Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
auf dem Bauch im Bett. Vergewaltigt und getötet durch einen brutalen Messerhieb, der sowohl die Halsschlagader als auch die Luftröhre durchtrennt hat.
Sebastian nickte vor sich hin. Alles war bekannt. Es war, als hätte man ihn in die Vergangenheit versetzt. Er ging im Kopf durch, was er eigentlich über Nachahmungsmörder wusste. Von dieser Sorte gab es einige, aber nur die wenigsten kopierten einen Serienmörder. Gewöhnlicher war die Nachahmung von Schulmassakern oder einzelnen, besonders heftigen Morden aus Filmen und Computerspielen. Natürlich war ein solcher Nachahmer auf krankhafte Weise vom Original fasziniert, aber was noch? Er war gestört, auch das war klar, aber anders als sein Vorbild. Während es dem Serienmörder oft gelang, eine Fassade der Normalität aufrechtzuerhalten und sozusagen gewöhnlich zu wirken, war der Nachahmer häufig eine sichtlich merkwürdigere Existenz. Er lebte zurückgezogener. Hatte ein negatives Selbstbild. Ein schwaches Selbstvertrauen. War ein Produkt seiner Erfahrungen aus seiner Kindheit.
Wie immer.
Einer der, genau wie sein Vorbild, dazu fähig war, Grenzen zu überschreiten und extreme Gewalt auszuüben, der jedoch nicht stark genug war, selbst die Initiative zu ergreifen, eine eigene Methode zu finden und sich seine Opfer selbst auszuwählen. Er brauchte eine Vorlage. Das kennzeichnete alles, was er tat. Der Mann, den sie suchten, erregte nicht viel Aufsehen.
«Keine Einbruchsspuren», fuhr Billy fort. «Es scheint, als hätte sie den Täter freiwillig hereingelassen, genau wie die anderen Opfer es taten. In der Wohnung gab es jedoch Kampfspuren. Und es wurden Sperma, Schamhaare und Fingerabdrücke am Tatort hinterlassen.»
Er deutete mit dem Finger auf ein weiteres Bild. Eine blonde Frau, fünfundvierzig bis fünfzig. Blaue Augen. Eine kleine Narbe an der Oberlippe, vermutlich hatte man ihre Hasenscharte operiert, als sie noch ein Kind war. Äußerlich besaß sie keine Ähnlichkeit mit der ersten Frau. Ein winzig kleiner Gedanke schoss Sebastian durch den Kopf, als er sie sah, aber er war zu winzig und zu schnell, als dass er ihn hätte einfangen können.
«Der 15. Juli. Jeanette Jansson Nyberg, Nynäshamn. Ihr Mann und ihre Söhne kamen nach einem Fußballturnier nach Hause und fanden sie. Sie hatte in ihrem Blog geschrieben, dass sie den ganzen Abend allein zu Hause sei und es sich gemütlich machen wolle. Also wusste der Mörder vielleicht, wann er zuschlagen konnte.»
«Hatte die andere auch einen Blog? Lie?», fragte Sebastian.
Billy schüttelte den Kopf. «Nein, aber sie war auf Facebook und hatte dort ‹Single› als Beziehungsstatus angegeben.»
Sebastian nickte. Er selbst war nicht in irgendwelchen sozialen Medien aktiv, wunderte sich aber manchmal darüber, wie viele Informationen manche Menschen mit Wildfremden zu teilen bereit waren. Heutzutage konnten die Einbrecher mühelos herausfinden, wann ein Haus leerstand, da die Besitzer diese Information fröhlich und bereitwillig in ihren Blogs oder Statusmeldungen verbreiteten, wenn sie schrieben, wie herrlich ihr Urlaub werden würde. Dasselbe galt ihrer eigenen Sicherheit. ‹Single› war gleichbedeutend mit einsam war gleichbedeutend mit schutzlos.
«In den Beeten unter der Treppe haben wir Fußabdrücke gefunden, die aber nicht mit denen des Mannes und der Söhne übereinstimmen. Das Sperma stammt von derselben Person wie auch bei Maria Lie.»
«Also hinterlässt er bewusst Spuren?»
«Vieles deutet darauf hin», antwortete Torkel. «Oder er ist extrem ungeschickt. Aber wenn er das wäre, hätte er es sicher schon früher mit uns zu tun bekommen, und das ist nicht der Fall.»
«Ja, eigentlich müsste er der Polizei bekannt sein», sagte Sebastian mit einem besorgten Nicken. «Copycats haben meistens irgendeinen kriminellen Hintergrund. Dass sie gleich mit dem Töten anfangen, ist extrem ungewöhnlich.»
«Hat es etwas zu bedeuten, dass er Spuren hinterlässt?», fragte Billy.
Sebastian sah ihn an. Irgendetwas war deutlich anders. Letztes Mal hatte Billy sich damit zufriedengegeben, sich um die technischen Seiten der Ermittlungen zu kümmern – Überwachungskameras, Handys, Gesprächslisten. Man hatte ihn gefragt, wenn man glaubte, die Antwort auf eine Frage wäre auf irgendeinem Computer zu finden. Jetzt schien er sich plötzlich bei Fragen zu engagieren, zu denen er früher nicht mal eine Meinung gehabt hatte. Im Großen und Ganzen wirkte er … aktiver als beim letzten Mal, als sie
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