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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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war. In seiner Handfläche lag ein kleiner, fest zusammengefalteter Zettel, nicht größer als ein Daumennagel.
    «Hier haben Sie ihn. Nur wenige Meter von Ihnen entfernt.» Er lächelte sie erneut an.
    Plötzlich beugte er sich blitzschnell vor und schnappte den Zettel mit dem Mund. Dann richtete er sich wieder auf und zeigte ihr ihn erneut, nun hielt er den Zettel mit den Vorderzähnen.
    «Es dauert nur zwei Sekunden, ihn runterzuschlucken», nuschelte er mit zusammengebissenen Zähnen. «Dann ist er für immer weg, und ich werde kein Wort mehr verraten. Darf ich Sie immer noch nicht anfassen?»
    Vanja blieb mit verschränkten Armen stehen und fixierte den kleinen Zettel.
    «Nicht die Brust. Nur Ihr Haar», fuhr Hinde fort. «Das ist doch wohl kein großes Opfer für Sie?»
    Mit einer übertriebenen Geste streckte er die Hand nach ihr aus. Nach einigen Dezimetern hielt ihn die Stahlkette zurück. Seine Finger bewegten sich lockend und fordernd.
    «Legen Sie Ihr Haar in meine Hand, bitte!»
    Vanja wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Konnte dieser Zettel wirklich die Antwort auf das Rätsel enthalten, nach der sie so lange gesucht hatten? Oder handelte es sich um einen Trick? Sebastian hatte sie davor gewarnt, auf Hindes Spielchen einzugehen. Und diesem Rat war sie ausnahmsweise tatsächlich geneigt zu befolgen.
    «Wie kann ich wissen, dass Sie nicht lügen?»
    «Ich halte meine Versprechen immer. Das wissen Sie, wenn Sie brav Ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.»
    Hinde grinste sie erneut an, den Zettel noch immer sichtbar zwischen den Zähnen, die Finger der linken Hand in derselben neckenden Bewegung.
    Vanja versuchte, die Situation blitzschnell zu analysieren. Sie war in jeglicher Hinsicht extrem. Das Risiko dafür, dass es sich um eine Falle handelte, war groß, aber gleichzeitig wurde sie das Gefühl nicht los, dass Hinde die Wahrheit sagte. Das alles schien viel zu raffiniert, um in eine banale Geiselnahme zu münden. Er war sorgfältig festgekettet. Sie hatte den Überfallalarm. Die Unruhe, die sie zuvor verspürt hatte, mischte sich nun mit einer merkwürdigen Form der Neugier. Einem gewissen Wagemut. Wenn sie sich einfach umdrehte und aus dem Raum ginge, würde sie es vielleicht bereuen. Denn wenn der kleine Zettel zwischen Edwards Zähnen tatsächlich die Lösung enthielte, dann wäre es das wert.
    Sollte Hinde die Wahrheit sagen, bedeutete das nicht nur, dass sie weiteren Opfern das Leben rettete. Sie wäre auch diejenige, der es gelungen war, Edward Hinde die entscheidende Information zu entlocken. Ganz allein. Sie und kein anderer. Das würde Sebastians Anwesenheit im Team für immer überflüssig machen. Denn wenn sie diesen Fall löste, wann sollten sie Sebastian Bergmans Anwesenheit dann jemals wieder als unabdingbar ansehen? Nie.
    Vorsichtig ließ sie ihren linken Daumen zum Knopf des Überfallalarms wandern. Es würde keine Sekunde dauern, ihn zu drücken. Vielleicht eine halbe Minute, bis der Wachmann im Zimmer war. Hinde konnte mit der rechten Hand nicht bis zu ihr gelangen und sie zusätzlich packen. Eine Hand. Sie würde sich mit einem einzigen Ruck befreien können. Vielleicht nicht ganz schmerzlos, aber es würde gelingen. Und diesem relativ geringen Risiko würde sie sich höchstens eine Minute lang aussetzen.
    Sie entschied mitzuspielen. Beugte sich langsam vor und hockte sich vor den festgeketteten Mann. Weit genug entfernt, aber gleichzeitig so nahe, dass er mit der linken Hand ihre Haarspitzen erreichen konnte. Wenn er sie so weit ausstreckte, wie die Ketten es zuließen. Sie hörte, wie sie rasselten, kurz bevor seine Finger ihr blondes Haar erreichten. Sie begegnete seinem Blick. Was sah sie darin?
    Erwartung?
    Glück?
    Seine Finger streichelten sanft über das samtweiche Haar. Es war feiner und dünner, als er es sich vorgestellt hatte. Fühlte sich leichter an in seiner Hand. Er ahnte den Duft eines fruchtigen Shampoos und beugte sich ein wenig vor, um besser daran schnuppern zu können. Plötzlich wünschte er sich, dass sie an seiner Stelle festgekettet war. Dass er eine größere Bewegungsfreiheit hätte. Sie richtig spüren könnte. Es erregte ihn mehr, als er zunächst gedacht hatte, und er musste mit sich kämpfen, um seine Gefühle nicht zu zeigen. Seine Mutter war auch blond gewesen. Ihr Haar war länger, aber nicht ganz so weich. An Vanjas Haar wollte man ziehen. Brutal. Aber er konnte nicht alles haben. Nicht jetzt.
    Planung.

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