Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
bleiben.»
«Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?» Sie kam zu ihm, drückte ihm einen Kuss auf die Wange, stellte sich mit dem Rücken zur Arbeitsfläche, drückte sich mit den Armen hoch und hüpfte hinauf. «Ich werde schon nicht gleich verschwinden, nur weil ich mal für ein Weilchen vor die Tür gehe.»
Sebastian seufzte. Er hatte keine Lust mit ihr zu diskutieren. «Kannst du nicht einfach tun, was ich dir sage? Bitte.»
«Natürlich. Aber dann musst du uns auf dem Heimweg auch was für ein gemeinsames Abendessen einkaufen. Ich schreibe eine Liste.» Sie sprang wieder von der Arbeitsplatte. «Wo hast du Papier und Stift?»
Sebastian zeigte auf eine der beiden Schubladen unter der Arbeitsfläche, wo sie gerade gesessen hatte. Ellinor zog sie auf und holte einen schwarzen Stift und einen kleinen Block heraus. Dann setzte sie sich an den Küchentisch und begann zu schreiben.
«Pasta, Rinderfilet, Gemüse für einen Salat, Schalotten, Rohrzucker, Balsamicoessig, Kalbsfond, Maisstärke. Du musst es natürlich sagen, falls du irgendetwas davon sowieso dahast», unterbrach sie sich. «Butter hast du doch bestimmt? Und wie sieht es mit Rotwein aus?»
«Ich trinke nicht.»
Ellinor sah mit einem leicht erstaunten Gesicht von ihrer Liste auf. «Überhaupt nicht?»
«Jedenfalls keinen Alkohol. Nein.»
«Aber warum?»
Das hatte verschiedene Gründe. Weil er vor einigen Jahren mehrere Monate lang versucht hatte, seinen Traum mit Hilfe von Alkohol zu vertreiben und dabei fast zum Alkoholiker geworden wäre. Weil er generell eine Suchtveranlagung hatte. Weil es ihm schwerfiel, Grenzen zu setzen. Aber das war nichts, was sie wissen musste.
«Ich tue es eben einfach nicht», sagte er und zuckte mit den Achseln.
«Aber bring bitte trotzdem eine Flasche Wein mit, wenn du am Systembolaget vorbeikommst. Für die Soße. Und es stört dich doch wohl nicht, wenn ich ein Gläschen trinke?»
«Nein.»
«Hättest du lieber Kartoffeln statt Nudeln?»
«Mir egal.»
«Okay. Gibt es irgendeinen Nachtisch, auf den du besonders Lust hättest?»
«Nein.»
«Dann entscheide ich.»
Sie schrieb weiter. Er setzte sein Frühstück fort. Alltag und Alltäglichkeit. Er hatte noch nie in seinem Leben nach einer Liste eingekauft. Andererseits war er auch noch nie in seinem Leben jemandem wie Ellinor begegnet.
S ebastian hatte beschlossen, zu Fuß zu gehen. Er spazierte durch die Stadt bis nach Kronoberg und kam als Erster im Besprechungsraum der Reichsmordkommission an. Er setzte sich allein an den Tisch und wartete auf die anderen. Dann nahm er sein Handy und wählte dieselbe Nummer, die er nun schon unzählige Male angerufen hatte. Obwohl Trolle sich noch immer nicht gemeldet hatte, beunruhigte es ihn diesmal nicht ganz so sehr. Nach dem Frühstück hatte er mit Ellinor geschlafen. Was das Sexuelle anging, passten sie hervorragend zusammen. Es war keine Liebe. Ganz und gar nicht. Aber irgendetwas war da. Liebe tat weh, und das war hier nicht der Fall.
Ehe er gegangen war, hatte Ellinor ihm ein frisches Hemd herausgehängt und ihn gebeten, sich ordentlich zu rasieren. Das Leben war merkwürdig. Die Ereignisse der letzten Zeit waren so intensiv gewesen, dass ihn nichts mehr wunderte. Trotzdem musste er Trolle finden. Die Frage war nur, wie er vorgehen sollte. Vielleicht konnte er Billy mit einbeziehen? Ihm nicht die ganze Wahrheit erzählen, den Kollegen aber trotzdem verstehen lassen, dass er Trolle aufgesucht hatte, als er begriffen hatte, dass er verfolgt wurde. Es würde nicht ganz unglaubwürdig erscheinen, dass Sebastian einen alten Freund um Hilfe gebeten hatte. Billy war jemand, der Geheimnisse für sich behalten konnte, und sein Verhältnis zu Vanja schien gerade so angespannt, dass er ihr garantiert nichts verraten würde.
Billy hatte eindeutig versucht, in der Hierarchie aufzusteigen. Vanja kämpfte dagegen an. Auch wenn sie es nie zugegeben hätte, so war sie doch der Meinung, Billy würde sich in letzter Zeit zu viel herausnehmen. Das war für Sebastian offensichtlich. Eine Gruppe funktionierte immer am besten, wenn alle ihre Rollen akzeptierten und die der anderen nicht in Frage stellten. Deshalb hatte er selbst nie in eine Gruppe gepasst. Er lebte davon, andere in Frage zu stellen. Billy hatte ihn allerdings auch wirklich beeindruckt und sich als ziemlich guter Polizist erwiesen. Außerdem hatte er ihm in Västerås heimlich dabei geholfen, Anna Eriksson und ihre aktuelle Adresse zu finden. Bei Sebastians Suche
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