Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
wollen mich sprechen?» Der Mann machte eine unspezifische Geste mit dem Daumen, die anscheinend zeigen sollte, wer «man» war.
Vanja vermutete, er meinte die Frau an der Rezeption. «Mahmoud Kazemi?», fragte sie und stand auf. Billy tat es ihr nach.
«Ja. Worum geht es?»
«Vanja Lithner und Billy Rosén, wir kommen von der Reichsmordkommission.» Beide zeigten ihre Dienstmarke. Mahmoud warf einen schnellen, aber gleichgültigen Blick darauf.
«Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen zu einer ihrer gestrigen Fahrten stellen.»
Der Mann nickte, und sie setzten sich alle drei an den Tisch. Vanja schob dem Busfahrer ein Foto von Roland Johansson hin.
«Erkennen Sie diesen Mann wieder?»
Mahmoud nahm das Bild und betrachtete es genauer.
«Ja, vielleicht …»
Vanja spürte, wie sie allmählich ungeduldig wurde. Roland Johansson war riesengroß, sah aus wie ein Mitglied der Hells Angels und hatte noch dazu ein halb entstelltes Gesicht. Wer ihn getroffen hatte, konnte sich an ihn erinnern. Weshalb zögerte Kazemi? Vielleicht wegen der genauen Uhrzeit. Gut. Aber darüber, ob man ihn überhaupt gesehen hatte oder nicht, konnte man unmöglich im Zweifel sein.
«Er könnte gestern in Ihren Bus eingestiegen sein», half Billy. «In Lövsta.»
«Lövsta …»
«Zwischen Stentorp und Mariedal.»
Mahmoud sah vom Foto auf. Er warf Billy einen müden Blick zu. «Ich weiß, wo Lövsta liegt, ich fahre dort jeden Tag entlang!»
«Entschuldigung.»
Es wurde still. Vanja nahm einen Schluck Kaffee. Mahmoud Kazemi schien ein Mensch zu sein, den man besser nicht unter Druck setzen sollte. Er studierte das Foto noch einmal, um es dann auf den Tisch zu legen und entschieden zu nicken.
«Ja, er ist gestern eingestiegen. Ich erinnere mich an ihn, weil er so stank.»
«Wonach?», fragte Vanja.
«Nach Rauch. Als hätte er ein Feuer gemacht.»
Vanja nickte aufmunternd und überlegte im Stillen, ob sich manche Menschen besser an Gerüche erinnern konnten als an visuelle Eindrücke. Es war ihr völlig unbegreiflich, dass der Busfahrer Roland Johansson nicht auf der Stelle wiedererkannt hatte. Aber es spielte auch keine Rolle, wie sich der Mann an Johansson erinnerte. Hauptsache, er tat es. Jetzt drückte sie die Daumen, dass er ihnen auch weiter behilflich sein konnte.
«Können Sie sich erinnern, wo er ausstieg?»
«Brunna.»
«Was?», fragte Billy und beugte den Kopf vor, um ihn besser zu verstehen.
«Brunna», wiederholte Mahmoud nuschelnd und mit starkem Akzent.
«Brenna?», wiederholte Billy in einem leicht fragenden Ton.
«Brunna.»
«Das war ein Auto», erklärte Billy.
Mahmoud sah ihn völlig verständnislos an.
«Was war ein Auto?»
«Ein brennendes Auto. Brenna, brenna!»
«Nein, nein! Er ist in B-r-u-n-n-a ausgestiegen. Der Ortschaft Brunna.»
Es dauerte einige Sekunden, ehe Billy den Zusammenhang verstanden hatte. Vanja beobachtete, wie sich seine Wangen rot färbten, als er es endlich tat. Er sah beschämt auf den Tisch hinab.
«Natürlich … entschuldigen Sie bitte.»
Vanja musste innerlich ein wenig über sein Ungeschick schmunzeln. Es war ein nachvollziehbares Missverständnis. Nachvollziehbar, aber trotzdem ein wenig vorurteilsbehaftet. Billy war davon ausgegangen, dass Mahmoud Kazemi die Sprache nicht richtig beherrschte und deshalb eine falsche Verbform verwendete. Sie war selbst nicht besser und hatte sein «Brunna» ebenfalls mit dem gefundenen Auto in Verbindung gebracht, aber sie war froh, nichts gesagt zu haben. Besonders vor dem Hintergrund der Diskussion, die sie im Auto geführt hatten.
«Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?», fragte sie jetzt Kazemi und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
«Nein.»
«Sind Sie sich sicher?»
«Nein, nicht ganz, aber ich glaube es nicht. Ich hätte mich bestimmt an ihn erinnert. Bei dieser großen Narbe!»
Vanja verkniff sich einen Kommentar zu seinem letzten Satz. Sie hatten bekommen, weshalb sie hier waren.
Vanja und Billy dankten für die Hilfe und hinterließen ihre Telefonnummern, falls Kazemi noch etwas einfallen sollte. Sie verließen das Busdepot und gingen zum Auto, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Der Hinweis des Busfahrers führte nach Brunna. Jetzt hatten sie eine Zeit und einen Ort. Im Idealfall würden die Spuren nicht dort enden.
Sie mussten zur Reichsmordkommission zurückfahren und weiterarbeiten.
Eine neuerliche Autofahrt.
Dasselbe Schweigen.
S ebastian konnte sich nicht entscheiden, was er am meisten
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