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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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gesessen, weil ich ihn dort hingebracht habe …»
    Sebastian drehte sich um, ging zur Tür zurück und verließ den Schutzraum. Ralph sah sich nervös um. Draußen konnte er Sebastians Schritte in dem unterirdischen Gang widerhallen hören. Der Raum war blendend weiß. An der Längsseite waren zwei Bänke an der Wand befestigt. Davon abgesehen war er leer. Sebastian tauchte wieder in der Tür auf, er hielt einen alten Holzstuhl in der Hand.
    «… also bin ich besser», vollendete er seinen Satz.
    Er stellte den Stuhl direkt neben der Tür ab. «Es kann schon sein, dass du besser bist als Edward, aber jetzt bist du an eine Heizung festgekettet …»
    Sebastian drehte sich um und zog die Tür zu. Der kahle Raum verstärkte das Geräusch der schweren Metalltür, als sie ins Schloss fiel, und Sebastian drehte die beiden Hebel an der Innenseite zu. Ralph schluckte. Sie waren eingeschlossen. Das gefiel ihm gar nicht.
    «Also bin ich der Beste.»
    Sebastian hatte keine Eile, sondern ging mit ruhigen Schritten quer durch den Raum auf Ralph zu. Er stellte sich ganz dicht vor ihn hin. Ralph hatte Schwierigkeiten, ihn anzusehen. Er hatte kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Ganz und gar nicht.
    «Aber weißt du, was ich nicht bin?» Sebastian wartete Ralphs Antwort gar nicht erst ab. «Ich bin kein Polizist. Also kann ich so was hier machen …»
    Plötzlich und ohne Vorwarnung verpasste er Ralph eine Kopfnuss. Sie saß perfekt, Sebastians Stirn traf direkt auf Ralphs Nase. Es knirschte, und das Blut schoss aus beiden Nasenlöchern. Ralph schrie auf und ging zu Boden. Sebastian begab sich mit ruhigen Schritten zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Er sah auf Ralph hinab, der sich mit seiner freien Hand über die Nase wischte und dann das Blut darauf mit einer Miene betrachtete, als könnte er nicht verstehen, dass es sein eigenes war. Es verschaffte Sebastian keinerlei Befriedigung, Ralph zu schlagen, sondern war lediglich ein schnelles und effektives Mittel, um ihn begreifen zu lassen, dass Sebastian zu allem fähig war. Es schien zu wirken. Ralph starrte noch immer schockiert auf das Blut und hatte Tränen in den Augen. Sebastian beugte sich vor, stützte seine Unterarme auf die Beine und verschränkte seine Hände.
    «Ich kann mir ziemlich gut ein Bild von jemandem machen, indem ich sehe, wie er wohnt. Und ich war bei dir zu Hause.»
    Ralph hatte den Kopf in den Nacken gelegt und atmete in kurzen, schnellen Zügen durch die Nase, um den Blutstrom zu stoppen, was dazu führte, dass er das Blut schlucken musste. Er atmete schwer. Kämpfte. Er wollte wirklich nicht verlieren. Man hatte ihm die Macht übergeben, und Sebastian durfte sie ihm nicht wieder wegnehmen. Er hatte nicht vor, das zuzulassen. Er war stärker denn je.
    «Es geht darum, Muster aufzuspüren», fuhr Sebastian fort. «In den kleinen Dingen. Die Zusammenhänge zu erkennen. An deinen Fenstern gab es weder Gardinen noch Rollläden. Auch nicht im Schlafzimmer. Du hattest eine Taschenlampe auf der Toilette und eine neben deinem Bett. In jedem Zimmer eine. Eine Schublade mit Batterien und Ersatzlampen.»
    Er machte eine kleine Kunstpause.
    «Wenn du mich fragst, magst du die Dunkelheit nicht.»
    Der Blick, den Ralph ihm zuwarf, verriet, wie recht er hatte.
    «Was passiert in der Dunkelheit, Ralph? Was kommt dann? Wovor hast du so große Angst?»
    «Nichts», flüsterte der kaum hörbar.
    «Also macht es dir auch nichts aus, wenn ich hier mal kurz das Licht ausknipse?»
    Sebastian richtete sich auf und drehte sich zu dem doppelten Lichtschalter an der Wand um. Ralph antwortete nicht. Er schluckte schwer. Sein Blick flackerte. Sebastian glaubte beobachten zu können, wie Ralph der Schweiß auf die Stirn trat. Dabei war es hier keineswegs warm.
    «Bitte, ich weiß, wo er ist», bettelte Ralph mit flehender Stimme.
    «Das glaube ich dir gern. Aber wie ich schon zu Edward gesagt habe: Ich habe keine Lust mehr, mit Psychopathen Spielchen zu spielen.»
    «Ich habe nicht vor zu spielen.»
    «Das Risiko kann ich nicht eingehen.»
    Sebastian drückte auf einen der beiden Lichtschalter, und die erste Lampenreihe erlosch. Ralph schrie auf.
    «Hier drinnen wird es so dunkel, dass man nicht mal mehr weiß, ob man die Augen geöffnet hat oder geschlossen.»
    Genau wie dort, dachte Ralph. Wie in dem Keller. Genau wie mit ihnen.
    Er zitterte und zerrte an der Kette. Begann zu hyperventilieren.
    Sebastian zögerte. Ralphs Reaktion war weitaus heftiger, als er es erwartet

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