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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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Und so stehen
sie da und lassen demütig die Traurigkeit über sich ergehen wie den lauwarmen
Nieselregen.
    Asche zu Asche. Staub zu Staub.
    Kathis Ohren vibrieren beinahe
schon. Justin Bieber dröhnt in ihren Kopf hinein. Die E-Gitarre singt, die
Drums machen ein Break.
    Da plötzlich, war da nicht
gerade der Ton einer Trompete?
    Aber es gibt keine Trompeten in
dieser Musik! Kathi schreckt hoch. Unter ihrer Bettdecke bekommt sie kaum noch
Luft. Es gibt keine Trompeten in dieser Musik! Wieder, sie hat es ganz deutlich
gehört. Allmählich mischen sich immer mehr Trompeten und Posaunen und Tuben in
die Musik der Rockband - und das gibt es nicht. Sie zittert mit den Händen, als
sie vergeblich versucht, den Lautstärkeregler noch höher zu stellen.
    „Ich will das nicht hören!“,
schreit sie. „Ich will das nicht hören!“
    Doch Verena nebenan bekommt von
alledem nichts mit, weil sie selber eben erst ihre Kopfhörer aufgesetzt hat.
    Die Musik des Todes ! Nun
muss sie also doch noch die Musik des Todes hören. Kathi schreit unter ihrer
Bettdecke und spürt dabei, dass sie immer weniger Luft bekommt. Sie reißt sich
die Decke hinunter und wirft die Kopfhörer schreiend in eine Ecke. Blecherne,
falsch klingende Musik sickert von draußen, vom Friedhof hinter ihrem Haus,
schwer und tödlich in ihr Zimmer herein. Der Trauermarsch von Mendelssohn
Bartholdy!
    Sie reißt die Tür auf, läuft
hinaus ins Wohnzimmer, wo Verena sie erschrocken anstarrt.
    „Ich will das nicht hören!“,
weint sie, und vergräbt sich in Verenas Schoss.
    „Ich will das nicht hören!“
    „Ich will das nicht hören!“
    Der Dr. Zöchling hat ihr später
dann Diazepam gegeben. Wenn es so weiter gehe mit ihr, werde es besser sein,
sie vorübergehend in eine Klinik einzuweisen, damit sie sich nicht noch mehr
aufreibt.

19
     
    Miriam holt das kleine Fernglas
aus dem Rucksack und späht angestrengt nach unten.
    „Zum Glück keine Hunde“, sagt
sie. „Sie wollen wahrscheinlich nicht mit dem Gebell auffallen. Es sind sieben
Männer. Mit Gewehren!“
    Einer von ihnen muss der Karner
Alois sein, auch wenn sie von hier keine Polizeiuniform erkennen kann. Die
Männer scheinen alle Jagdkleidung zu tragen.
    „Geht man so weit über der
Baumgrenze noch zur Jagd?“, fragt sie.
    Der Teufl zuckt mit den
Schultern:
    „Es könnte ja wirklich eine
Jagdgesellschaft sein, die hier Gämsen oder Mufflons jagt. Nur: mein Instinkt
sagt mir, dass hier oben, wo fast nur mehr Flechten und Latschenkiefern
zwischen Fels und Geröll wachsen, auch nur wenig Wild zu finden sein wird.“
    „Uns ausgenommen“, ergänzt die
Hagazussa mit einem bitteren Lächeln.
    Die kleinen Gestalten unten
haben zu winken und zu rufen begonnen. Man hat sie also bereits entdeckt!
Miriam greift in den Rucksack. Sie holt eine Packung mit Traubenzuckertabletten
hervor und gibt sie Teufl.
    „Nimm alle paar Minuten eine
Tablette davon. Und alle halben Stunden iss ein Stück Brotrinde. Das wird dir
helfen, die Strapazen besser zu ertragen, die jetzt vor uns liegen, denn wir
müssen sofort los. Und wir müssen vor allem schneller sein, als die dort unten!
Dabei deutet sie auf die rasch größer werdenden Gestalten auf dem Geröllfeld
unter ihnen.“
    Sie schwingen ihre Rucksäcke
auf die Schultern und setzen sich in Bewegung. Zu ihrem Unglück haben sich die
letzten sie verdeckenden Nebelfelder aufgelöst, und die Sonne brennt jetzt
gnadenlos auf sie herab.
    „Vergiss nicht, zwischendurch
auch zu trinken!“, ruft Miriam, ehe sie ein schier unmenschliches Tempo
vorgibt.
    Lila zieht voraus. Doch auch
der Teufl ist jetzt wieder bei Kräften. Tatsächlich scheinen der Traubenzucker,
die Brotrinden und das stete Wassertrinken die richtige Kraftauffrischung für
ihn zu sein. Mit ein wenig Mühe kann er Miriams scharfes Tempo mithalten. Die
Gestalten hinter ihnen werden wieder kleiner, bis sie schließlich ganz aus
ihrer Sichtweite verschwinden.
    „Wir haben es bald geschafft,
den Pass zu erreichen“, sagt Teufl. Dabei blickt er nach oben. Er füllt aus dem
Bach, den entlang sie schon eine ganze Weile laufen, ihre Wasserflaschen wieder
auf. Auch Lila stillt hechelnd und schlabbernd ihren Durst.
    „Wenn es erst einmal wieder
bergab geht, haben wir auch schon gewonnen“, sagt Miriam, die jetzt müder
aussieht als Teufl.
    „Hattest du keine
Traubenzuckertabletten?“, fragt er.
    „Gehen wir weiter“, sagt die
Hagazussa. „Sonst schrumpft unser Vorsprung wieder zusammen.“
    Eine halbe Stunde

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