung in seinem Kopf.
    «Und ich habe noch etwas gesehen.»
    Sebastian erstarrte. Trolles besorgter Tonfall gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht.
    «Bisher habe ich nicht groß darüber nachgedacht», fuhr Trolle fort. «Es fiel mir nur auf, aber jetzt, wo du sagst, dass du verfolgt wirst …»
    Er beendete seinen Satz nicht. Sebastian spürte eine wachsende Unruhe.
    «Was denn? Worüber hast du nicht nachgedacht?»
    Trolle war blass geworden.
    «Ich habe jetzt schon zweimal, als du dort warst und ich auch, einen Typen in einem blauen Ford Focus gesehen. Ich hatte immer vermutet, dass er einfach nur auf jemanden warten würde.»
    Nun sprang auch Sebastian vom Sofa auf.
    «Das ist er. Das ist der Mann, der mich

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