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Die Frauen

Die Frauen

Titel: Die Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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sehr freundlich. Und sie dankte ihm auch dafür, dass er als Bote zwischen ihr und der Köchin fungiere - sie fühle sich heute nicht so wohl, und ihre Arbeit sei in einem kritischen Stadium angelangt ...
    Er nickte. Er stand an der Tür und wartete nur auf die Erlaubnis, sich entfernen zu dürfen.
    »Ach, übrigens«, fügte sie hinzu, »ich glaube, heute abend wird Mr. Wright wieder hiersein.« Sie nahm den Stift und fuhr damit über eine Anmerkung am Rand der Seite.
    »Ich dachte, das würde Emil und Sie interessieren.«
    Und dann gab es Mittagessen. Sie nahm sich zusammen - der Gedanke, Carleton zu sehen und sich obendrein bei Tisch von ihm bedienen zu lassen, war ihr zuwider, aber sie musste so tun, als wäre alles normal. Es war für alle das beste. Es hatte keinen Sinn, die Kinder oder die Arbeiter nervös zu machen. Oder die Carletons. Sie hatte genug Aufregung für einen Tag erlebt und war entschlossen, das Essen hinter sich zu bringen, ohne die Situation noch weiter zu verschärfen.
    Sie führte Martha und John zum Tisch auf der Veranda - »Ich will aber mit Ernest essen«, maulte John. »Warum darf ich nicht mit Ernest essen?« -, ließ sie Platz nehmen und setzte sich dann ebenfalls. »Heute nicht«, sagte sie nur. Sie wollte nicht schroff sein, sah aber keinen Grund, die Kinder mit dieser Sache zu belasten. Sie wollte sie bei sich haben, sie musste sie bei sich haben, und das war Grund genug. Sie wandte sich zu Martha und sagte: »Das ist ein wirklich hübsches Kleid, Martha. Und so leicht - ideal für dieses Wetter. Jetzt bist du sicher froh, dass wir es zusammen ausgesucht haben, nicht?«
    Und dann war Carleton da, mit seiner versteinerten Miene und seiner kerzengeraden Haltung. Er hielt den Blick auf die Möbel, auf den Fußboden gerichtet, stellte das Tablett mit einer Bewegung ab, die wie eine Travestie seiner üblichen schwungvollen Geste wirkte, und wagte es nicht, ihr oder den Kindern in die Augen zu sehen oder ein einziges Wort zu sagen. Als Vorspeise gab es Suppe, eine Gemüsebrühe, in die Gertrude gewürfelte rote Paprika aus dem Garten und hauchdünn geschnittenes, in Essig, Limettenöl und Salbei mariniertes Schweinefleisch gegeben hatte. Sie war köstlich. Nur John, wie immer ein heikler Esser, rümpfte die Nase. »Muss ich das essen, Mama?« fragte er mit weinerlicher Stimme.
     
    * Daisy aufzunehmen, hörte aber von Wes, sie habe in London einen Engländer geheiratet, und obwohl ich nie erfuhr, wie sich diese Ehe entwickelt hatte, brachte ich es nicht über mich, die Sache zu verfolgen. Aber sie war mir ebenso genommen worden, wie Wrieto-San Mamah genommen wurde, und mir wurde, wie meinem verehrten Meister, das Glück zuteil, Trost und Liebe, wahre Liebe, bei einer anderen Frau, meiner Ehefrau Setsuko, zu finden. Mit jedem Tag lernten wir uns mehr lieben und schätzen - bis jener Pariser Taxifahrer dem ein Ende setzte. Mit seinem vin rouge. Und seiner verhängnisvollen Raserei.
     
    Mais war kein Zuckerrohr, und das hier war keine Insel, die man an einem Tag von einer Küste zur anderen durchwandern konnte, sondern ein endloses, finsteres Gefängnis, mit dem er nichts mehr zu tun haben wollte, und er kam aus dem Maisfeld, wo er die warmen Ausdünstungen der Erde hatte riechen können, die nichts anderes war als das vergossene Blut und die Scheiße und das Knochenmehl all der Menschen und Tiere, die je darauf gelebt hatten. Dann ging er ins Haus, wo er sich die Hände wusch und das weiße Jackett anzog, als wäre er dafür geboren. Dienst. Er würde ihnen einen Dienst erweisen. Einen Dienst, mit dem sie nicht rechneten. Weil sie nichts über ihn wussten und weil sie nicht wussten, dass er in dem Feld gehockt und die Erde gerochen hatte, während die Maisstengel ringsum wie zehntausend Speere in den Himmel gestochen hatten und er nachgedacht und gegrübelt und mit dem Himmel und der Stimme in seinem Kopf gesprochen hatte, bis ihm keine andere Wahl mehr blieb.
    Das erste waren die Fenster, die von dem Raum, in dem die Männer sitzen würden, auf den Hof gingen.
    Es war Viertel vor zwölf, und er geisterte draußen herum, wo niemand zu sehen war, und nagelte die Fenster mit einer Handvoll Zwei-Penny-Nägeln zu, wobei er die stumpfe Seite des Beils benutzte, das er auf dem Regal im Automobilschuppen gefunden hatte - ein Dachdecker hatte es dort für ihn hingelegt. Als er es in einem Durcheinander vergessener Dinge hatte liegen sehen - ein Knäuel Zwirn, ein halbes Dutzend verrosteter Büchsen

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