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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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irgendwo herkommen. Die rülpsenden, bierdosentrinkenden,
unsensiblen, vor dem Fernseher sitzenden Fußballfans, die bei jedem Tor wie
wilde Affen brüllen und die über ihren Bierbauch gar nicht mehr drüber sehen,
gibt es eben auch. Ebenso wie es arrogante Zicken, Mitleid heischende Heulsusen
und hinterhältige Vetteln unter Frauen gibt. Aber es gibt eben auch viele
andere, so wie meinen früheren Freund Rob, der keinem dieser Klischees
entsprach.
    „Rob?“
    „Ja, er war Crossdresser“,
weißt du.
    „Crossdresser? Ist das ein
Beruf aus der Modebranche?“
    „Nein“, lacht Miriam herzlich.
„Rob zog häufig Frauenkleider an. Nicht immer, und nur wenn er alleine war -
glaube ich jedenfalls. Ich konnte das damals irgendwie nicht auf eine Reihe
bekommen und es ging auseinander. Dabei war er meine große Liebe.“
    Eine Zeit lang ist es ganz
still. Nur der kalte Wind säuselt fein in ihren Ohren. Teufl will etwas sagen,
um die Stille zu überbrücken. Doch irgendetwas hindert ihn daran. Was hat sie
gesagt? Ihre große Liebe? Natürlich. Alles klar. Warum auch nicht? Trotzdem
sticht es ihn irgendwie, als er das hört, und er kann auch gar keinen klaren
Gedanken fassen, der ihn über dieses seltsame Gefühl wieder hinweg hilft. Macht
er sich Hoffnungen. Stellt er Ansprüche? Dummkopf!
    Doch auch Miriam entgeht seine
Verlegenheit nicht. Und sie ahnt und spürt, was in ihm vorgeht.
    „Eigentlich ist das ein dummer
Spruch“, sagt sie. „Ich meine: große Liebe... Was ist das eigentlich? Kann man
vor seinem letzten Tag überhaupt schon sagen, wer seine große Liebe war? Du
hast übrigens viel Ähnlichkeit mit Rob. Auch du hast eine ausgeprägt weibliche
Seite. Das schmälert nicht deine Männlichkeit. Im Gegenteil. Weißt du, wir
Wicca glauben an die Kraft des Weiblichen. Deshalb beten wir zur Mondgöttin als
unserer Hauptgottheit, wenngleich sie für mich nur ein Symbol ist. Sie ist das
Symbol eines Ausgleichs, den die Welt und die Menschheit schon lange nötig
hätten. Die weibliche Energie ist nicht die bessere, aber sie ist eine Hälfte
vom Ganzen. Wir müssen sie wiederherstellen. Das ist eine der wesentlichen
Aufgaben der Wicca! Und das ist auch meine Hauptaufgabe. Teilweise gibt es
Fortschritte. Doch gibt es auch Irrtümer. Es ist kein Wiederherstellen von
weiblicher Energie, wenn sogenannte emanzipierte Frauen beispielsweise "Männerämter"
in gleicher Weise ausüben, wie es die Männer täten. Damit virilisieren sie nur
die weibliche Kraft. Das aber geschieht, zum Teil leider notgedrungen, sehr
oft, und wird dann als Fortschritt in der Gleichberechtigung bewertet. Doch
diese Emanzipation, die gleichwohl auch noch selten genug stattfindet, ist nur
der halbe Sieg. Die Gefahr ist eben, dass auf diese Art männliche Kräfte noch
mehr gebündelt werden. Was wir brauchen, sind kommunikative, fließende,
Geborgenheit schenkende, liebende, nährende Energien. Die männliche Kraft ist
eine zerstörende, und somit auch eine sehr kreative, und sie ist im Grunde
nicht schlechter als die weibliche, doch eben auch nur eine Hälfte vom Ganzen.
Christian?“
    Doch der Teufl schläft noch
nicht. Ruhig hört er zu, wie die Hagazussa ihr Weltbild vor ihm ausbreitet. Und
er dankt ihr insgeheim, dass sie ihre große Liebe relativiert hat.
    Miriam spürt ihren Fuß. Er
schmerzt unvermindert stoßweise, doch fühlt sie trotzdem endlich auch die
Müdigkeit in sich herein sickern.
    „Wir müssen morgen noch vor
Sonnenaufgang wieder weiter. Wie spät ist es jetzt?“
    Teufl schaut auf das leuchtende
Display seiner Armbanduhr:
    „Kurz nach Mitternacht.“
    „Wenn ich so gut und tief wie
Lila schlafen kann, dann ist mein Fuß morgen wieder zum Weitergehen bereit“,
flüstert Miriam.

20
     
    Boris schreckt hoch, als sich
die Tür zu seiner Arrestzelle öffnet.
    „Raus da!“
    Boris ist verwirrt.
    „Was ist los?“
    „Du kannst gehen!“
    Der Polizist bedeutet ihm, aus der
Zelle zu kommen. Boris erhebt sich von seiner Pritsche.
    „Ist die Sache erledig?“, fragt
er.
    „Hör mal zu“, sagt der Polizist
leise. „Ich spiele hier einfach nicht mehr mit. Wenn der Alois hier einen
Privatkrieg hat mit euch, dann ohne mich. Ich habe mit der Sache nichts zu tun.
Was der Alois macht, ist nicht weniger illegal als das, was du vielleicht getan
hast. Du wirst auf freiem Fuß angezeigt, wegen unerlaubten Besitz von
Rauschdrogen. Du darfst das Land nicht verlassen. Dein Reisepass bleibt
einstweilen bei uns. Aber du kannst

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