Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Und mit meiner Hilfe – wer weiß?« Das war die Antwort eines Politikers, der nichts versprach, aber alle Hoffnungen weckte.
Karin beobachtete, wie Jasper zum hinteren Ausgang ging. Zu ihrer Verwunderung führte Andre einen Freudentanz auf, sobald Tredwell verschwunden war, und stieß die Fäuste in die Luft, als hätte er soeben das große Los gezogen.
Da war etwas Seltsames im Gange, und Karin war entschlossen, dahinterzukommen.
27.
Cancún, Mexiko
Americana Hotel
27. November 2012
Ortszeit: 16.16 Uhr
Unternehmen Jesaja – dritter Tag
Mit quietschenden Bremsen hielt der schlammbespritzte Geländewagen – aber keineswegs auf einem ungepflasterten, morastigen Weg des tropischen Dschungels, sondern auf der Auffahrt des Americana Hotels, an der Petunien und Studentenblumen in satten, lebhaften Farben blühten.
Ein Portier im weißen Safarianzug mit Goldknöpfen und Tropenhelm eilte zur Fahrertür, um sie aufzureißen. Helena stieg aus und bedeutete dem Mann, zurückzubleiben. »Ich habe einen Hund bei mir«, sagte sie. »Gehen Sie nicht an ihn heran. Er beißt.« Helena stand mit zerschrammtem Gesicht und zerrissenen, schmutzigen Kleidern da.
Der Portier sah den Dobermann und die gebleckten Zähne durch die Scheibe und machte ein entsetztes Gesicht. Helena gab ihm zur Entschädigung einen Zwanzigdollarschein.
»Lassen Sie die Tür zu«, sagte sie. »Ich bin gleich wieder zurück.«
Ein feuchter Wind wehte vom Meer her, doch er war angenehm warm. Helena hatte dieses Hotel ausgesucht, weil sie schon zweimal hier gewesen war, einmal mit ihrem Vater und erst kürzlich zu einem geheimen Rendezvous mit Jensen Hemingway. Sie stieg die Marmorstufen hinauf und betrat das Foyer. Alles war genau so, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie war froh, hier zu sein. Wilson lag schlafend auf der Rückbank. Seine Verletzungen und die holprige Fahrt hatten ihren Tribut gefordert. Helena hoffte, eine sichere Bleibe zu bekommen, ehe sie ihn weckte.
Das Americana war ein stattliches Hotel mit weißen Säulen, die ein breites Vordach trugen, und großzügigen, glasklaren Swimmingpools. Überall standen üppige Palmen. Die Nachmittagssonne schien in das Foyer und warf lange Schatten über das glänzende Parkett. Ein Dutzend Deckenventilatoren sorgten für Kühle. Aus den Lautsprechern erklang leise Musik.
Mit eleganten Schritten, die ihre Unsicherheit wegen ihres Aufzugs überspielen sollten, ging Helena auf die Rezeption zu. Ihre Kleidung war voller Blutflecke, und die Bluse hatte sie vorn zusammengeknotet, weil sämtliche Knöpfe fehlten.
Am Empfang standen zwei Männer in identischen gelb-grünen Hawaiihemden. Helena erkannte einen sofort. Es war Santos Rodriguez, der Hotelmanager. Der braunäugige Herr war selbst in dem bunten Hemd eine distinguierte Erscheinung, und sein gepflegtes Haupthaar glänzte in der Nachmittagssonne. Helena hatte an seiner Gesellschaft immer Freude gehabt, da er Tatkraft und Stil besaß und ein attraktiver Mann war. Er war bekennender Homosexueller, fünfzig Jahre alt, und führte das Hotel wie eine Präzisionsmaschine. Niemand wagte ihn zu verärgern, und alles wurde genau nach seiner Anweisung ausgeführt.
Helena stellte sich vor ihn und sagte: »Santos, ich bin froh, Sie zu sehen.«
Er blickte auf, erkannte sie aber nicht gleich. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Madam?« Wenngleich mexikanischer Abstammung, war er in England erzogen worden und sprach reinstes Oxford-Englisch.
Helena schob sich die Haare hinter das rechte Ohr, um mehr von ihrem Gesicht zu zeigen, und lächelte bemüht. »Ich bin’s, Helena Capriarty.«
Santos sah zweimal hin, als er die charakteristische Handbewegung erkannt hatte. »Madam Helena! Was ist Ihnen zugestoßen, meine Liebe?« In einem Augenblick stand er vor der Rezeption. »Bitte, setzen Sie sich.« Er leitete sie zu einer Sitzgruppe. »Was darf ich Ihnen bringen? Sagen Sie es nur!« Er drehte sich zu dem Rezeptionsassistenten um. »Bringen Sie Madam ein Glas Wasser. Und etwas Eis für die Prellung. Rasch!«
Helena ließ sich in den Sessel sinken. »Santos, ich brauche Ihre Hilfe.«
Er wirkte sehr besorgt. »Selbstverständlich, was Sie wollen. Was ist passiert?«
»Ich habe zwei schlimme Tage hinter mir«, seufzte sie.
»Ganz offensichtlich, meine Liebe.« Santos rief seinem Assistenten zu. »Holen Sie Doktor Wells, sofort.« Er sah sie wieder an. »Haben Sie noch andere Verletzungen erlitten?«
Sie zögerte einen Moment, um sich ihre Geschichte
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