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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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war: nervös, müde oder ohnmächtig vor Wut.
    Nachdem Vanja, Billy und Ursula gefahren waren, hatte er fast eine Stunde damit zugebracht, im Büro auf und ab zu schlurfen. Hatte viel zu viel Kaffee getrunken. Versucht, Energie zu sammeln für das, was er sich vorgenommen hatte.
    Die Telefongespräche.
    Schließlich konnte er es nicht mehr hinausschieben. Er ging in den Besprechungsraum und schloss die Tür, denn er brauchte seine Ruhe. Das Zimmer wurde ohnehin nur vom Team benutzt. Dem Team, dessen Teil er war. Es war an der Zeit, das auch zu zeigen. Das zu unternehmen, was in seiner Macht stand.
    Er hatte sich mit Papier und Stift hingesetzt und begonnen, in seinem Gedächtnis zu wühlen. Wo sollte er anfangen? Er konnte unmöglich zehn oder zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurückgehen. An diese Frauen konnte er sich nicht mehr erinnern. So war es einfach. Weder an ihre Namen noch an ihr Aussehen noch wo sie wohnten und wer sie waren. Dass der Mörder Annette Willén ausgewählt hatte, musste nicht notwendigerweise bedeuten, dass er die Reichsmordkommission damit auf die Verbindung zu Sebastian lenken wollte. Es konnte genauso gut sein, dass Hinde, der ganz sicher irgendwie die Finger in der Sache hatte, einfach keine weiteren Verflossenen hatte aufspüren können und daher gezwungen gewesen war, eine aktuelle zu wählen.
    Also konzentrierte Sebastian sich ebenfalls darauf.
    Es waren ziemlich viele. Es war ziemlich schwierig.
    Nach einer weiteren Stunde hatte er sechs Namen auf seinem Block notiert. Sechs Frauen, mit denen er etwas gehabt hatte, seit er Ende April aus Västerås zurückgekehrt war. In Stockholm und der näheren Umgebung. Sechs, an deren Namen er sich erinnern konnte. Oder eher fünf. Von der sechsten hatte er nur einen Vornamen und eine vage Idee, in welchem Stadtteil sie wohnte. Von einer siebten wusste er nur den Stadtteil. Mit Hilfe des Computers ermittelte er einige der Telefonnummern, um die er die Frauen ja grundsätzlich nie bat. Wenn sie darauf bestanden, ihm ihre Nummern zu geben, nahm er den Zettel nur entgegen, um ihn kurz darauf wegzuwerfen.
    Bevor er seine Anrufe in Angriff nahm, überlegte er, ob er auch den beiden Frauen Bescheid sagen sollte, mit denen er während der Ermittlungen in Västerås im Bett gewesen war. Aber damals hatte man ihn doch wohl noch nicht beschattet? Außerdem hatte er den Namen der einen Frau vergessen, aber sie wohnte direkt neben seinem ehemaligen Elternhaus, die Adresse kannte er also. Lundin hieß sie wohl? An die andere konnte er sich dagegen noch genau erinnern. Beatrice Strand. Aber konnte er sie wirklich anrufen? Sollte er? Sie hatte es ohnehin schon schwer genug. Ihr Sohn Johan war in einer Einrichtung für straffällige Jugendliche untergebracht, und ihr Mann saß für die nächsten zwölf Jahre wegen Mordes, Brandstiftung und Mithilfe zum Mord hinter Gittern. Ihr Leben war ein Trümmerfeld. Sie jetzt anzurufen und ihr zu erklären, dass obendrein auch noch ihr Leben in Gefahr war, weil sie mit Sebastian fremdgegangen war, konnte mehr Schaden anrichten als Nutzen, redete er sich ein.
    Er zog den Block zu sich heran und holte tief Luft. Dann fiel ihm ein Grund ein, die schweren Gespräche noch einmal aufzuschieben. Trolle. Er hatte Trolle noch immer nicht erreicht. Erneut wählte er die Nummer. Kein Lebenszeichen. Er hinterließ seine fünfte oder sechste Nachricht. Das hatte nun nicht so viel Aufschub gebracht, wie er gehofft hatte, also stand er auf und verließ den Besprechungsraum, ging auf die Toilette und holte sich noch einen Kaffee. Überlegte, ob er Mittagessen gehen sollte, riss sich dann aber doch am Riemen. Fünf Telefonate. Vielleicht sechs, wenn der Name und der Stadtteil zu etwas führten.
    Mit schweren Schritten betrat er den Besprechungsraum erneut, schloss die Tür hinter sich und fing an.
    Es wurde zu einer Übung in Sinnlosigkeit. Eine der Frauen behauptete beharrlich, er hätte sich verwählt. Sie hätten sich nie getroffen, sagte sie. Die beiden nächsten weigerten sich, mit ihm zu sprechen. Legten einfach auf und gingen nicht mehr ans Telefon, als er es noch einmal versuchte. Eine hörte ihm zu, doch als er erzählen wollte, was passiert war, verließ ihn der Mut. Er konnte doch nicht derjenige sein, der ihnen erzählte, dass ihr Leben in Gefahr war. Nicht am Telefon. Also brachte er nur die vage Warnung hervor, sie solle sich im Allgemeinen vorsichtig verhalten und keine Fremden in ihre Wohnung lassen. Er redete völlig

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