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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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kriege. An dem Nachmittag bin ich nach der Arbeit nach Hause und hab ein Hühnchen gebraten. Ich hab mein bestes Sonntagskleid angezogen, und dann saß ich mit dem Hühnchenteller in der Hand im Bus zu Miz Tootie.
    Werd ich nie vergessen. Ich hab geklingelt, und Mr Taylor hat aufgemacht. Ich hab gesagt: ›Mein Name ist Oletta Jones, ich bin die beste Köchin von Savannah, und als Beweis hab ich gebratenes Hühnchen nach meinem Geheimrezept mitgebracht.‹«
    Oletta lachte herzlich. »Das war eigentlich ganz schön gewagt. Mr Taylor hat mich nur komisch angeguckt und gesagt: ›Wirklich? Und was ist das Geheimnis?‹, und ich hab zurückgeguckt und gesagt, ›Wenn ich Ihnen das sage, ist es ja kein Geheimnis mehr‹. Er hat sich vor Lachen den Bauch gehalten. Dann hat er ein Stück von meinem Huhn probiert, direkt da vor der Haustür, und als er zu Ende gekaut hatte, hat er mich reingebeten und in die Eingangshalle gerufen: ›Tootie, die neue Köchin ist hier!‹ Sie haben mich vom Fleck weg genommen, und Mr Taylor hat sogar angeboten, mich nach Hause zu fahren, wenn ich ihm nur das Huhn dalasse.«
    Ich warf den Kopf zurück und lachte. »Wirklich?«
    »M-hm. Das war der glücklichste Tag in meinem Leben. Manchmal hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Schule nicht zu Ende gemacht hab, aber ich hab’s auf jeden Fall viel besser gehabt wie meine Momma. Ich würd gerne besser lesen können, aber ich hab’s auch gerne, wenn du mir vorliest. Jewel hat mir auch immer vorgelesen, wenn ich Abendbrot gemacht hab. Ich weiß noch, eine Geschichte hat sie so gerne gemocht, über einen alten Frosch, der immer in alle möglichen Schwierigkeiten geraten ist. Gott, die muss sie hundertmal gelesen haben.«
    Oletta schwieg, und obwohl das Mondlicht nur schwach war, erkannte ich die Traurigkeit in ihrem Gesicht, als sie an Jewel dachte. Und wie sie es vorher bei mir getan hatte, nahm ich jetzt ihre Hand.
    Wir ließen uns im Wasser treiben und blickten in den Himmel, bis Oletta sagte: »Deine Zehen sind bestimmt schon so schrumpelig wie Rosinen. Am besten gehst du schon mal raus und trocknest dich ab. Und weil das für mich das erste und vielleicht das letzte Mal in einem Pool ist, schwimme ich noch ein paar Minuten. Dann gehen wir nach Hause.«
    Ich stieg aus dem Wasser und trocknete mich ab. Als ich meinen Schlafanzug wieder anhatte, setzte ich mich auf einen Liegestuhl und schaute Oletta zu, wie sie von einem Ende zum anderen schwamm. Vergessen war die schwerfällige Frau mit den geschwollenen Fesseln, an ihre Stelle war ein elegantes Geschöpf getreten. Sie machte nur ganz sanfte Wellen, wenn sie tief untertauchte und wie der Schatten eines Traums unten am Boden durchs Wasser glitt, am anderen Ende wieder an die Oberfläche stieg und wie schwerelos auf der Wasseroberfläche lag. Aus der Ferne wirkte sie wie ein glücklicher, zufriedener Seehund.
    Als ich mir mit einem Handtuch die Haare abrubbelte, bemerkte ich etwas im Gebüsch neben der Terrasse. Mit der Taschenlampe in der Hand kroch ich durch das Dunkel, dann richtete ich ihren Strahl darauf, steckte die Hand in das Dornengestrüpp und zog Miz Hobbs’ BH heraus. Ich musste lachen, als ich daran dachte, wie Earl ihn in die Luft geschleudert und durch die Nacht segeln lassen hatte.
    Aus irgendeinem törichten Grund nahm ich den BH an mich und wickelte ihn ins Handtuch ein, damit Oletta ihn nicht sah. Ich hätte nicht sagen können, was ich damit vorhatte, ich wollte ihn einfach haben. Später an dem Abend versteckte ich ihn ganz oben in meinem Schrank, bildete mir auf all das etwas ein und wusste selbst nicht, warum.

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Kapitel 19
    Z urück aus Raleigh, wehte Tante Tootie zur Tür herein, plauderte drauflos und verteilte Geschenke – einen grünen Schal für Oletta, einen gelben Pullover für mich. »Ach, meine Süße, ich hab dich so vermisst!«, sagte sie und schloss mich in die Arme. »Komm mit rauf, du musst mir alles erzählen. Ich bin schon ganz gespannt, wie euer Ausflug nach Tybee Island war.«
    Olettas Blick begegnete meinem, dann drehte ich mich um und folgte meiner Tante hinauf.
    Ich setzte mich aufs Bett, und wir redeten, während sie ihren Koffer auspackte. »Und wie war das Picknick mit Oletta und ihren Freundinnen? Hat es Spaß gemacht?«
    »Ja, Ma’am.« Meine Wangen wurden ganz warm von dem Geheimnis, das in mir brodelte. Ich sah zu Boden, zupfte an meinen Zehenspitzen und suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln.
    »Erzähl doch

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