Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
um den Tisch, um den Abstand zu ihm zu wahren. Jetzt blickte sie ihm zum ersten Mal in die Augen. Er sah sie mit einem entspannten Lächeln an und sah eher so aus, als säße er mit einer Tasse Kaffee im Restaurant als in einem Gefängnisraum eingesperrt und angekettet.
    «Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind. Setzen Sie sich doch», forderte er sie mit einem Nicken zu dem Stuhl vor sich auf.
    Sie ignorierte seine Worte. «Was wollen Sie?»
    «Ich beiße nicht.»
    «Was wollen Sie?»
    «Ein bisschen reden. Ich treffe ja keinen Frauen mehr, also muss ich jede Gelegenheit nutzen, die sich mir bietet. Das würden Sie an meiner Stelle doch genauso machen.»
    «Ich werde nie an Ihrer Stelle sein.»
    «Ich bin gar nicht so gemein, wie Sebastian immer sagt. Es gibt für alles Gründe.»
    Vanja hob ihre Stimme und trat einen Schritt auf ihn zu. «Ich bin aber nicht gekommen, um ein bisschen zu reden. Ich bin hier, weil Sie behauptet haben, Sie hätten etwas zu berichten. Aber das war ja anscheinend nur hohles Gewäsch.»
    Vanja drehte sich um und ging wieder zur Zellentür zurück. Sie hob die Hand und wollte gerade klopfen, als er weitersprach.
    «Das werden Sie bereuen.»
    «Weshalb denn?»
    «Weil ich weiß, wer die Frauen umgebracht hat.»
    Vanja ließ die Hand sinken und drehte sich wieder zu Hinde um. Er saß genauso unbeweglich da wie zuvor.
    «Wie können Sie das wissen?»
    «Hier drinnen erfährt man so einiges.»
    «Dummes Geschwätz.»
    «Sie wissen, dass ich es weiß.» Zum ersten Mal drehte Hinde sich um und sah sie unverwandt an. «Sie haben es mir angesehen, als Sie letztes Mal hier waren.»
    Vanja erstarrte. Riet er nur, oder hatte er tatsächlich eine Reaktion bei ihr beobachtet? Hatte er den Instinkt gewittert, den sie selbst nur als Gefühl registriert hatte? In diesem Fall war seine Fähigkeit, Menschen zu durchschauen, besser ausgeprägt als bei jeder anderen Person, der sie jemals begegnet war. Besser und gefährlicher.
    «Wenn Sie es letztes Mal schon gewusst haben, warum haben Sie dann nichts gesagt?»
    «Ich war mir eben nicht ganz sicher. Aber jetzt bin ich es.»
    «Wie das?»
    «Ich habe gestern mit dem betreffenden jungen Mann gesprochen. Er arbeitet hier. Er hat es gestanden. Eigentlich hat er sogar damit geprahlt. Er vergöttert mich. Können Sie sich das vorstellen?»
    «Nein. Wie heißt er?»
    «Erst möchte ich eine Sache über Sie wissen. Eine persönliche Sache. Sind Sie eher Ihrem Vater oder Ihrer Mutter ähnlich?»
    «Ich habe nicht vor, mit Ihnen auf einer persönlichen Ebene zu reden.»
    «Es war ja nur eine Frage.»
    «Was soll das bitte für eine bescheuerte Frage sein?!»
    Vanja ging wieder um ihn herum. Er folgte ihr mit dem Blick. Sein Lächeln war verschwunden. Sein Gesichtsausdruck wirkte immer noch freundlich, aber auch auf eine beängstigende Weise forschend. Sie spürte, wie er versuchte, in sie hineinzudringen. Ihre Gedanken zu lesen. Sie zu durchschauen.
    «Es interessiert mich einfach. Ich selbst bin meiner Mutter ähnlich. Das haben die Leute gesagt, als ich größer wurde.»
    Vanja schüttelte den Kopf.
    «Meinem Vater, glaube ich. Wer ist der Mörder?»
    Hinde sah sie an und schloss die Augen. Für eine Sekunde dachte er sich von hier fort und holte tief Luft. Stellte ihn sich vor seinem inneren Auge vor. Vanjas wahren Vater. Er war gezwungen, sich zu entscheiden. Sollte er es ihr erzählen? Sollte er das schmutzige Geheimnis lüften, das beinahe überdeutlich wurde, sobald man es wusste? Sie hatte seine Augen. Seine rastlose Energie. Er wollte nichts lieber, als ihr all diese Energie rauben. Sie zerstören. Sie schänden. Aber er musste sich selbst dazu ermahnen, sich zu bremsen.
    Planung. Geduld. Entschlossenheit.
    Die Ecksteine.
    «Das glaube ich auch», sagte er träumerisch und öffnete die Augen wieder. «Ich glaube auch, dass Sie ihm ähnlicher sind.»
    «Letzte Chance, dann gehe ich. Raus mit dem Namen.»
    Hinde nickte vor sich hin, dann beugte er sich vor. «Ich habe wohl nicht nur Sebastian wütend gemacht, als ich gesagt habe, dass ich Sie anfassen möchte», meinte er mit einer tiefen, vieldeutigen Stimme.
    Vanja stellte sich mit verschränkten Armen vor ihn hin.
    «Sie werden mich nie anfassen.»
    «Vielleicht … aber ich habe etwas, das Sie haben wollen. Und meiner Erfahrung nach sind die Leute sehr weit zu gehen bereit für das, was sie haben wollen. Stimmen Sie mir da nicht zu?»
    Er öffnete seine rechte Hand, die bisher zur Faust geballt gewesen

Weitere Kostenlose Bücher