Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
hatte. Anscheinend stand er furchtbare Ängste aus. Aber Sebastian war gezwungen weiterzumachen. Er war gezwungen, alle nur denkbaren Mittel anzuwenden, alles andere würde er sich selbst nie verzeihen. Sebastian stellte sich ein Bild von Annette Willén vor seinem inneren Auge vor. Sollte das nicht reichen, hatte er immer noch das Foto von Vanja in seinem Handy.
    Es reichte.
    Er schaltete das Licht aus.
    Ralph stöhnte und hielt die Luft an. Er drückte sich gegen die Wand und rollte sich zusammen, soweit er konnte. Er versuchte, keinen Ton von sich zu geben, aber beim Ausatmen gab er ein hilfloses Wimmern von sich. Sah er wirklich einen Streifen Licht, oder spielte ihm sein überfordertes Gehirn nur einen Streich, indem es die Erinnerungen herausbeschwor? Wurde die Tür geöffnet? Ja, so war es. Sie schlichen hinein. Nackt. Sie hatten ihn gefunden. Die Menschen mit den Tiermasken. Die Bestien in Menschengestalt. Sie atmeten. Sie wisperten.
    «Schalten Sie das Licht an. Bitte … schalten Sie das Licht an!»
    Ein kleiner Lichtstrahl traf ihn direkt im Gesicht. Die Lampe von Sebastians Handy. Ralph wandte sich dorthin und versuchte, so viel Licht wie möglich aufzunehmen. Er konnte sehen, wie die Tiermenschen in den Schatten um ihn herum lauerten. Sich hin und her wiegten. Mit merkwürdigen, lautlosen Schritten tanzten. Darauf warteten, dass ihn die Dunkelheit erneut verschluckte und sie sich nähern konnten.
    Überall sein konnten.
    Um ihn herum. Auf ihm. In ihm.
    «Wo ist Edward?», fragte Sebastian, der hinter dem Licht nicht zu erkennen war.
    Er machte das Licht am Handy aus.
    «Aus.»
    Die Dunkelheit. Sie stürzte sich auf ihn.
    «An.»
    Das Licht kehrte zurück.
    «Aus.»
    Verschwand wieder.
    «An. Wie hast du es lieber?»
    Ralph konnte nicht antworten, nur noch keuchen.
    «Aus.»
    Ralph hielt erneut den Atem an. In der Dunkelheit war es totenstill. Bis auf das Flüstern. Die lautlosen Schritte. Die Bewegung der Körper. Er war nicht allein. Niemals allein.
    «Sebastian …»
    Keine Antwort. Jemand packte sein Bein. Ralph stieß ein Brüllen aus.
    Er wurde zurückgeworfen. In die damalige Zeit.
    Zu ihnen.
    Es traf ihn mit voller Kraft. Mehr als eine Erinnerung. Er nahm den Geruch war. Den Geschmack. Er hörte die Geräusche. Sie waren hier. Sie packten ihn. Sie waren wild. Es war lange her, doch es würde nie aufhören. Er versuchte, sie abzuschütteln. Warf sich herum, wand sich und strampelte. Er spürte ein Brennen, als die Haut an seinem Handgelenk wundgescheuert wurde. Er schlug seinen Kopf gegen die Heizung. Zerrte erneut an der Handschelle, bis irgendetwas in seinem Handgelenk zerriss. Es spielte keine Rolle. Er konnte sowieso nicht mehr schreien.
    Das Licht ging an.
    Er badete darin. Gleißendes, erlösendes Deckenlicht. Sebastian kam auf ihn zu. Ralph lächelte ihn dankbar an.
    «Wo fing es an, Ralph? Wo sind sie?»
    Er wollte es erzählen. Er wollte es herausschreien. Aber er brachte nur ein abgehacktes Stammeln heraus. Sebastian beugte sich vor.
    «Åk-er-s-st…»
    Sebastian bückte sich noch weiter zu ihm herunter. Spürte Ralphs warmen Atem in kleinen Stößen an seinem Ohr. Jetzt war es nur noch ein tonloses Flüstern. Er lauschte und richtete sich auf.
    «Danke.»
    Was sollte er sonst sagen? Dies war nicht gerade seine persönliche Glanzstunde. Aber wie oft hatte er sich nicht schon gedacht, dass er alles dafür tun würde, um seine Tochter wieder zurückzubekommen. Und dasselbe galt auch, wenn es darum ging, nicht noch eine zu verlieren.
    Er ging wieder zur Tür. Legte den Hebel um und öffnete sie. Dann drehte er sich ein letztes Mal um und sah Ralph auf dem Boden sitzen. Mit Blut, das ihm vom Gesicht rann und die Arme hinab, das Haar an der Stirn festgeklebt, die Augen leer vor sich hin starrend.
    Sebastians Handy piepste erneut.
    Das dritte Bild.
    Er schaltete das Licht aus und verließ den Raum.

N ichts. Nichts. Nichts.
    Als sie aus Märsta zurückgekommen waren, hatte Torkel auch zu den anderen drei Tatorten aus den Neunzigern Wagen geschickt, nur um auf der sicheren Seite zu sein. Wie auch immer diese Sache ausging, niemand, und am wenigsten er selbst, sollte sagen können, dass er nicht alles versucht hätte. Deshalb hatte er auch Streifenwagen nach Bromma, Nynäshamn, Tumba und Liljeholmen beordert, den letzten vier Tatorten. Eigentlich glaubte er nicht, dass es Hinde dort hinzog, es waren Ralphs Orte, Hinde besaß keinerlei persönliche Verbindung zu ihnen, aber Torkel hätte

Weitere Kostenlose Bücher