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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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gehen. Der Arzt wollte am frühen Abend zu ihr kommen. Dem folgte eine Diskussion, die sich beinahe zu einem Streit entwickelte: Zu wem sollte Lola gehen – zu Margaret oder Kay, Joan oder Patricia? Lola machte der Debatte ein Ende.
    »Ich gehe nach Hause. In das Motel. Ihr dürft mich morgen alle gern besuchen, aber heute Abend will ich meine Ruhe haben. Außerdem werden, wie ihr wisst, Jim und Geraldine da sein.«
    »Wirst du denn keine Angst haben, so ganz allein in deinem Zimmer?«, fragte Kay. »Nach allem, was passiert ist?«
    Lola weigerte sich, darüber nachzudenken, was passiert war oder hätte passieren können. Es ging ihr gut. Sie war in Sicherheit. Unversehrt. Außerdem war ihr sehr bewusst, dass sie ihren Freunden schon jetzt das Weihnachtsfest verdorben hatte. »Es braucht schon etwas mehr, um mir Angst zu machen. Bitte, geht alle nach Hause. Meine Freunde Luke und Emily werden mich nachher fahren, nicht wahr, ihr Lieben?« Zweimaliges Nicken. »Morgen werde ich mich sehr über eure Gesellschaft freuen, morgen müsst ihr alle kommen und mit mir Karten oder Bridge spielen oder ein großes Glas Gin trinken. Heute Abend aber will ich die Tür hinter mir schließen, mich in mein Bett legen und schlafen, vielleicht auch träumen. Das ist übrigens ein Hamlet -Zitat. Ich wollte euch mit einer spontanen Shakespeare-Einlage beweisen, dass meine geistige Beweglichkeit nicht gelitten hat.«
    Schließlich gelang es ihr, ihre Freundinnen zu überzeugen. Nur Luke und Emily blieben. War dies der Moment, auf den sie gewartet hatte? Ihr war aufgefallen, wie die beiden seit ihrer Rettungsmission miteinander redeten und lachten. Jedes Unglück hatte auch sein Gutes. Vielleicht, nur vielleicht, musste sie gar nichts unternehmen. Wenn die beiden füreinander bestimmt waren, würde sich vielleicht alles ganz von selbst entwickeln.
    Trotzdem konnte es nicht schaden, den Lauf der Dinge etwas zu beschleunigen. »Emily, Liebes, würdest du die Krankenschwester bitte fragen, ob ich heute Abend einen Gin trinken darf? Ich soll ja viel trinken. Ich will nur sichergehen, dass das alle Flüssigkeiten einschließt.«
    Als Emily außer Hörweite war, musterte Lola Luke sehr gründlich. »Luke, es gibt so vieles, was ich dich fragen muss, aber erst einmal, nur rasch, solange wir beide allein sind …«
    »Lola, bitte, ich muss dir zuerst etwas sagen. Solange wir allein sind …«
    Sie hielt die Hand hoch. »Ich wäre heute beinahe umgekommen. Ich zuerst. Ich mach es schnell, wir haben nicht viel Zeit.«
    »Lola, im Ernst. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen, es geht um A…«
    »Luke, bitte, so hör mir zu. Ich habe nur eine schlichte Frage. Wie empfindest du Emily gegenüber?«
    Wieder wurde er rot. »Sie ist reizend. Ich habe sie immer schon gemocht. Mir ihr kann ich mich super unterhalten. Aber, Lola …«
    »Als Freundin oder mehr? Entschuldige bitte, dass ich so direkt bin, aber sie kommt jeden Augenblick zurück.«
    Das Rot wurde noch intensiver. »Ich glaube nicht, dass sie Interesse an mir hat. Ich wollte sie seit Jahren schon um ein Date bitten, habe mich aber nicht getraut, falls sie Nein sagt.«
    Lolas Timing war perfekt. Über Lukes Schulter sah sie, wie Emily auf das Zimmer zukam. »Emily sollte Nein sagen, wenn du sie um ein Date bittest? Emily? Dir einen Korb geben?« Mit jedem Wort wurde sie lauter. »Ich glaube nicht, dass das passieren würde. Emily findet dich nämlich obercool. Oder, Emily?«
    Nun glühten Luke und Emily beide leuchtend rot. Lola schloss die Augen. »Ich will mich vor der Visite noch ein wenig ausruhen. Warum geht ihr beiden nicht raus in den Garten oder macht eine Runde durch die Stadt, und wenn ihr mich hier um sechs Uhr abholt, hattet ihr hoffentlich Gelegenheit, einiges zu klären, unter anderem, wohin euch euer erstes Date führt.«
    Luke und Emily hatten das Krankenhaus gerade verlassen, da klingelte Lukes Handy. Er sah auf das Display. Die Nummer war ihm fremd. Er antwortete trotzdem.
    »Luke? Hier ist Alex. Lolas Freund. Es tut mir leid, dass ich noch einmal störe. Haben Sie Lola erreicht?«
    »Alex!« Luke entschuldigte sich bei Emily, ging einige Schritte außer Hörweite und erklärte Alex eilig, was geschehen war. »Und das alles dank Ihnen. Wenn Sie nicht versucht hätten, Lola zu erreichen …«
    Alex fiel ihm ins Wort, er klang sehr drängend. »Ist sie verletzt? Haben diese Kerle ihr etwas angetan?«
    »Es geht ihr bestens«, erwiderte Luke. »Wirklich, alles bestens. Sie ist echt

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