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Die Frauen

Die Frauen

Titel: Die Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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geknüpften Schlinge, um ihn zu lynchen, und wenn er durch die Felder davonrannte, dann würde er gar nichts mehr zu bestimmen haben, denn dann wäre er nichts weiter als der Köder, dem sie nachjagten. Wie er in den Keller unter dem Inferno des Hauses gekommen war, hätte er nicht sagen können. Ebensowenig wie er hätte sagen können, warum er nicht einfach stehengeblieben war und sich von den brennenden Balken erschlagen und von den Flammen hatte verbrennen lassen, denn jetzt war er am Ende, und aller Hass war verschwunden, als wäre er nie dagewesen. Er dachte an Gertrude - sie würden sie dafür bezahlen lassen, dabei traf sie überhaupt keine Schuld -, doch es war ein flüchtiger Gedanke, der verschwand, sobald ihr kummervolles Gesicht vor seinem inneren Auge erschien. Eine Flamme war so leicht wie Luft, und trotzdem konnte das Haus dieses Architekten ihrem Gewicht nicht standhalten. Ringsum fielen brennende Holzstücke. Die Materie schrie und stöhnte, es war ein unheimlicher Lärm, das ganze Gebäude knackte und wehrte sich gegen den Tod, der gekommen war, es zu umarmen. Er öffnete die Tür des Ofens, der das Wasser für die jetzt toten Bewohner des Hauses beheizt hatte. Drinnen war es kühl. Oder jedenfalls kühler. Er stieg hinein, in der Hand die Flasche aus dickem Glas, die er für diesen letzten Augenblick aufbewahrt hatte und die das Mittel enthielt, mit dem er sich umbringen würde, bevor sie es taten: Salzsäure - auf der Flasche klebte zur Warnung ein Etikett mit drei großen X und einem Totenschädel und gekreuzten Knochen. Im Ofen war es dunkel, reinste Schwärze, nirgendwo der kleinste Lichtstrahl. Hier würden sie ihn niemals finden.

Kapitel 8
    ASCHE
     
    Mittagessen. Ein Sandwich aus einem Restaurant, eine kurze Zeit der Entspannung mit der Zeitung: Die Ereignisse auf dem Balkan hatten den Krieg ausgelöst, ganz Europa hallte wider von Kanonendonner - was sollte das bringen? Sollte der Erzherzog von Engeln aus seinem Sarg gehoben werden? Später würde er mit Waller über Geld und mit Iannelli über die Naturgeister streiten müssen, denn der Italiener weigerte sich - was zwar verständlich, aber auch äußerst ärgerlich war -, den Rest der Statuen ohne Vorauszahlung oder wenigstens handfeste Garantien zu liefern. Das Sandwich war gut, erstklassig - Vogelsang verstand sein Geschäft, das musste man ihm lassen -, und die Artikel in der Zeitung waren hinreichend sensationslüstern und blutrünstig, um auch den abgebrühtesten Leser zufriedenzustellen, aber Frank fühlte sich verpflichtet, ein Auge auf John zu haben*, der am anderen Ende des Raums auf einem Gerüst stand und mit einem angefeuchteten Pinsel über das polychromatische Wandgemälde hinter der Bar strich. Es war ein hübscher Anblick, und John arbeitete ebenso präzise und fehlerfrei wie sein Vater. Details, Details. Dieser Raum, diese Schenke war es, an der Waller am meisten gelegen war - die Attraktionen des Eröffnungsabends, an dem Max Bendix und sein hundertköpfiges Orchester die herrlichste Musik spielen und die Pawlowa auf der Bühne ihre Pirouetten drehen würden, waren ihm herzlich gleichgültig: Er verlor Geld, er schwitzte es aus, und zwar so lange, bis Bier aus diesen trockenen, durstigen Zapfhähnen zu fließen begann. (»Ich geb einen Scheiß auf Wandgemälde und Naturgeister und den ganzen Kram«, sagte Waller immer wieder zu ihm. »Ich will, dass das Ding fertig ist und die Tische besetzt sind. Bier. Ich will bloß Bier.«)
     
    * Ich weiß nicht, ob dies die richtige Zeit oder Gelegenheit ist, aber ich glaube, ich sollte auch hier, wie an anderer Stelle, erläutern, um wen es geht. John ist natürlich John Lloyd Wright (1892- 1972), Wrieto-Sans zweiter Sohn, der als Schüler seines Vaters beim Bau von Midway Gardens mitwirkte. Wie sein älterer Bruder Lloyd wurde er später selbst ein bekannter Architekt. Den meisten Ruhm (und das meiste Geld) verdiente er jedoch mit einer anderen Art von Konstruktion: Er war der Erfinder des Baukastensystems für Kinder, das unter dem Namen Lincoln Logs bekannt ist. Mag sein, dass darin eine gehörige Portion Ironie enthalten ist, doch darauf werde ich nicht näher eingehen. Nicht hier jedenfalls.
     
    Natürlich war das empörend, und er war entschlossen, dafür zu sorgen, dass der Entwurf bis in die kleinste Einzelheit umgesetzt wurde, und wenn er danach seinen letzten Schnaufer tun würde, doch für die Verzögerungen konnte man wohl kaum ihn verantwortlich machen. Er nahm

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