Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
Vom Netzwerk:
lächelte Inken verschmitzt an.
    „Du küsst gut, Feuerkopf. Dein Mund ist süß wie Honig und dein Körper ... “
    „Schluss jetzt!“ Inken wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, doch sein Kuss ließ sich dadurch nicht auslöschen.
    „Warum? Ich gefalle dir und du gefällst mir.“ Cirk umfasste ihr Handgelenk und hielt sie fest. In seinen Augen stand pure Belustigung. „Für eine brauchbare Gefährtin bist du mir allerdings ein bisschen zu widerspenstig. Dein Temperament muss ich noch zügeln, außerdem kommt es mir so vor, als ob es dir an Erfahrung fehlt. Nun, dem können wir schnell abhelfen.“
    „Wir“ – Inken spie ihm die Worte nahezu ins Gesicht –, „wir helfen gar nichts ab. Sie sind der abscheulichste, widerwärtigste, arroganteste ... “
    „Nicht doch, Feuerkopf.“ Cirk unterbrach sie mit einem nachsichtigen Kopfschütteln. „Nicht in diesem Ton, nicht nach unserem leidenschaftlichen Kuss.“ Er rückte wieder näher an sie heran.
    Inken merkte, wie sie von einer unbändigen Wut ergriffen wurde. Sie war wütend auf den Schmuggler – und auf sich selbst. Wie hatte er sie nur in eine solche Lage bringen können? Sie musste wirklich den Verstand verloren haben. Und dazu noch sein aufreizendes Lachen. Der Kuss war ihr von dem Draufgänger aufgezwungen worden, dennoch hatte sie ihn nicht nur hingenommen, sie hatte ihn sogar genossen! Dass Cirk sie überrumpelt hatte, war dafür keine Entschuldigung.
    „Und das Schlimmste ist“, dachte Inken, „dass ich auch noch am liebsten sofort wieder in seine Arme zurückkehren würde.“
    „Es muss dir nicht peinlich sein, dass du mich gerne küsst.Ich wusste, dass es dir gefallen würde – dass ich dir gefallen würde!“ Diese Worte und sein wissendes Lachen brachten das Fass zum Überlaufen und ließen Inken mit aller Kraft auf seinen rechten Fuß treten. Cirk schnappte nach Luft, und sein Lachen verwandelte sich in einen Schmerzenslaut.
    „Ich sagte ja schon“, raunte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, „am Temperament werden wir noch arbeiten müssen.“
    Inken bückte sich nach ihrer Mütze. „Wir werden an gar nichts mehr arbeiten!“ Mit diesen Worten bedeckte sie wieder ihr Haar, hob stolz den Kopf und lief entschlossen Richtung Wirtshaus.
    „Sei dir da nur nicht so sicher. Ich jedenfalls freue mich schon jetzt auf unser Wiedersehen, Feuerkopf“, holte sie Cirks Stimme ein. „Und dann werde ich dich bändigen und all deine geheimen Wünsche wahr werden lassen.“
    Nie zuvor hatte sie eine Tür so heftig zugeschlagen. Schwer atmend, wie nach einem langen Kampf, lehnte Inken sich von innen dagegen. Der Wirt kam fragend auf sie zu.
    „Soll ich dir das Zimmer zeigen?“
    Inken nickte nur. Ihr Hals war wie zugeschnürt, und es waren nicht die Tränen der Erleichterung, ihm entflohen zu sein, die ihr nun in die Augen stiegen. Cirks Gesicht schien sich ihr eingebrannt zu haben. Mit den Fingern berührte sie ihre Lippen, auf denen sie seinen Kuss noch immer zu spüren glaubte. Sie würde ihn wiedersehen, hatte er gesagt, und Inken wurde plötzlich bewusst, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte.
Die Geldverleiherin
    Inken hastete durch die Altstadt von Emden. In einer Stunde schon fuhr der Torfkahn, und bis dahin musste sie noch Cirks Geld loswerden. Auf keinen Fall wollte sie es mit ins Moor nehmen, denn dort bestand die Gefahr, dass ihr Onkel seine Hand darauflegen würde.
    Auf dem Weg durch die engen Gassen wurde sie von Fußgängern angerempelt. Die Altstadt war auf eine höher gelegene Warft gebaut, einen Hügel, der durch breite Treppen mit den tiefer liegenden Stadtteilen Emdens verbunden war. Die Häuser standen hier dicht an dicht und boten keinen Platz für einen Garten oder Hof, weshalb auch die Wäsche auf der Straße getrocknet wurde. Wäschegestelle, sogenannte Rackjes , prägten das Bild der Altstadtgassen. Hafengerüche nach Teer, Fisch, Tabak und Holz stiegen Inken in die Nase und erinnerten sie an Borkum. Energisch verscheuchte sie ihre Gedanken an die Insel. Für Heimweh hatte sie jetzt keine Zeit.
    Endlich entdeckte sie das Haus der Geldverleiherin. Der Gastwirt des Seewolfs hatte ihr eine gute Beschreibung gegeben. Es war ein hohes Gebäude mit vielen Fenstern und einer Treppe, die zu einer Eingangstür aus schwarzem Eichenholz hinaufführte. Inken zögerte einen Augenblick, stieg dann aber schnell die Stufen hinauf und betätigte den Klopfer, einen Ring mit Löwenkopf. Sofort steckte eine ältere

Weitere Kostenlose Bücher