Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Streifenwagen in die ganze Welt hinausgeschickt, wenn er geglaubt hätte, Vanja auf diese Weise retten zu können. Eine Polizistin, die von einem geflüchteten Serienmörder mit einer sexualneurotischen Störung gekidnappt worden war. Niemand würde erwarten, dass er dies wie eine normale Flucht und einen ganz normalen Vermisstenfall behandelte, und das tat er auch nicht. Er forderte so viel Personal an, wie er es für nötig hielt, und darüber hinaus hatten sich viele Kollegen freiwillig zum Dienst gemeldet und gefragt, ob sie helfen könnten. Der Arbeitseinsatz war gewaltig, aber bisher hatte er noch zu nichts geführt. Alle Streifen, die sie losgeschickt hatten, hatten ein negatives Ergebnis gemeldet.
Nichts. Nichts. Nichts.
Nirgends.
Torkel dachte über den nächsten Schritt nach. Am naheliegendsten war trotz allem Ralph. Und es spielte keine Rolle, was er wollte. Er musste mit Torkel sprechen. Wenn er etwas wusste, würde Torkel es aus ihm herausbekommen. Er verließ sein Büro und eilte zum Untersuchungsgefängnis hinüber, doch Ralphs Zelle war leer. Er ging zu einem der Aufseher.
«Können Sie mir sagen, wo Ralph Svensson ist?»
«Ja, Ihr Kollege hat ihn vor ungefähr einer Stunde abgeholt.»
Torkel brauchte gar nicht erst zu fragen, welcher Kollege. Seit sie zum Präsidium zurückgekehrt waren, hatte er Sebastian nicht mehr gesehen. Er war sofort aus dem Auto gestürzt und verschwunden. Vor ungefähr einer Stunde. Torkel holte sein Handy hervor, und Sebastian meldete sich sofort.
«Ja?»
«Wo zum Teufel ist Ralph?»
«Immer mit der Ruhe. Er ist in einem Schutzraum unten im Tunnel. Du kannst gerne zu ihm gehen und ihm das Licht anmachen.»
Torkel atmete aus. Er war selbst dazu bereit, weit zu gehen, um an die Informationen zu kommen, die Ralph möglicherweise besaß, aber er wusste, dass Sebastian noch weiter gehen würde. Vermutlich sogar zu weit.
Für einen kurzen Moment hatte Torkel befürchtet, dass Sebastian den vermeintlichen Serienmörder mit aus dem Präsidium genommen hatte.
«Wo bist du jetzt?», fragte er, mehr aus Neugier.
Das kurze Schweigen, das darauf folgte, verriet ihm allerdings, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.
«Das kann ich jetzt nicht sagen.»
Er hatte richtig vermutet. Und seine Unruhe kehrte zurück. Ralph war anscheinend in irgendeinem Luftschutzkeller eingesperrt, und Sebastian hatte sich davongeschlichen, ohne zu sagen wohin. Das konnte nur eines bedeuteten. Er war dabei, mehr als nur ein bisschen zu weit zu gehen.
«Du weißt, wo Hinde ist», stellte Torkel müde fest.
«Ja.»
«Gib mir eine Adresse. Bleib, wo du bist und warte auf uns.»
«Nein.»
«Sebastian, verdammt noch mal! Tu, was ich dir sage!»
«Nein, diesmal nicht.»
Diesmal, dachte Torkel. Als ob er sich je daran gehalten hätte, was Torkel sagte. Oder sonst irgendjemand. Befehle entgegenzunehmen gehörte nicht zu Sebastian Bergmans Stärken. Wie so vieles andere.
«Du kannst nicht allein zu ihm fahren.» Torkel machte einen letzten Versuch, ihn zu überzeugen. Den richtigen Knopf zu finden, auf den er drücken musste. Zu ihm vorzudringen. «Kann sein, dass du suizidal veranlagt bist, aber denk bitte auch an Vanja.»
«Genau das tue ich ja.»
Mehr sagte Sebastian nicht. Torkel hatte keine Ahnung, was er noch tun sollte. Betteln, bitten, brüllen. Nichts davon würde irgendeine Wirkung zeigen.
«Es tut mir leid, Torkel, aber jetzt geht es nur noch um Hinde und mich.»
Damit legte Sebastian auf.
Die Scheinwerfer des Autos erhellten das Schild von Åkers styckebruk und einen Pfeil, der nach rechts zeigte. Sebastian setzte den Blinker und bog ab.
Was auch immer passieren würde, es wäre bald vorbei.
Torkel musste sich beherrschen, damit er sein Handy nicht auf den Boden schmetterte. Verdammter Idiot. Er meinte natürlich Sebastian, aber auch sich selbst. Er hätte Sebastian nie zu diesem Fall hinzuziehen dürfen. Nicht schon wieder. Nie. Dass er es aber auch nie lernte.
Ehe er das Untersuchungsgefängnis verließ, erzählte er den Aufsehern, wo sie Ralph Svensson finden konnten. Sie sollten ihn abholen und in einen Verhörraum zu bringen. Er würde in fünf Minuten nachkommen. Erst aber musste er alle Leute, die ihm zur Verfügung standen, darauf ansetzen, Sebastian zu finden. Er musste sich irgendein Auto geliehen haben. Im Idealfall eines, das sie orten konnten. Wenn nicht, konnte er auf jeden Fall herausfinden, wessen Auto es war, und Marke, Modell und Nummernschild zur
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