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Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Titel: Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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ausgewählt hatte.
    »Wohin gehst du?«, rief ich ihm nach.
    »Es dämmert«, sagte er aus der Tür. »Es ist an der Zeit, nach dem Rechten zu sehen.«
    Mich überraschte, dass er plötzlich so häuslich war und sich um unsere Wirtschaft kümmern wollte. Ich setzte mich auf der Liege auf und sah ihm nach. Glücklich und naiv lächelte ich. Ich schämte mich und hoffte.
    VII
    Meine Hoffnung war unbegründet und eitel. Einige Tage lang tat er so, als würde er alles inspizieren. Er ließ Eumaios rufen und hörte sich zerstreut den Bericht des treuen Diebes an. Alle im Haus gingen auf Zehenspitzen um ihn herum: die Dienerschaft, der alte Mentor, dem er vor zwanzig Jahren die Leitung der Wirtschaft anvertraut hatte – Mentor war in diesen zwanzig Jahren ohne Aufsehen, aber erheblich reicher geworden –, und auch mein hehrer Sohn Telemachos. Alle schielten zu dem heimgekehrten Hausherrn, ob er wohl sähe, was während seiner Abwesenheit hier zu Hause geschehen war. Ich wusste genau, dass er alles bemerkte. Aber er winkte nur ab, als Eumaios die Anzahl der Schweine und Ziegen nannte, die die Freier verzehrt hatten, und hörte schulterzuckend Mentor zu, als der alte Viehverwalter und treue Freund mit Dürre und mageren Jahren erklärte, dass die Weinfässer ausgetrocknet und die Scheunen leer waren. Während seiner Irrfahrten hatte mein Mann die Menschen und die Götter kennengelernt.
    Zu dieser Zeit interessierte ihn nur, was aus Gold und Silber war. Das war ein neuer Zug im Charakter meines Mannes. Vor zwanzig Jahren hatten wir ihn als leidenschaftlichen Landmann gekannt, dem alle Finessen der Bewirtschaftung vertraut waren. Dinge aus Gold und Silber hielten wir nur wegen des häuslichen Schmucks und des Ansehens in unserem Heim. Jetzt hatte er keinen Blick für die Aussaat – der Winter ging schon bald zu Ende, am Morgen lag jedoch noch Reif auf den Feldern –, und nicht einmal an dem großen Fest der Schafschur nahm er teil. Auch auf die Jagd ging er nicht. Dafür zählte und schätzte er den lieben langen Tag sorgfältig die Geschenke, die meine ermordeten Freier mir höflich und aufmerksam von Zeit zu Zeit ins Haus geschickt hatten. Ein goldener Kelch fand sein besonderes Gefallen – ein Geschenk des schneidigen jungen Ktesippos, der die nette Angewohnheit hatte, während des Essens mit Ochsenschenkeln nach seinen Tischgenossen zu werfen. Diesen Kelch maß er voller Behagen mit dem Blick:
    »Gutes Gold«, sagte er. »Aus Kyrene.«
    All das war neu. Ich hatte nicht gewusst, dass ihn Gold und Silber interessierten. Er benahm sich wie ein phönizischer Krämer. In der Welt hatte er gelernt, dass die Gegenstände nicht nur eine Bestimmung, sondern auch einen Preis hatten. Wir in Ithaka lebten noch ein wenig so wie zu Beginn der Zeiten: inmitten von Schafen, Hirten und Göttern. Land, Meer und Sonne gaben uns alles, was wir nötig hatten. Mein Mann brachte ein sonderbares Geschenk aus der Welt auf unsere Insel mit: den Anspruch. Er hatte bei den Riesen, den Kyklopen, den Kaufleuten und Pferdezüchtern – also in der Welt – gelernt, dass man alles, was die Menschen gebrauchen können, kaufen und verkaufen kann. Statt dem leutseligen Grundbesitzer, dem umsichtigen ionischen Seefahrer war ein neuer Mann heimgekehrt: der Kaufmann. Das hatte ich nicht sofort begriffen.
    Als Allererstes machte er sich jedoch daran, die Opfer darzubringen, die Teiresias bei ihm in Auftrag gegeben hatte. Er opferte den Nymphen – das war eine nette und höfliche Aufmerksamkeit von ihm –, dann Athene und auch Hermes. Die Opfer brachte er aufmerksam, den Bräuchen entsprechend, aber ziemlich sparsam dar: Für Hermes wählte er ein dürres Rind und für Athene zwei Schafe, die schon seit Tagen nicht mehr richtig fressen wollten. Ich wusste, dass die Götter es nicht mögen, wenn sie zu kurz kommen. Im Vertrauen machte ich meinen Mann darauf aufmerksam, dass Athene gesunde Schafe verdient hätte.
    »Schließlich hat sie dich nach Hause geführt«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte er gleichgültig. »Aber ich habe mich auch angestrengt.«
    Seine Stimme war spröde. Die Antwort verblüffte mich. Vor zwanzig Jahren hatte ich ihn als einen religiösen Mann gekannt. Er lief nicht unablässig in den Tempel, aber die Feiertage hielt er ein. Jetzt benahm er sich wie ein ferner Verwandter, der bei seinen Irrfahrten etwas über seine vornehme Familie, die Götter, erfahren hatte. Er äußerte sich zurückhaltend über sie, als verstünde er nun ihre

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