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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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Gipsarm langsam im Kreise,
damit alle sein neues, blutbeflecktes Outfit bewundern konnten, was ihm den
johlenden Beifall seines Publikums einbrachte. Dann zündete er sich eine
Zigarette an, rauchte mit seinen Freunden einen Joint und holte sich
schließlich von Ivan einen Schuss Heroin. Besseres Zeug als zuletzt, ja, das
spürte er, doch krachte er schon bald wieder zusammen, diesmal, etwas günstiger,
auf dem Fußboden. Aber auch ungünstiger, denn seine Freunde konnten hier nicht
so einfach den Notarzt her bestellen. So lag er einen ganzen Tag und eine ganze
Nacht in einem Abstellraum, nur Stella, die kleine Rothaarige kam immer wieder
nachsehen, wie er sich fühlte. Doch er lag einfach nur da in diesem kleinen
Raum, in dem es nach Putzmittel und Schuhpaste roch, und starrte hinauf zur
Decke.
    Beim dritten Mal erwischte es
ihn dann mitten auf der Straße und er flog quer über die Kühlerhaube eines
VW-Käfers, der ihn fast fünfzig Meter durch die Luft schleuderte. Diesmal war
er am Ende. Als er im Krankenhaus erwachte, wollte er nicht mehr weiter leben.
Plötzlich war die ganze Luft draußen. Er hatte keine Kraft mehr. Wieder hatte
er sich mehrere Knochenbrüche und innere Verletzungen zugezogen. Auf einmal
fühlte er eine graue und eisige Sinnlosigkeit in sich, ein Gefühl, das nicht
nur seine Seele, sondern auch seinen Körper vollkommen erfasst hatte. Jeder
Handgriff, ja beinahe jeder Atemzug war eine sinnlose, dumpfe, verrückte
Anstrengung, die er nur mit Mühen zu leisten imstande war. Dann kamen auch noch
die Entzugserscheinungen dazu: quälende Übelkeit und Durchfall, Wahnideen,
Verfolgungsangst, Flashbacks. In diesem Moment wusste er, dass er nicht mehr
leben wollte. Die Schmerzen, die Angst und die Sinnlosigkeit hatten ihn
eingekreist. Alles war nur mehr Wahnsinn, nichts davon erschien ihm mehr
verständlich.
    Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn!
    Was sollte das alles noch? Doch
zu seinem Entsetzen bemerkte er, dass er sich nicht von seinem Krankenbett
entfernen konnte: Er war am Bett fixiert worden! Angeblich war er zur Gefahr
für Andere und für sich selbst geworden. Er konnte nur einfach hier liegen und
die Schmerzen erdulden, bis irgendwann eine Nachtschwester hereinkam, die er
unter Tränen bat, ihn doch frei zu lassen, er wolle doch nur alleine aufs Klo
gehen. Die Schwester hatte zwar Mitleid mit ihm, aber sie durfte ihn nicht ohne
weiteres einfach befreien. Sie müsse ihre Kollegen verständigen, die dann mit
ihm gemeinsam aufs WC gingen. Darauf konnte er aber verzichten, denn in
Wahrheit wollte er sich davonstehlen und sich irgendwo an einem Strick oder
einer Schnur erhängen. Dafür gab die Schwester ihm dann ein Beruhigungsmittel,
das natürlich bei einem Junkie wie Boris kaum noch Wirkung zeigte.
    Und nach dem Entzug, den er
zwar im Weiteren nicht mehr an sein Bett fixiert, aber in einer Abteilung der
Psychiatrie hinter sich gebracht hatte, begann die Therapie. So versuchte er
loszukommen von dem ganzen Zeug und von seiner ganzen früheren Welt, mit
vielen, vielen Rückschlägen.
    Boris seufzt.
    Ja, mit vielen Rückschlägen!
    Aber später dann hat er es
geschafft, eine Ausbildung als Assembler-Programmierer zu absolvieren. Boris
erwies sich als genialer Programmierer. Und zwei Jahre danach schrieb er ein
wichtiges Programm und konnte es so gut vermarkten, dass er noch heute davon
leben kann. Er schaffte es, von den harten Drogen weg zu kommen. Nur mehr Cannabis
und Schamanenkräuter. Kein Junkie mehr, sondern ein Psychonaut .
    Und jetzt diese verrückte Sache
hier.
    Wieder einmal ist alles
verrückt!
    Boris steht auf und packt den
Rucksack auf die Schultern. Dann überquert er das Geröllfeld und taucht in den
Föhrenwald ein. Und er findet auch wieder einige Indizien, dass hier vor kurzem
Menschen durchgekommen sein mussten.
    Dann dieses Aufleuchten!
    Ein schwacher roter Schein, der
die Grenze seines Gesichtsfeldes streift. Er dreht sich um. Ein paar Sekunden
später die zweite Leuchtkugel, aus Norden.
    Ist er nicht gerade von dort
gekommen?
    Nein, das war weiter östlich!
Er hatte hinter sich die hochsteigende Sonne. Was sollen diese Leuchtkugeln
hier? Da will jemand zeigen, wo er sich gerade befindet. Boris hat keine Ahnung,
was das Signal wirklich bedeutet, doch weiß er eines: er wird dort hin müssen!
    Auch Boris ist bekannt, dass
die Dirnitz-Klamm abgesperrt ist, doch weiß er keinen anderen Weg als diesen,
um zur Quelle des Lichtzeichens zu gelangen. Also durchgeht er die Absperrung
und

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