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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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sein. Auch diese Variante. Bleibt nur der dumpfe, halb angenehme, halb
schmerzende Stoß, den er jedes Mal im Zwerchfell verspürt, wenn er an sie
denkt. Und die Sorge, was im Moment mit ihr geschehen mag.
    Plötzlich hört er ein Knacken
aus der Ferne. Schnell duckt er sich und versucht, so flach wie möglich zu
atmen. Dann hört er die Stimme:
    „Herr Pfarrer! Ich bin´s, der
Tierarzt, Gravogl!“
    Nun sieht er auch den
Lichtkegel der Petroleumlampe, die ihr fahles gelbes Licht voranwirft.
    „Gravogl!“, ruft der Pfarrer.
„Hier bin ich!“
    Gravogl eilt zu Teufl.
    „Können Sie gehen? Boris hat
gesagt, dass Sie ziemlich angeschlagen sind und ich Sie von hier weg und zur
Sennerhütte bringen soll.“
    „Es geht schon“, antwortet der
Teufl und bedankt sich für Gravogls Fürsorge. „Ich werde schon alleine gehen
können. Aber wahrscheinlich vorübergehend wirklich nur bis zur Hütte.“
    Unterwegs erlischt die Lampe.
Kein Petroleum mehr. Gravogl hofft, dass sie in der Hütte noch welches finden
werden. So stolpern sie im Finstern vorwärts und gelangen schließlich wieder
zur Sennerhütte. Gravogl umgeht die Hütte so, dass sie nicht über die Leichen
von Otto und Fritz stolpern. Ihre Hoffnungen, vielleicht noch Brennstoff für
die Petroleumlampe zu finden, werden enttäuscht. Dafür kann Gravogl dem Pfarrer
etwas vom Essen anbieten, das Boris für sie zurückgelassen hat.
    „Der Karner hat Miriam
mitgenommen, wahrscheinlich ins Tal, weiß Gott, was der mit ihr vorhat. Er will
ihr angeblich den Prozess machen“, sagt Gravogl mit gedrückter Stimme.
    Sie sitzen beide auf dem
zerfledderten Bett in der Hüttenstube. Hinter ihnen liegen die beiden Katzen
und schnurren.
    „Boris ist dem Karner und der
Miriam nachgeschlichen“, sagt Gravogl dann. „Er hat immerhin eine
Handfeuerwaffe dabei und kann sich unter Umständen gegen den Karner wehren. Ich
habe nicht gewusst, dass ein Wahnsinniger im Karner Alois steckt. Er war zwar
schon immer ein seltsamer Vogel, aber dass er zu so etwas imstande ist, kann
ich überhaupt nicht verstehen. Und ich begreife bis jetzt auch noch nicht, was
er damit überhaupt bezweckt. Er meint, dass Miriam am Tod seines Bruders und
seiner Nichte schuld wäre. Aber das ist einfach nicht wahr. Wie kann man da nur
so überreagieren, die Wagen anzünden, sie verfolgen und ihren Hund abknallen?
Und wie konnten da nur so viele von unseren Dirnitzern mitmachen?“
    Gravogl schüttelt den Kopf.
    „Ja, warum konnten da nur so
viele mitmachen?“, antwortet Teufl. „In der Zwischenzeit dürfte der Karner aber
ohnehin schon alleine sein. So wie ich das sehe, hat er keine Helfer mehr. Ich
frage mich nur, wie alle damit umgehen, die abgesprungen sind. Sitzen die jetzt
einfach zu Hause und lassen die Sache weiterlaufen? Die haben ja gesehen, dass
der Karner allem Anschein nach dem Irrsinn verfallen ist. Sie können sich doch
vorstellen, dass er die Hagazussa töten wird, wenn niemand eingreift. Sie haben
sich alle schuldig gemacht, auch durch ihr Nichtstun!“
    „Ich sehe das ganz ähnlich,
Herr Pfarrer“, sagt der Gravogl traurig. „Komm, sagen wir Du zueinander. Wer so
ein gemeinsames Schicksal durchmacht, kann sich nicht mehr siezen!“
    Teufl nickt und sie umarmen
sich.
    Dann erklärt Gravogl Teufl,
dass er sich jetzt auch auf den Weg machen werde, hinunter ins Tal, wo er, so
Gott will, Hilfe verständigen werde. Teufl solle jedoch bis morgen früh hier
bleiben und sich erholen. Es habe keinen Sinn, in einem so erschöpften Zustand
noch den Helden spielen zu wollen, das führe ohnehin zu nichts.
    Und so verabschieden sich die
beiden Männer voneinander und Gravogl steigt in der Finsternis hinab nach
Dirnitz.

31
     
    Nun treibt er sie also vor sich
her: Eine kleine Frau, unscheinbar,&xnbsp; unwichtig. Eine Hexe ist sie, so sagt sie.
Warum behauptet sie das? Sie ist keine Hexe. Sie ist ein hilfloses kleines
Wesen, eigentlich eher ein Tierchen, das sich jetzt seinem Willen unterwerfen
muss. Ja, denkt er, Tierchen passt recht gut, darum auch die Leine, es ist ja
kaum mehr Menschliches an ihr, so dreckig und zerschunden, und sie stinkt auch
nach Schweiß und Angst, nur mehr tierische Instinkte, will einfach überleben,
alles andere ist ihr egal.
    Er muss innerlich lachen.
Verflucht hat sie ihn. Wenn die wüsste! Er ist doch schon längst verflucht, das
weiß er ja schon lange. Er ist gescheit genug, um zu wissen, was mit ihm los
ist. Doch es bleibt ihm keine Wahl, er muss seinen Weg

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