Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
herausstechen wollen.
Aber leben.
Vanja öffnete die Tür und sah zu ihm herüber.
«Kommst du?»
«Klar.» Sebastian ging zu ihr, und sie betraten das Haus. Es war stickig und roch muffig und metallisch süßlich. Sie musste viel Blut verloren haben, dachte Sebastian, wenn der Geruch immer noch in der Luft hing.
«Wo ist das Schlafzimmer?»
«Sie wurde im Obergeschoss ermordet. Wonach suchen wir?»
«Zuerst will ich das Schlafzimmer sehen.» Vanja nickte genervt und übernahm die Führung.
«Mir nach.»
Mit gedämpften Schritten stiegen sie die Treppe hinauf. So war es immer. Der Tod besaß die Kraft, Stimme und Tempo zu senken. Sie erreichten das Schlafzimmer und blieben im Türrahmen stehen. Das Zimmer hatte hübsche gelbe Strukturtapeten mit einem ruhigen Muster. Die Gardinen waren vorgezogen, das Bettzeug war entfernt worden, aber der große dunkle Fleck, der sich über die Matratze des Doppelbetts ausgebreitet hatte, sagte alles. Sebastian betrat vorsichtig den Raum und sah sich um.
«Was haben wir denn nun angeblich übersehen?» Vanja klang ungeduldig.
«Ein kleines Zimmer, eine Kammer oder ein Abstellraum», antwortete Sebastian und ging neben dem Bett in die Hocke.
Vanja blickte ihn müde an und zeigte auf die weißen Schiebetüren auf der anderen Seite des Bettes.
«Da drüben hast du ein paar Schränke.»
Sebastian schüttelte den Kopf, ohne überhaupt hinzusehen. «Es muss von außen verriegelbar sein.» Er blieb in der Hocke sitzen und blickte sich im Schlafzimmer um. Auf dem Nachttisch lagen einige Taschenbücher vor einer gerahmten Schwarzweißfotografie von einem lachenden Paar. Blutspritzer auf dem Glas. Ein Mann und eine Frau. Richard und Katharina Granlund. Er erkannte sie von Billys heutiger Präsentation bei der Reichsmordkommission wieder. Vorsichtig nahm Sebastian das Bild in die Hand.
«Okay, und was sollte in so einem sein?», tönte Vanja von der Tür her.
Sebastian antwortete nicht, sondern betrachtete weiter das Foto in seiner Hand. Sie standen irgendwo an einem Strand und wirkten glücklich verliebt. Die Frau umarmte den Mann, der direkt in die Kamera blickte. Es sah aus wie Gotland, vielleicht auch Öland. Ein Steinstrand irgendwo. Ein Sommer vor nicht allzu langer Zeit. Oder vor einer Ewigkeit, wenn man der trauernde Ehemann war. Behutsam stellte er das Foto zurück. Ein Gedanke.
Entfernt.
Flüchtig.
Sebastian wollte sich erneut nach dem Foto strecken, da fragte Vanja erneut: «Und was sollte sich in dieser dämlichen Kammer befinden?»
Sie schien immer gereizter. Sebastian pfiff auf das Foto und sah zu ihr hinüber.
«Essen.»
Vanja ging nach unten, während Sebastian systematisch das obere Stockwerk durchforstete. Es gab noch drei weitere Räume. Einer davon schien das gemeinsame Arbeitszimmer des Paares zu sein, ein Kopierer und ein Drucker standen darin. Sebastian vermutete, dass Billy den Computer mitgenommen hatte. An der einen Wand war ein Bücherregal, angefüllt mit allen möglichen Titeln, von Tom-Clancy-Thrillern bis hin zu Kochbüchern, ordentlich nebeneinander aufgereiht. Sebastian fand nicht, was er suchte, und ging daher in das kleine Wohnzimmer.
Dann warf er einen kurzen Blick in das offenbar neu renovierte Bad. Weiß, sauber und bis unter die Decke gekachelt. Badewanne mit Massagedüsen und abgetrennte Duschkabine. Alles großzügig bemessen, so, wie sich ein modernes Paar sein Badezimmer wünschte. Aber es war nicht das, wonach er suchte. Die Kleiderkammer wäre für diesen Zweck perfekt gewesen, doch auch sie ließ sich nicht von außen abschließen.
Er ging die Treppen hinunter. Die Küche lag an der Rückseite des Hauses, und von hier gelangte man auf eine große Holzterrasse. Dahinter breitete sich der sorgfältig angelegte Garten aus. Es war alles genauso hell und modern wie im Badezimmer. Eine offene, freundliche Küche mit weißen Schranktüren und schwarzen Arbeitsplatten aus Schiefer. In der Mitte eine Kücheninsel mit zwei Barhockern. Neben der Spüle stand etwas Geschirr, davon abgesehen war es erstaunlich sauber und reinlich. Er wollte gerade ins Esszimmer weitergehen, als Vanja ihn rief.
«Sebastian!»
Es klang, als wäre sie ein gutes Stück entfernt. Sie rief erneut.
«Sebastian!»
«Ja, was ist denn?»
«Der Keller!»
Die Tür zum Keller lag direkt neben der Haustür, und er entdeckte sie nicht sofort. Eine finstere, schmale Treppe führte nach unten ins Halbdunkel. Obwohl das Ehepaar Granlund einige Plakate mit moderner
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