Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
unverdrossen das Haus an und suchte in den fensterlosen Öffnungen fieberhaft nach einer Bewegung. Noch sah er keine. Er wusste nicht, ob ihn das beruhigen sollte.
Die erste Gruppe hatte das Haus erreicht, und die schwarzen Gestalten drückten sich neben der Haustür an die Wand. Die anderen Ankommenden verteilten sich weiter. Einer neben dem großen Fenster im Untergeschoss. Ein anderer auf der Rückseite neben dem Kellereingang. Zwei von ihnen nahmen ihre Granaten und schlichen zur Tür. Sebastian sah einen Helm aus dem Team im Graben vor ihnen auf und ab tauchen, die Polizisten wirkten genauso rastlos und ungeduldig.
Als alle ihre vorbestimmten Positionen eingenommen hatten, verlief die Erstürmung des Hauses reibungslos und schnell. Sebastian sah, wie die beiden Männer vorn die Tür aufrissen und ihre Schockgranaten hineinwarfen, und die Männer an den Fenstern taten dasselbe. Für einen Moment war es still, dann konnte man vier nahezu simultane Explosionen hören. Die Fenster wurden von den Blitzen erleuchtet, und das Team stürmte hinein. Gleichzeitig stürzte die Gruppe vor ihnen aus dem Graben und rannte auf das Haus zu, vielleicht sogar noch schneller als die erste. Sebastian trat neben dem Schuppen hervor und hörte erneut Explosionen aus dem Haus dringen. Aus mehreren Fensteröffnungen drang weißer Rauch. Da begriff er, dass alles zum Scheitern verurteilt war.
Er sollte dort drinnen sein.
Auf ihn wartete Hinde.
Plötzlich rannte er ebenfalls auf das Haus zu, so schnell er konnte. Er hörte, wie Torkel ihm hinterherbrüllte.
«Sebastian, verdammt noch mal, was machst du?»
Aber er rannte einfach weiter.
Seine Beine flogen über das Gras. Bei dem Graben geriet er ins Straucheln, hatte sich aber rasend schnell wieder gefangen. Jetzt wurde er noch schneller, lief so rasend schnell, wie er es nie zuvor getan hatte. Einer der Polizisten aus dem zweiten Team sah ihn, drehte sich um und versuchte ihn mit einer Handbewegung aufzuhalten.
Sebastian ignorierte auch ihn. Er musste seine Tochter finden.
Schließlich erreichte er die Haustür und stürzte in das dunkle Haus hinein.
Drinnen war es neblig vom Rauch der Granaten, und der Duft von Magnesium und anderen Metallen hing schwer in den Räumen. Sebastian war so außer Atem, dass er kaum noch Luft bekam, und steuerte auf den Verschlag unter der Treppe zu. Das war der erste Ort, der ihm einfiel, doch dann sah er, wie gerade einer der Polizisten herauskam, und hielt inne.
«War da drinnen etwas?»
Der Polizist schüttelte den Kopf.
«Nein, der Raum ist leer. Aber Sie haben hier nichts zu suchen!»
«Lag Essen auf dem Boden?»
«Wie bitte?»
Er hörte neue Explosionen aus dem Obergeschoss und stürmte die Treppe hinauf. Dort war das Schlafzimmer der Mutter gewesen. Vermutlich waren sie dort.
Oben war es noch dunkler als unten und noch raucherfüllter. Er konnte sich nur schwer orientieren und hatte schon bald keinen Überblick mehr, wo er überhaupt war. Er musste husten von all dem Rauch, versuchte aber trotzdem, sich in die Richtung vorzutasten, in der seiner Meinung nach das Schlafzimmer war. Auf dem Boden lag Gerümpel verstreut, und er stolperte über einige lose Dielenhölzer, stürzte und schrammte sich die Hände auf, kam aber sofort wieder auf die Beine. Er spürte, wie ihm die Zeit davonlief.
Wie er dabei war, sie zu verlieren.
Er rannte die letzten Schritte und betrat das Zimmer. Stieß im Türrahmen fast mit einer Gestalt zusammen. Erschrocken machte er einen Satz nach hinten. Vor ihm stand der Einsatzleiter.
«Was zum Teufel machen Sie hier?»
«Wo ist sie?!»
Der Einsatzleiter schüttelte resigniert den Kopf.
«Das Zimmer ist auch leer. Hier ist niemand.»
Sebastian starrte ihn ungläubig an.
«Was haben Sie gesagt?»
«Hier ist niemand. Weit und breit niemand.»
S ie hatten die Einsatzwagen geholt und vorm Haus eine schnelle Nachbesprechung durchgeführt. Torkel stand zusammen mit dem Einsatzleiter vor den anderen Polizisten. Sie hatten das Haus insgesamt dreimal durchsucht. Ergebnislos. Sebastian war selbst noch einmal in den Raum unter der Treppe gegangen. Schaudernd war er an diesen Ort zurückgekehrt. Er hatte sich von einem der Polizisten eine Taschenlampe geliehen, um ein wenig Licht zu haben. Drinnen roch es genau wie damals, eigentlich fast schlimmer. Aber der Raum war im Prinzip leer. Auf dem Boden lagen ein paar leere Bierdosen herum. Aber an jenem Platz, wo der junge Edward Hinde früher einmal seinen heimlichen
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