Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
zumindest besser können müssen. Aber jetzt hatte er diesen Weg nun einmal eingeschlagen und beschloss, ihm noch ein weiteres Stückchen zu folgen, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass es sich um eine Sackgasse handelte. Der kleine Notausgang in der Ferne schrumpfte immer mehr zu einem mikroskopischen Nadelöhr.
«Denk, was du willst, aber es stimmt.» Diesmal war seine Stimme nicht ganz so fest. «Ich kann mir dich nicht leisten.»
Sebastian sah ihn geradezu enttäuscht an. «Aber ich kann es mir leisten. Ich arbeite umsonst. So wie letztes Mal. Ernsthaft, Torkel, wenn du mich nicht hierhaben willst, musst du dir etwas Besseres einfallen lassen, als dass ich deine Verwaltungskosten in die Höhe treibe.»
«Sebastian …»
«Ich kann der Ermittlung doch wenigstens folgen. Das kann ja wohl nicht schaden. Hier handelt es sich schließlich verdammt noch mal um was, das ich wirklich kann!»
Torkel schwieg. Es spielte keine Rolle, was er sagte. Sebastian würde sowieso nicht auf ihn hören, er hatte Witterung aufgenommen und würde nicht lockerlassen, ehe Torkel alles gesagt hatte, was Sebastian hören wollte.
«Okay, es hat das Team gestresst, dass ich dabei war, aber es wäre trotzdem verflucht noch mal ein Verstoß gegen deine Dienstpflicht, mich außen vor zu lassen, wenn ihr einen Serienmörder habt.»
Torkel drehte sich um, holte seine Schlüsselkarte heraus und hielt sie an das Lesegerät. Das Schloss öffnete sich mit einem Klick. Er riss die Tür auf.
Sebastian deutete das als eine Absage und änderte seine Taktik. «Ich versuche, mein Leben in den Griff zu bekommen, Torkel. Das versuche ich wirklich, aber ich brauche eine Arbeit.»
Torkel überlegte kurz. Auf Sebastians Geschwätz, sein Leben zu ändern und ein besserer Mensch zu werden, gab er nichts, das hatte er in Västerås auch schon behauptet. Ihn wieder mit ins Team zu nehmen, half ihm dabei auch nicht, davon war Torkel überzeugt. Aber das, was er davor gesagt hatte … Vielleicht war es tatsächlich ein dienstliches Versagen, Sebastians Wissen nicht miteinzubeziehen. Speziell im Hinblick darauf, wen der Mörder nachahmte. Drei Frauen waren tot. Sie alle waren davon überzeugt, dass es weitere Opfer geben würde. Und von einer heißen Spur waren sie noch genauso weit entfernt wie vor einem Monat. War er nicht dazu verpflichtet, alles zu tun, damit das Morden aufhörte? Er wandte sich Sebastian erneut zu.
«Okay, ich lasse dich rein. Durch die Tür. Aber nicht in die Ermittlungen.»
«Was soll ich dann dort drinnen?»
«Ich muss erst mit dem Team reden.»
«Über mich?»
«Ja.»
«Was hast du vor? Willst du abstimmen lassen?»
«Ja.»
Als Sebastian Torkels ernste Miene sah, begriff er, dass der Kommissar nicht scherzte. Er nickte. Ein Schritt nach dem anderen. Wenn er schon einmal so weit gekommen war, bedurfte es schon viel, ihn wieder loszuwerden.
Torkel betrat erneut den Besprechungsraum. Die anderen saßen noch genauso da, wie er sie verlassen hatte. Und hatten die Kaffeetassen nachgefüllt. Sogar seine.
«Ich habe dir einfach einen Kaffee geholt, ich wusste nicht, ob du noch einen wolltest», sagte Ursula, während sie ihren Stuhl zurückzog und sich setzte. Als könnte sie seine Gedanken lesen.
«Danke.» Er lächelte sie an. Sie lächelte zurück. Ein Lächeln, das Torkel insgeheim für mehr als nur kollegial einstufte. Was ihn erneut zu der Überlegung veranlasste, ob sein Widerwille gegen eine Einbeziehung Sebastians nicht eigentlich auf reinem Egoismus beruhte.
«Ich habe gerade gesagt, dass wir ein vorläufiges Ergebnis von Carl Wahlströms DNA-Probe haben», fuhr Ursula fort. «Er ist es nicht.»
Torkel nickte vor sich hin. Er hatte nie größere Hoffnung in diese These gesetzt. Sie war ihm schlicht zu einfach vorgekommen. Wenn sie diesen Täter fanden, dann nicht, weil er einen Brief geschickt hatte, in dem er sich verriet. Torkels Gedanken schweiften vom Fall ab. Jetzt, da Ursula und er wieder zusammengefunden hatten, wollte er das nicht durch denselben Fehler zerstören wie beim letzten Mal. Ihre Beziehung verlief nach festen Regeln. Regeln, die zu fünfundsiebzig Prozent Ursula aufstellte.
Nur, wenn sie beruflich unterwegs waren. Nie zu Hause. Keine Zukunftspläne.
Und Torkel musste ihr gegenüber unerschütterlich loyal sein – das hatte er selbst ergänzt.
Die beiden ersten Regeln waren im Grunde ein und dieselbe, aber jetzt hatte Ursula selbst die Initiative ergriffen, sie zu brechen. Sie war in
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