Die Frauen von Clare Valley
»Aber woher wusstet ihr, wo ich war? Wie habt ihr mich gefunden?«
»Das war Luke«, antwortete Emily. »Er hat überall angerufen.«
»Aber wieso? Wie?«
»Später, Lola«, sagte Luke mit einem Blick zu Emily. »Ich erkläre es dir später.«
»Mach dir keine Sorgen, Lola«, sagte Emily. »Wir sind ja jetzt da. Wir kümmern uns um dich.«
»Emily hat recht, Lola. Jetzt kann dir nichts mehr passieren.« Seine Stimme war ruhig, doch seine Miene so besorgt wie Emilys. »Hitzschlag?«, fragte er lautlos.
»Glaub schon«, hauchte Emily.
Obwohl Lola protestierte, erklärte Luke freundlich, aber mit Nachdruck, dass er sie nun ins Krankenhaus fuhr.
Emily kannte die Schwester, die Notdienst hatte. Während Luke Lola mit den Formularen half, berichtete Emily der Schwester, was geschehen war.
»Beinahe drei Stunden in der Hitze? Mit vierundachtzig? Sie hat großes Glück, dass sie das überlebt hat.«
»Aber sie wird gesund, oder?«
Nicht nur das. Lola scherzte schon wieder. Als Emily und die Schwester hinübersahen, lachten Luke und der Verwaltungsbeamte laut. Lola hatte sich merklich erholt, seit sie unter dem kühlen Obdach des Krankenhauses war. »Es ist fast ein Wunder, aber, ja, ich denke schon. Doch woher wusstet ihr, wo sie war?«
Emily berichtete. »Luke hat einen Anruf bekommen. Ein alter Freund hat sie gesucht. Und als sie nicht an ihr Handy gegangen ist, haben wir uns auf den Weg gemacht.«
»Da hat sie sehr viel Glück gehabt. Dieser alte Freund hat ihr wahrscheinlich das Leben gerettet.«
Bald schon drängten sich Lolas Freundinnen im Empfangsbereich des Krankenhauses. Sie teilten sich die Anrufe auf. Margaret rief Bett, Kay rief Jim, Patricia rief Carrie an.
Margaret ging in Lolas Zimmer, um ihr zu berichten. Die gesamte Familie war auf dem Heimweg.
Lola war nicht begeistert. »Nicht doch, mir geht es gut! Mir geht es gut! Sagt ihnen um Himmels willen, dass sie bleiben sollen. Sie brauchen ihren Urlaub.«
»Genau das habe ich gesagt. Doch sie bestehen darauf.«
»Und ich bestehe noch heftiger darauf, dass sie nicht nach Hause kommen. Bitte, Margaret, ruf noch einmal an.«
»Man soll im Krankenhaus das Handy nicht benutzen.«
Lola funkelte sie an. Margaret reichte ihr das Telefon.
Lola sprach zuerst mit Jim.
Er blieb eisern. »Du kannst sagen, was du willst, Lola. Wir sind schon auf dem Rückweg.«
»Nein, Jim, bitte nicht. Hier bin ich doch am besten aufgehoben, besser noch als im Motel. Hier sind überall Leute, auch wenn einige als Arzt oder Krankenschwester verkleidet sind. Mir geht es gut. Wirklich gut.«
»Wir sind bloß zwei Stunden entfernt. Wir machen uns selbst ein Bild von der Lage, und sollten wir uns deiner Meinung anschließen, fahren wir wieder los.«
»Das werdet ihr ja doch nicht. Das bringt alles durcheinander. Und Geraldine wird wütend.«
»Geraldine wird nicht wütend. Wir sehen uns heute Abend.«
Auch Bett hatte schon begonnen, das Auto zu beladen. »Aber sicher, Lola. Als ob wir hier Urlaub machen und ignorieren könnten, dass du im Krankenhaus bist.«
»Ich bin doch in einer Stunde wieder draußen. Außerdem sind eure Eltern auf dem Rückweg. Wenn ihr jetzt auch noch kommt, rede ich kein Wort mit dir. Es ist mir ernst, Bett. Mir geht es gut. Mir ist nichts passiert.«
»Hätte aber.«
»Ist aber nicht. Darling, bitte, sieh es doch mal nüchtern. Ich bin von all meinen Freunden umringt. Falls mir in den nächsten Tagen irgendetwas geschehen sollte, was nicht der Fall sein wird, bin ich in allerbesten Händen. Wohin ich auch schaue, überall wird mir entgegengeblickt, als würde ich jeden Moment tot umfallen.«
Margaret, Kay, Joan und Patricia sahen betreten zu Boden.
Lola zwinkerte ihnen zu. »Du müsstest dich sowieso erst in die Schlange der Besorgten einreihen, Bett. Ich bin unversehrt, Darling. Un-ver-sehrt. Alt, aber unversehrt. Wir sehen uns, wie vereinbart, in drei Tagen, okay?«
Carrie war sehr sachlich. »Dad sagt, er ist mit Mum schon auf dem Rückweg und du würdest klingen, als ginge es dir ziemlich gut, angesichts der Umstände. Sollen wir trotzdem kommen, Lola?«
»Nein, Darling, wirklich nicht.«
»Gott sei Dank. Die Hinfahrt war der reinste Albtraum. Wenn wir jetzt umkehren und das Ganze gleich wieder durchleben müssten, würde ich verrückt.«
»Braves Mädchen«, sagte Lola. »Bis nächste Woche.«
Nach einer Reihe von Tests und Untersuchungen wurde Lola für gesund genug erklärt, um im Anschluss an eine letzte Visite nach Hause zu
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