Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
hat. Niemand von ihnen wollte auch
die Wagen der Hagazussa anzünden. Das war der Alois ganz alleine!
Miriam sieht Gravogl
resignierend an. Aber der nickt aufmunternd. Sie muss an Christian denken. An
Lila, an ihre Katzen. Und was ist aus Boris geworden? Haben sie ihn auch
verhört?
Alois spurt voran. In ihm ist
eine kalte, eiserne Kraft, die er ständig spüren kann, ein unbändiger Hass auf
diese Frau dort hinten, mit ihren roten wirren Haaren.
Irgendwie ist in seinem Leben
alles danebengegangen. Und jetzt riskiert er alles, um diese Hexe zu
exekutieren: Seine Arbeit bei der Polizei, seine ganze Existenz, seine
Freiheit. Er weiß ja ganz genau, wie viele Jahre er wahrscheinlich hinter
Gitter gehen muss dafür. Und er weiß auch, wie es einem Ex-Polizisten im
Gefängnis ergeht. Dafür soll sie alles kriegen, was sie verdient! Immer hat er
nur verloren. Das hat schon mit der Konstanze angefangen. In der Tanzschule war
sie noch mit ihm, Alois, zusammen. Das schönste Mädchen in Dirnitz war sie, mit
ihrem herrlichen hellblonden Haar und ihrer traumhaften Figur. Er war so schön
verliebt in sie. Und sie doch auch in ihn.
Bis sie dann den Johann, seinen
Bruder, näher kennenlernte!
Der hat ihr das Traktorfahren
beigebracht. Dann haben die gemeinsam an einem Traktorrennen teilgenommen und
sogar den dritten Platz gemacht. Der Johann war ein begeisterter
Traktorbastler. Da hat er sie immer öfter zum Training abgeholt, und irgendwann
ist die Konstanze dann dahergekommen und hat ihm, Alois, gesagt, dass sie jetzt
mit Johann beisammen sein will. Das mit Alois sei nur eine Kinderei gewesen.
Nichts Ernstes.
Nichts Ernstes.
Der Alois hat seinen Bruder
immer bewundert und geliebt. Daran änderte sich auch jetzt nichts. Aber der
Konstanze hat er es nie nachsehen können. Jahrelang hat es ihn gewurmt, dass
sie so glücklich war mit dem Johann, bis er dann auf die Idee mit dem Traktor
kam. Da hat er ein bisschen am Traktor herum geschraubt, als es zur Maht ging.
Kurz vor einem Gewitter mussten sie alle noch einmal raus, um das Heu
einzubringen, ehe es nass würde. Und er wusste, dass die Konstanze immer den
Steilhang mähte. Mit ihrem alten Puch-Traktor. Als sie mit dem Anhänger hinauf
fuhr, kippte sie genau an der Stelle, wo er es vorgesehen hatte. Und alles andere
ist ja Geschichte.
Er selber hat dann als junger
Gendarm, wie man damals am Land noch zu den Polizisten sagte, die Erhebungen
eingeleitet. Alles klar, ein Unfall! Natürlich. Nur leider traf es den Johann
sehr. Das wollte der Alois nicht. Er wollte nur, dass die Konstanze ihre Strafe
bekommt, und die hatte sie dann auch.
Nun geht es also zu der
Sennerhütte. Nach einem Marsch von fünf Stunden haben sie es geschafft. Und
Miriam ist total am Ende.
Als sie zur Tür hineingehen
(irgendwer hat da mit einem Stück Draht die Tür verriegelt), da hat sich die
Hagazussa einfach fallenlassen. Wie ein Stück Dreck liegt sie jetzt in einer
Ecke voller Taubenfedern und Vogelmist, während Igor und Wotan völlig
verschreckt unter dem alten Küchenschrank hocken und mit großen, funkelnden
Augen hervor starren.
Igor und Wotan!
Miriam nimmt das alles nur mehr
wie durch einen Schleier wahr.
„Ich muss nach Dirnitz runter,
meinen Dienst antreten. Sonst fällt das hier auf!“, sagt der Karner Alois.
„Das weiß doch eh schon jeder
im Ort!“, ruft der Franz von draußen herein. „Und wer weiß, was der Herbert und
der Roman erzählen werden, wo sie doch schon bei der Dirnitz-Klamm oben nicht
mehr mitmachen wollten.“
„Niemand weiß was!“, fährt ihn
der Alois an. „Verstehst! Niemand weiß was! Ihr bleibt da und passt mir auf die
Hexe und den Horst auf. Und fesselt auch ihre Füße! Nehmt dazu das Klebeband
da.“
Er holt aus dem Rucksack eine
breite Rolle Klebeband. Und wenn ich zurückkomme, machen wir der Hexe den
Prozess.
Dann schwingt er sein Jagdgewehr
auf die Schulter und geht.
Aber bald danach verschwinden
auch der Müller Sepp und der Kienast Franz.
„Da machen wir nicht mehr mit!“
Doch der Stegmüller Fritz und
der Rieger Otto harren aus. Sie tun, was Alois ihnen angeschafft hat und
fesseln die Füße von Miriam und Gravogl.
Den Gravogl haben sie in die
andere Ecke gesetzt. Er schaut zu Miriam hinüber und nickt aufmunternd.
„Ich sag dir was“, sagt der
Fritz zum Otto, als sie draußen vor der Hütte stehen und rauchen. „Da wird nix
mehr draus. Am besten wäre, wenn wir die Zwei wieder frei ließen.“
„Und dann?“, fährt ihn der
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