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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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später haben
sie den Pass überschritten. Beide sind sie jetzt schon ziemlich erschöpft. Der
Vorrat an Traubenzucker ist verbraucht. Trotzdem forciert Miriam jetzt noch
einmal das Tempo. Sie rutschen fast schon die Geröllfelder hinunter,
durchqueren Schneewannen, laufen Saumpfade entlang, überqueren Bäche und landen
schließlich völlig am Ende ihrer Kräfte in einem Föhrenwald. Es ist schon
beinahe dunkel.
    Dann plötzlich der Sturz!
Miriam hat mit dem Fuß in eine Baumwurzel eingefädelt und ist ungebremst
gestürzt.
    „Um Gottes Willen!“, stöhnt
Teufl.
    „Zieh mich raus!“, schreit die
Hagazussa. „Es schmerzt!“
    Sie muss alle ihre noch
vorhandenen Kräfte zusammennehmen, um nicht lauthals aufzuschreien vor Schmerz.
Teufl schafft es, ihren Fuß aus der Baumwurzelschlinge zu ziehen.
    „Mein Gott“, schreit sie, „das
tut so weh!“
    Teufl umarmt sie.
    „Wir schaffen das schon“, sagt
er.
    Dabei merkt sie trotz ihrer
Schmerzen, dass auch er am ganzen Körper zittert und völlig am Ende ist. Sogar
Lila kann kaum noch laufen und lässt sich einfach fallen.
    „Die müssen ja auch einmal
schlafen“, sagt er ärgerlich und außer Atem, während er die zwei Schlafsäcke
aufrollt. „Soll ich dir den Schuh ausziehen?“
    „Ich lass ihn lieber an, stöhnt
Miriam, sonst schwillt mir der Fuß so an, dass ich den Schuh nicht mehr
raufbekomme.
    „Was meinst du, ist er
gebrochen?“
    „Ich glaube nicht. Er schmerzt
zwar wie wahnsinnig, aber ich glaube, dass ich morgen gehen werde können. Ich
hoffe es wenigstens.“
    Teufl holt ein paar Scheiben
Brot und Wurst hervor und teilt sie unter Miriam, Lila und sich selbst auf.
    „Morgen sollten wir das Tal
erreichen“, sagt er dann, „denn wir haben nichts mehr zu essen.“
    Die Nacht legt sich allmählich
über den Wald, und es wird empfindlich kalt. Teufl hat eine Kuhle in einem
kleinen Jungwäldchen ein paar Meter weiter unten entdeckt, Wahrscheinlich sind
hier letzte Nacht noch Rehe oder andere Wildtiere gelegen. Heute schlafen sie
hier.
    Eine feine Nebelschicht breitet
sich über den Waldboden aus; sie spüren die Feuchtigkeit bis in ihre
Schlafsäcke. Weder Miriam noch Teufl können einschlafen. Miriam quälen die
Schmerzen. Hätte sie nur ihre Kräuter mitnehmen können, dann ginge es ihr jetzt
wahrscheinlich ein wenig besser! Lila ist zu ihr in den Schlafsack gekrochen.
Nun kann sie sich kaum noch rühren. Irgendwo schreit ein Käuzchen. Ständig muss
sie aufschrecken, weil sie Schrittgeräusche zu hören meint.
    „Christian?“
    „Ja?“
    „Hörst du das auch?“
    „Ich höre es, und ich
erschrecke jedes Mal genauso wie du. Aber ich glaube, das sind nur irgendwelche
kleine Tiere. Vielleicht gibt es hier Baummarder oder verwilderte Hauskatzen.“
    „Beneidenswert“, flüstert
Miriam und lacht. „Lila hat zu schnarchen begonnen!“
    Auch der Teufl muss lachen.
    „Was treibt eigentlich einen
Mann wie dich dazu, Priester zu werden und in dieser Einöde eine Pfarre zu
führen?“
    Teufl denkt eine Weile nach.
    „Als junger Mann hatte ich
einen starken missionarischen Drang“, antwortet er dann. „Jesus Christus war
für mich die Verkörperung des Guten, und ich konnte kaum verstehen, dass es
Menschen gibt, die nicht seinem Vorbild folgen wollten. Als Priester hatte ich
die Gelegenheit, den Menschen Christus näherzubringen. Auch heute möchte ich
das noch tun. Mein Missionsgeist hat sich aber in das Gegenteil gewandelt. Es
ist mir heute zuwider, Menschen zu ihrem Glück zu zwingen, und ich habe
eingesehen, dass verschiedene Menschen in verschiedenen Kulturen auch
verschiedene Götter brauchen. Zumindest einige meiner jüngeren Priesterkollegen
vertreten übrigens eine ähnliche, vielleicht nicht ganz so radikale Meinung wie
ich. In Gegenden wie Dirnitz hat man es als Pfarrer normalerweise nicht allzu
schwer. Zumindest, solange alles seinen gewohnten Weg geht und man selbst nicht
allzu ehrgeizig ist. Die Leute hier sind fast ausschließlich Katholiken, und
sie kommen fast alle am Sonntag zur Kirche. Ob sie deswegen aber auch alle
wirklich gläubig sind, wage ich zu bezweifeln. Der Besuch der Heiligen Messe
hat ja auch eine soziale Funktion, und nicht selten ist die viel maßgebender
als die spirituelle.“
    „Das ist in der Wicca-Religion
ganz ähnlich“, sagt die Hagazussa. „Den Menschen geht es sehr oft mehr um die
Zusammenkünfte, um den Austausch von Energien, von Liebe, Sympathie,
Freundschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl. Und um das

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