Die Frequenz: Thriller (German Edition)
-Kandidaten. Wir können den Prozess nicht noch weiter verzögern.« Dann kam ihm ein Gedanke. »Nur aus Interesse: Wie haben Sie Wilson im Vitrinensaal gesehen?«
»Über das Überwachungssystem.«
»Das dürfen Sie nicht benutzen, Mr. Tredwell«, protestierte Andre.
Jasper zuckte die Achseln. »Das kümmert mich nicht.«
»Data-Tran zeichnet genau auf, wer sich Zugang verschafft. Wer beim Spionieren erwischt wird, wird strafrechtlich verfolgt. Sogar Sie.«
»Nicht ich«, widersprach der distinguierte Herr. »Aber du solltest dir Sorgen machen.«
Andre war verwirrt. »Wie meinen Sie das?«
»Ich habe dein Passwort benutzt.«
Der Junge wurde blass. »Warum haben Sie das getan?«
Jasper trat einen Schritt zurück. »Wir haben eine Abmachung, junger Mann, und du erfüllst deine Hälfte nicht.« Jasper war vollkommen gelassen. »Keine Angst, Andre, ich sorge dafür, dass deine kleine Indiskretion mit dem Überwachungssystem nicht bemerkt wird. Vergiss nicht, ich habe meinen Einfluss geltend gemacht, um dich bei Enterprise Corporation unterzubringen. Das gibt mir gewisse Rechte an dir. Aber du musst deine Gegenleistung erbringen.« Jasper blickte den Jungen eindringlich an. »Barton hat etwas vor – und ich will wissen, was es ist. Deine Aufgabe ist es, mir dabei zu helfen.«
»Aber warum haben Sie mein Passwort benutzt?«
»Andre, man will uns austricksen. Erkennst du das nicht?« Jasper rückte wieder näher heran. »Hör zu, junger Mann, ich will, dass du Erfolg hast. Du sollst es bis ganz nach oben schaffen. Eines Tages könntest du der Leiter des Mercury-Teams sein, wenn du deine Karten richtig ausspielst.«
Andre verstand sich auf Karten – es war Zeit, sein Ass aus dem Ärmel zu ziehen. »Barton hat neulich etwas erwähnt, das mich überrascht hat«, sagte er unschuldig. »Etwas von einem Auftrag …«
Karin zog ihren Firmenausweis durch den Leser, und die Tür öffnete sich klickend. Sie hörte Stimmen aus dem angrenzenden Raum und erstarrte. Das Labor sollte eigentlich unbesetzt sein. Leise schloss sie die Tür. Sorgfältig in Deckung bleibend, bog sie um die Ecke zu dem Beobachtungsstand, um von dort durch die Glaswand zu spähen. Im Labor standen Jasper Tredwell und Andre Steinbeck. Sie redeten miteinander.
Was tun sie da?, wunderte Karin sich.
Sie wusste, dass selbst den Tredwells der Zutritt zum Transportbereich verboten war. Leider war die Glaswand dreißig Zentimeter dick, und Karin konnte nicht hören, was gesprochen wurde. Aber da es ihre Art war, jede Chance zu nutzen, konzentrierte sie sich auf die Körpersprache der beiden.
»Barton war im Badezimmer«, sagte Andre, »und unterhielt sich mit Mr. Dowling. Ich weiß, das ist ein merkwürdiger Ort dafür. Ich habe gelauscht. Barton sagte etwas von verschlüsselten Daten im Buch Jesaja.« Der Teenager kratzte sich am Hinterkopf. »Vielleicht hat er wirklich etwas vor. Etwas Seltsames. Das Buch Jesaja hat nichts mit den Bauplänen für die Zeitmaschine zu tun.«
»Warum hast du mir das nicht sofort erzählt?«, sagte Jasper verärgert.
Wie aufs Stichwort schwammen Andres Augen in Tränen. »Es tut mir leid, Mr. Tredwell. Wirklich. Ich hatte Angst.« Er schniefte. »Wenn Barton wüsste, dass ich Ihnen das verrate, würde er mich bestimmt rauswerfen.« Der Junge wischte sich die Augen und gab sich Mühe, es nicht zu übertreiben. »Ich würde alles verlieren, wofür meine Mutter und ich so hart gearbeitet haben.«
Jasper durchschaute das Schauspiel sofort; er war selbst ein Meister der Täuschung. Doch wenn es seinen Zwecken diente mitzuspielen, hatte er nichts dagegen. »Vergiss nicht, Andre, dass ich der beste Freund bin, den du hier hast.«
»Ich weiß, Sir. Wirklich.«
»Nun reiß dich zusammen.« Jasper deutete auf die Silhouette der Transportkapsel. »Du hast recht daran getan, es mir zu sagen. Das Buch Jesaja, sagst du? Offenbar steht etwas Wichtiges drin. Du musst für mich herausfinden, was es ist, Andre. Es bleibt nicht viel Zeit.«
»Nur noch acht Tage bis zum Transport«, sagte Andre.
»Ganz recht. Berichte mir so schnell wie möglich.«
»Aber ich habe nicht einmal genug Zeit, um alle Aufgaben zu erledigen, die mir aufgetragen wurden. Und jetzt noch diese … ich weiß nicht …« Das war seine Art zu fragen: Was ist für mich drin?
Jasper lächelte verschlagen. »Wenn man Barton etwas tut, das nicht zum Besten der Firma ist, fliegt er aus dem Team. Dann steht es ohne Chef da. Und du wirst gut positioniert sein, Andre.
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