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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Nebelschwaden.
    »Dieses eine Mal wäre ich froh, die Stadtgarde zu sehen«, flüsterte Margali. »Ja, ich weiß, dass ich keinen Mann um Schutz bitten werde … , aber es ist ihre Aufgabe. Ich habe keine Lust, mich hier von einer Bande Fanatiker aufspießen zu lassen, die entschlossen sind, die Letzte des Verbotenen Turmes auszulöschen. Und ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass du mit mir getötet wirst. Ich glaube, es ist besser, wir ändern unsern Plan, Kind. Wenn sie uns angreifen und ich rufe, dann läufst du weg!«
    Wollte sie ihr eigenes Leben wegwerfen?, dachte Catriona. Margali versuchte, ihr zu helfen; sie musste ihr beistehen. »Ich werde nicht gehen!«, sprudelte sie trotz Margalis Stirnrunzeln hervor. »Ich bin kein Kind! Ich bin Catriona n’ha Mhari, und auch wenn ich in meiner Wut meinen Schwestern im Gildenhaus davongelaufen bin, dich werde ich nicht im Stich lassen.«
    Margali schüttelte den Kopf. »Also erziehen sie die Mädchen immer noch richtig«, bemerkte sie. »Doch wie ich sehe, bist du unbewaffnet davongelaufen. Sehen wir einmal, wie gut du damit bist.« Sie zog ein Messer aus ihrem Stiefel und reichte es dem Mädchen. »Wir gehen weiter, aber beim kleinsten Zeichen deckst du meinen Rücken, und ich decke deinen.«
    Catriona zwang sich, gemessenen Schrittes die Straße hinunterzuwandern, näher und näher an das Gildenhaus heran. Die Stelle zwischen ihren Schulterblättern, wo ein geworfenes Messer sie treffen würde, zitterte. Jetzt sah sie die geschnitzte Tür, die sie erst vor ein paar Stunden zugeschmettert hatte. Plötzlich überfiel Catriona eine Ahnung. Sie stieß Margali zur Seite. Dann hörte sie ein Messer dicht neben ihr an eine Mauer klirren.
    »Zeigt euch, ihr Schufte!«, rief Margali. Es klang beinahe, als sei sie erleichtert, dass das Schleichen und Horchen jetzt ein Ende hatte.
    Aber es waren sechs, und sie blickten entschlossen drein.
    »Lauf zur Tür und läute die Glocke«, befahl Margali und zog ihr langes Messer. Während die Agentin sich den Männern stellte, stürzte Catriona vorwärts und läutete die Glocke, die von Zuflucht suchenden Frauen benutzt wurde. Dann rannte sie zurück, um Margali zu helfen. Drinnen erklangen Schritte, sie hörte die Waffenmeisterin nach Schwertern rufen und erinnerte sich an ihren Schwur: »Wenn ich euch über den Rand einer Klinge wieder sehe, wird es früh genug sein.«
    Früh genug: Genau das war es. Catriona war nie glücklicher gewesen, die grimmigen Gesichter der Waffenmeisterin und ihrer Schwestern zu sehen. Margali hakte den Fuß hinter das Knie eines Mannes und schickte ihn zu Boden. Dann beugte sie sich über ihn, um ihm den Todesstoß zu versetzen.
    Rache. Catriona fing Margalis Gedanken auf. Die Rache ist mein, aber wenn ich sie hier nehme, gefährde ich alle meine Schwestern.
    »Heb dein dreckiges kleines Schwert auf«, zischte sie. »Es ist genug Blut vergossen worden.« Sie spuckte auf den Boden und sah zu der Stelle hinüber, wo die anderen Entsagenden die übrigen Männer niederwarfen. Mit einer verächtlichen Geste rief sie: »Und jetzt verschwindet hier!«

    Frauen umringten Margali und Catriona, drängten sie die Treppe hinauf und in die Eingangshalle. Margali erklärte, und Catriona hörte zu. Plötzlich kam Lauria, von Keitha geführt, in die Halle, und Margali schluchzte in ihren Armen. Sie klammerte sich an die kleinere, schwächere Frau wie ein Mädchen, das gerade eben den Eid abgelegt hat. Nach langer Zeit hob sie den Kopf.
    »Ich konnte Jaelle nicht retten, aber wenigstens - diese junge Schwester. Erinnert ihr euch an sie?«
    Catriona nahm ihre Mütze ab. Ohne den Ohrring fühlte sich ihr Ohr im Licht nackt an. »Ich habe ihn versetzt«, gestand sie. »Ich wollte mit dem Geld Essen und Unterkunft bezahlen, bis ich Arbeit bei den Terranan fand … Ich wollte nur mit ihnen reden, von ihnen lernen, was ich kann, und … oh, das ist alles ganz gleichgültig, es tut mir Leid. Und dann traf ich Margali, und …«
    Wortlos umarmte die alte Frau Catriona. Ihre Wangen waren nass.
    »Catriona hat die Angreifer gehört, bevor ich etwas merkte. Und nur ihretwegen ist es mir jetzt nicht mehr gleichgültig, ob ich lebe oder tot bin«, erklärte Margali. »Sag mir, Keitha, erinnert sie dich an jemanden, den du einmal gekannt hast?«
    »Ihr Temperament ist ebenso ungestüm wie deins«, bemerkte Keitha. »Oder Jaelles.«
    »Das finde ich auch. Und ich finde, dieser ganze Planet ist soeben zu heiß für sie geworden.

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