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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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Bräuche und Rituale, die von den Bauern praktiziert
werden. Und es mag nicht verwundern, dass sich einige Leute hier vor Personen
wie der Hagazussa fürchten. Teufl zum Glück nicht.
    Oder?
    Vielleicht doch! Aber aus ganz
anderen Gründen. Irgendetwas drängt ihn dazu, darüber nachzudenken, mit welchem
Vorwand er sie wieder aufsuchen könnte.
    „Herrgott vergib mir!“
    Teufl kennt das schon von
einigen jungen Katholikinnen, die zu ihm zur Seelsorge oder zur Eheberatung
kamen.
    Eheberatung!
    Was sollte er den jungen
Menschen über die Ehe schon mehr sagen können als das, was die Kirche ihnen an
Gesetzen und moralischen Pflichten vorgibt! Das ist keine wirkliche Beratung,
das kann man überall nachlesen. Er findet es gut, dass Eheleute einander zum
Beispiel immer treu sein sollen. Ja. Doch was sagt man als geistlicher
Seelsorger einem Menschen, der angibt, sexuelle Probleme zu haben? Was will man
über Sex sagen, wenn man ihn selbst nicht praktiziert? Was will man über die
Liebe zu einem Lebenspartner sagen, wenn man sie selbst nie hat erleben dürfen?
Oft hat er in solchen Situationen auf Eingebungen von Gott gewartet. Doch in
Wahrheit hat er sich immer herumdrücken müssen, wenn dieses Thema zur Sprache
gekommen ist. Hier in Dirnitz redet kaum ein Ratsuchender über sexuelle
Probleme, doch in andern Ortschaften, die er auch betreut, ist das nicht so.
    Dabei hatte er natürlich auch
schon einmal Sex! Oder fast. Es war noch in der Zeit vor seinem
Zölibatsgelübde, doch bereits während seines Theologiestudiums. Seine Freundin,
sie hieß Saskia, war Religionslehrerin und zwei Jahre älter als er. Doch diese
eine sexuelle Begegnung mit ihr war so angespannt und voller Gewissensbisse,
dass sie letztendlich, bereits im Bett und splitternackt, kurz vor dem
Eindringen von einander abließen und sich ewige platonische Freundschaft
schworen. Und während er dann, ein Jahr später, die Weihen empfing, war Saskia von
einem Anderen Mann schwanger geworden und lebt heute, verheiratet mit einem
Architekten, in Wien.
    Ja, er will diese Hexe einfach
wieder sehen. Wie heißt sie doch? Miriam? Er findet sie irgendwie -
geheimnisvoll, ja! Doch eindeutig auf eine sexuelle Weise, und Zölibat hin oder
her, er muss eine Gelegenheit finden, sie noch einmal aufzusuchen.
    Und als er die Augen ganz kurz
zumacht, sieht er noch einmal die katzenhafte Gestalt der Hagazussa, wie sie
aus dem Dunkel ihres Zigeunerwagens schwebt, eingewickelt nur in eine dünne
Wolldecke, ihr zerzaustes, windflügges Haar in wilden roten Strähnen, und ihre
Bettwärme, die bis zu ihm herüber strahlt.
    Mit einem scheppernden Geräusch
kracht Teufl in ein Schlagloch, so dass es ihn über die Lenkstange hebt und er
in einer dicht bewachsenen Brennnesselhecke landet.
    „Danke Herrgott!“, sagt er
etwas resigniert. „Ich hab die Botschaft schon verstanden ...“

9
     
    Der Boris hat mit der Hagazussa
ein Treffen vereinbart, in seiner Hütte auf der Dirnitz-Alm. Sie soll ihm
heute, wie ausgemacht, als Trip-Sitter beistehen. Er will übrigens auch eine
neue Pflanze ausprobieren, die er vor dem Salvia einnimmt, für einen besseren
Einstieg gewissermaßen. Kratom nennt sich das Kraut, das er sich als Extrakt
von einem Internet-Reformshop hat schicken lassen.
    Kratom wächst hauptsächlich in
Thailand. Ausgerechnet dort steht die Todesstrafe auf den Besitz oder Konsum
der Droge. Ansonsten ist Kratom in den meisten Ländern der Erde legal zu
beziehen. In Südostasien wird Kratom in geringen Dosen auch zur Behandlung von
Durchfallerkrankungen und Wurminfektionen eingesetzt. Boris will es jedenfalls
heute ausprobieren.
    Die Hagazussa kommt mit ihrer
Hündin, etwas keuchend vom immerhin fast zweistündigen Anstieg, in einem roten
Kleid, lang und wallend. Er sieht sie durchs Fenster die letzten Meter über die
Almwiese wehen. In ihrem Kleid und mit ihrem fliegenden, rotgefärbten Haar
sieht sie in der aufkommenden Abenddämmerung aus wie ein glühendes Traumwesen.
Lila bellt, als Boris die Tür öffnet.
    „Na, wie geht es dem Psychonauten
heute?“, grüßt Miriam.
    Auch ihre Lippen hat sie
blutrot angestrichen.
    Sie gehen in die Hütte. Boris
hat heute keine Hippie-Klamotten an, ganz in Schwarz steht er da, lang wie ein
Turm, und schon etwas aufgeregt ob der Erlebnisse, die er heute vielleicht noch
haben wird.
    „Ich hab dir Musik mitgebracht
für deine Reise, denn ich hoffe, du wirst uns heute nicht mit Jefferson
Airplane oder Black Sabbath beglücken.“
    Boris

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