Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
haben.
Was wohl wird sich dort oben gerade
abspielen? Zumindest hat er noch keinen Schuss gehört. Den hätte er doch hören
müssen hier, schließlich ist die Hütte nicht so weit weg und es herrscht hier,
abgesehen vom Wind, wirklich Totenstille.
Irgendwie schwirrt alles in ihm
herum. Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass sie jetzt in einer solchen
Sackgasse stecken? Ist nicht er, Teufl, der eigentlich Schuldige? Wäre es
vielleicht besser gewesen, nicht über die Berge zu flüchten, sondern den viel
einfacheren und logischeren Weg über die Dorfstraße zu nehmen und einfach mit
Teufls altem Golf zu flüchten? Er weiß es nicht. Genauso gut hätten sie dort
schon von einem dieser wahnsinnigen Scharfschützen aus dem Hinterhalt
abgeknallt werden können.
Wie kann unser Herrgott das
alles nur zulassen!
Und Miriam? Was stellt er sich
eigentlich nur vor? Er ist so furchtbar verliebt in diese Frau. Die Betonung
liegt tatsächlich auf furchtbar . Es ist das Unmögliche. Er ist ein
geweihter Priester der katholischen Kirche. Das kann er nicht so einfach
ignorieren. Nun hat er sich schon am Beichtgeheimnis versündigt, wenngleich es
vielleicht ein Grenzfall ist. Aber genau genommen hätte er nicht einmal sagen
dürfen, dass ihm irgendjemand während der Beichte verraten hat, was passieren
wird. Genau genommen hat er sich damit bereits schuldig gemacht. Im
Priesterseminar haben sie dazu von einem Professor folgenden Witz erzählt
bekommen:
Kommen bei einem ländlichen
Volksfest mehrere Priester der umliegenden Gemeinden zusammen und plaudern, vom
guten Wein schon etwas angeheitert, über ihre Schäfchen.
Sagt der Pfarrer des Dorfes:
Stellt euch vor, gestern kam am späten Abend noch eine Frau zu mir zur Beichte
und gestand, dass sie ihren Mann schon fünf Mal betrogen hat.
Die Geistlichen unterhalten
sich weiter. Da kommt plötzlich die Gattin des Bürgermeisters und bedankt sich
beim Dorfpfarrer lauthals für die gestrige späte Beichte, die sie so
erleichtert habe ...
Das ist einer der Gründe, warum
es ein unverzeihlicher Vertrauensbruch gegen seine Beichtkinder ist. Aber was
hätte er sonst tun können? Er hätte Miriam doch nicht einfach packen und
forttragen oder sie unter irgend einem anderen Vorwand weglocken können. Was
hätte das auch für ein Vorwand sein können. Ihm wäre wahrscheinlich gar nichts
eingefallen. Nun muss er mit dieser Sünde leben, die er als schwerwiegender
empfindet als die Tatsache, dass er für Miriam am liebsten den Zölibat brechen
würde. Aber auch das ist sehr unvernünftig. Immerhin hat er schon einen Bund
geschlossen, mit Gott, mit Jesus Christus.
Es war ihm schon als junger
Mann ein Anliegen, Priester zu werden. Er hat sich auf seine Weihen gefreut,
und es war dann auch ein riesengroßes, herrliches Fest. Alle waren sie voller
Tatendrang, er und seine Kommilitonen, von denen viele im Laufe des Studiums
seine Freunde geworden waren. Als sie in ihre Gemeinden überwiesen wurden,
schworen sie sich, Kontakt miteinander zu halten.
Die Arbeit in der Gemeinde ist
einfach wichtig, auch wenn er weiß, dass für viele Menschen hier der
Kirchengang keine echte spirituelle Erfahrung ist. Er ist eher eine soziale
Notwendigkeit. Das heißt zwar nicht, dass es hier niemanden gäbe, der an den
christlichen Gott glaubt. Aber an einen Gott zu glauben alleine muss noch keine
Spiritualität mit einschließen. An Gott kann man auch aus Angst vor der Hölle
glauben. Zur Sicherheit sozusagen. Das ist keine Spiritualität. Leider muss er
sagen, dass sich in seinen Gemeinden, zu denen außer Dirnitz noch zwei andere
Dörfer gehören, niemand findet, den er als spirituell einstufen würde.
Niemand, sprich: Null!
Dafür ist Miriam - die von
seiner Kirche ja als Heidin eingestuft wird - um vieles spiritueller als alle
Andern hier zusammengenommen. Sie spürt ihre Gottheiten, sie ist in Kontakt mit
der Schöpfung, sie liebt die Natur und versucht, sich mit ihr zu arrangieren.
Sie ist - zauberhaft!
Und das ist Teufls Problem: er
hat sich in eine Heidin verliebt! Niemals würde das gut gehen, selbst wenn er
alle seine Weihen zurücklegte (Was im Übrigen ohnehin nicht möglich ist. Eine
Weihe gilt für das ganze Leben). So hat er nur mehr den innigen Wunsch, mit
dieser Frau für ein paar Tage in Sünde zusammen zu sein, mit ihr zu schlafen,
sie zu lieben, und diese Erfahrung für sein restliches Leben mitzunehmen und
davon zu zehren. Aber wie er es auch dreht, alles scheint vollkommen unmöglich
zu
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