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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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und sie damit aufgeblasen wie eine Luftmatratze.“
    Wieder muss Boris heftig
lachen, doch sieht er auch, dass Miriam seinen Humor nur sehr begrenzt teilen
kann. Nur ein andeutungsweises Lächeln zeigt sich auf ihren rot geschminkten
Lippen.
    „Ich weiß“, sagt er, sich
entschuldigend. „Ich spür´s ja eh schon, ich hab einen Laberflash. Hätte nicht
geglaubt, dass ich so schnell reinkomme in den Trip. Rein komme, in den Trip,
verstehst du? Nein, du verstehst nicht. Oder versteh ich nix mehr?“
    „Lass es einfach laufen“,
schnurrt die Hagazussa.
    „Es läuft ja wie am Schnürchen,
wirklich, kleine grellrote Hypnose-Hexe. Hab ich dich schon einmal gefragt, was
du eigentlich in Dirnitz machst? Ich meine, hast du deinen Zigeunerwagen jeden
Monat in einem anderen Kaff wie Dirnitz stehen und bietest deine Dienste als
Katholikenschreck an?
    Die Hagazussa lächelt nur und
runzelt unmerklich die Stirn.
    Boris atmet tief durch. Einen
Moment lang ist es vollkommen still.
    Miriam steht auf, schiebt eine
neue CD in den Player. Leise Akkorde, sanfte Percussions. Noch einmal atmet der
Boris tief durch. Er fingert nach einer der Zigaretten, die am Tisch
herumliegen.
    „Tut mir leid“, sagt er dann
ruhiger, als er den Rauch ausbläst. „Einen Moment lang weiß man nicht so recht,
was tun mit dieser ganzen göttlichen Energie, die einen da durchströmt, und
dann plappert man halt eine Weile lang. Aber jetzt fühle ich mich schlagartig
ruhiger. Als hätte sich mit dem Wechseln der CD auch bei mir ein Schalter
umgelegt. Angenehm jetzt. Sehr angenehm. Wie eingepackt in Seide und Satin. Und
getragen irgendwie, und geborgen, sehr geborgen. Ich fühle mich so behütet,
auch von dir, liebenswerte Miriam. Wenn ich nicht so einen Heidenrespekt vor
dir hätte, würde ich dich jetzt auf der Stelle vernaschen. Ich hab einen riesen
Ständer!“
    Jetzt muss Miriam schallend
lachen.
    „Ist schon besser so, wenn du
Respekt vor mir hast, denn, weißt du, ich lass mich nämlich nicht vernaschen.
Bin kein Keks, und auch kein Bonbon.“
    Leider veranlasst letzere
Bemerkung der Hagazussa den Boris zu einer neuerlichen, beinahe endlosen
Lachattacke, die nach einigen Minuten in einem Hustenanfall mündet.
    „Bin kein Keks, und auch kein
Bonbon!“, wiederholt er immer wieder kichernd, bis er endlich müde wird. „Gott,
mir tut schon alles weh vor lachen!“
    In Wellen kommt jetzt die Ruhe
und ein warmes, ozeanisches Gefühl über ihn, dazwischen immer schwächere
Anfälle von manischer Energie, bis er schließlich in seiner Umgebung zerfließt.
Die Musik ist indessen deutlicher geworden. Er kann jetzt Strukturen erkennen,
die er vorhin nicht wahrgenommen hat.
    „Diese Musik“, sagt er, „ist
eigentlich ein Relief, verstehst du? Das heißt, sie hat, zumindest teilweise,
eine zusätzliche Dimension, eine Art Tiefenschärfe. Aber das kannst du
wahrscheinlich ohne Kratom so nicht hören.“
    „Wahrscheinlich nicht“,
antwortet Miriam, „aber erzähl es mir, so kann ich an deinem Erleben
teilhaben.“
    „Ja, es ist eine Art
Tiefenschärfe, so wie wenn du aus einem gemalten Bild auf irgend eine Weise ein
Relief machst. Auf einmal kannst du hineinschauen, und wenn du den Kopf
bewegst, werden neue Dinge sichtbar. Genau so geht´s mit dem Hören. Wenn du
dich hörend innerlich ein Stück bewegst, kannst du in die Musik hineinschauen,
wie in ein dreidimensionales Bild. Du merkst, dass in der Komposition noch
andere Variationen stecken, die durch eine leichte innere Bewegung plötzlich
mitklingen oder das Original sogar übertönen. Das macht die Droge, ich weiß.
Und trotzdem bin ich überzeugt, dass mir die Droge letzthin nur ein Fenster
öffnet, das immer schon da war, und dass ich im besten Fall gar keine Droge
brauche, um all die Aspekte der Musik und mehr noch, des ganzen Lebens,
erfahren zu können. Ich brauche nur hinsehen oder hinhören oder hindenken. Aber
natürlich nicht irgendwie, sondern unvoreingenommen, frei, entspannt, ohne jede
Erfahrungsroutine. Irgendetwas Wundervolles berührt mich, und es wäre herrlich,
wenn ich dir einen Teil meiner schönen Gefühle übermitteln und schenken könnte.
Ich bin so randvoll von Liebe, Miriam, so randvoll, siehst du wie mir die
Tränen runter rinnen? Aber ich bin nicht traurig. Weiß der Teufel, warum man
auch heulen muss, wenn man in einem Ozean aus Liebe schwimmt wie ein
glückseliges Schwebeteilchen. Ein mikroskopisches Embryo im Fruchtwasser des
Glücks. Diese Musik mit ihrer Tiefe, und

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