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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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auf seinem Holzpflock befestigen. Teufl
tut es. Aber er ist sich keineswegs sicher, ob er das Seil auch gut verschnürt
hat. Damit hat er keinerlei Erfahrung. Und so macht er eine Unmenge von Knoten,
ehe er das Seil endlich los lässt. Dann zieht Boris Handschuhe über und
schleudert seinen Rucksack in einem weiten Bogen zu Teufl.
    Er zittert wie ein Verrückter,
als er sich so herab rutschen lässt, dass er schließlich am Seil über dem
Abgrund hängend sich mit seinen Händen weiterhanteln kann. Boris hat sein
Gewicht unterschätzt. Er kommt kaum vom Fleck und bekommt bald Panik, als er
merkt, dass seine Kräfte viel zu schnell nachlassen.
    Noch drei, noch zwei Meter.
    Boris kann in dieser hängenden
Lage kaum noch atmen. Sein Körper ist vollkommen überstreckt. Es fühlt sich an,
als zöge ihn eine übermächtige Kraft nach unten, während seine Finger immer
mehr schmerzen und zittern. Der Wildbach tost unter ihm, das Seil wird immer
feuchter von der Gischt.
    Noch einen Meter.
    Dann will Boris plötzlich
loslassen!
    Wilde Schmerzen, Zittern und
völlige Atemlosigkeit lassen ihn resignieren. Er kann einfach nicht mehr. Nach
wenigen Sekunden schon ist er am Ende! Teufl schreit etwas, das er nicht
verstehen kann. Das Seil schwankt hin und her.
    Aber dann sieht er zwischen all
den Felsen und der Gischt und dem Wildbach und seiner Hilflosigkeit plötzlich
dieses Bild vor sich: Es ist das zweite Mädchen, das zweite Mädchen, mit den
schwarzen Haaren, das nicht Else ist. Das lebendige Kind! Nur einen Blitz lang
sieht er dieses Bild, und da kommt noch einmal für eine Sekunde die Kraft
zurück und eine Hand umfasst seinen Arm und eine zweite zerrt an seiner Jacke
und dann hat er es geschafft und er liegt auf der anderen Seite der Schlucht.
Boris ist einige Minuten lang so erschöpft, dass er sich kaum aufzurichten
vermag. Dann reicht er Teufl zum Gruß die Hand.
    „Miriam ist in Gefahr!“,
schreit Teufl. „Aber ich weiß nicht, wie wir zu ihr kommen können. Der Weg nach
oben ist so gut wie nicht begehbar. An den Steinzinnen können wir nicht mehr
weiter.“
    Doch Boris deutet auf sein
Seil, das er mittlerweile durch einen Schwung vom gegenüberliegenden Pflock
gelöst und wieder zusammen gerollt hat.
    „Damit wird es schon gehen“,
sagt er, noch immer am ganzen Körper von der vorhergehenden Anstrengung
zitternd.
    Teufl vergräbt sein Gesicht in
seinen Handflächen. Nun muss er also die Strapazen des Anstiegs auf diesen
Geröllhang noch einmal auf sich nehmen. Er spürt, dass es ihm gar nicht mehr
gut geht.
    Nur langsam kommen sie voran.
Nicht nur Teufl ist bereits ausgelaugt, auch Boris kann kaum mehr zu seinen
Kräften finden, die er über der Schlucht im Nu verbraucht hat. Was war das mit
diesem Bild über der Schlucht? Es war das zweite Kind. Elses Freundin. Wieso
nur kommt ihm in so einer Situation dieses Bild in den Kopf? Und wieso hat es
ihm allen Anschein nach die Kraft gegeben, die letzten Zentimeter doch noch zu
schaffen? Boris sah sich kurz davor bereits in den Abgrund stürzen. Was ist nur
mit diesem Mädchen? Es kommt ihm seltsam vertraut vor.
    Und nun müssen sie auch noch
über diese Felszinnen. Zum Glück hat Boris auch ein paar Felshaken samt Hammer
im Rucksack. So schaffen sie es schließlich schneller als erwartet, diese Hürde
zu überwinden. In etwa fünf Stunden werden sie die Sennerhütte erreicht haben,
wo sie Miriam vermuten.

28
     
    Der Karner Alois hat seinen
Journaldienst in der dirnitzer Wachstube hinter sich gebracht und ist wieder am
Aufstieg zur Sennerhütte. Und er hat sich inzwischen auch schon genau überlegt,
wie er den Tod seines Bruders und seiner Nichte an der Hagazussa sühnen wird.
Aber er hat auch große Sorgen: Zu viele seiner Gefolgsleute sind abgesprungen
von dem Unternehmen. Und wie er die alle ruhigstellen soll, weiß er noch nicht.
Zuerst hatte er fast ganz Dirnitz hinter sich. Nur der Bürgermeister und ein
paar andere hatten gar keine Ahnung. Die Idee mit dem Brandanschlag war dumm,
das Dümmste, was er je angestellt hat, das muss er sich jetzt eingestehen. Wie
soll er jemals die Spuren dieses Anschlags auf Gerstls Wiese beseitigen? Wohin
mit dem ausgebrannten Auto und dem verkohlten Zigeunerwagen? Und wie soll er
dem Bürgermeister erklären, dass es diesbezüglich keine weiteren Untersuchungen
von außen gibt? Dabei hätte er mit der Hagazussa so leichtes Spiel gehabt, wenn
er nicht so überreagiert und wenn er es vor allem allein getan hätte. Ein
Leichtes

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