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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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kommentierte die aufwendigen Stuckverzierungen, aber Greg zuckte nur mit den Achseln. Mit Architektur hatte er offenbar nichts am Hut.
    Seine Mitbewohner waren außer Haus. Wahrscheinlich unten am Fluss, murmelte er. Am Charles River würde es heute sehr viel erträglicher sein als in der heißen, stickigen Stadt. Greg führte mich durch die Wohnung und schaltete die Kühlaggregate über den Fenstern ein. Trotzdem waren wir ins Schwitzen geraten, als wir das Ende des Flures erreicht hatten.
    Er öffnete die letzte Tür und bat mich einzutreten. «Mein Reich», sagte er.
    Es war aufgeräumter als vermutet. Keine Handtücher oder schmutzige Wäsche auf dem Boden verstreut. Das Mobiliar entsprach der Standardeinrichtung einer Studentenbude. Eine große Matratze ohne Bettgestell. Eine alte Billigkommode, leicht verzogen und mit einem fehlenden Holzknauf. Ein dazu passender Schreibtisch, ein wenig zu klein für einen so großen Kerl wie Greg, davor ein schwarzer Bürosessel.
    Keine Poster an den Wänden. Keine Familienfotos auf der Kommode. Die Wände waren cremefarben, auf dem Bett lag eine dunkelgrüne Tagesdecke, und vor den Fenstern hingen hellbraune Vorhänge. Das war alles, Gregs Bleibe eine Notlösung, ein Ort, an dem man allenfalls nach einem Absturz landete.
    Ich schaute ihn an, und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass ich ihn eigentlich kaum kannte.
    «Kein Foto von der Freundin auf dem Nachttischchen?», fragte ich.
    «Kein Nachttischchen», antwortete er. «Keine Freundin.»
    «Familie?»
    «Eine Schwester in Pennsylvania.»
    «Davon hast du nie erzählt.»
    «Du hast nie danach gefragt.»
    Zugegeben, ich hatte nie Interesse an ihm gezeigt. Weder an ihm noch an sonst irgendjemandem, was vor allem daran lag, dass mir meine persönliche Geschichte immer vorauseilte. Ich sah es den Mienen derer an, denen ich vorgestellt wurde.
Oh, sie ist also diejenige, deren Vater Amok gelaufen ist und nur sie verschont hat.
So kam ich eigentlich nie dazu, mich für andere zu interessieren. Man interessierte sich für mich und wollte von mir, dass ich die Gerüchte, die im Umlauf waren, bestätigte.
    «Siehst du sie manchmal?», fragte ich. «Deine Schwester?»
    «Immer weniger. Ehrlich gesagt, in letzter Zeit gar nicht mehr.»
    «Warum nicht?»
    Er hob die Schultern an. «Zu viel Arbeit, vermute ich.» Er stellte seinen Matchbeutel vor die Wand. Befangen schauten wir einander an. Es war irritierend, die Matratze in der Nähe zu wissen.
    «Nicht gerade viel Deko», sagte ich nach längerem Schweigen.
    «Ja.»
    «Für lange hast du dich hier nicht eingerichtet, oder?»
    «Bin nur zum Schlafen hier», antwortete er. «Ich habe zwei Jobs und spare auf ein eigenes Haus. Ich möchte eines mit Zaun drum herum, einem Hündchen, einer Frau und zwei Komma zwei Kindern. Das ist mein Ziel. Hier bin ich nur vorübergehend.»
    Ich sagte nichts. Ein schöner Traum, der zu ihm passte. In der Gegend herumzuvögeln kam für ihn kaum in Betracht. Das war eher meine Art, nicht seine.
    Greg räusperte sich. «Hast du Durst?»
    «Ja.»
    Wir gingen in die Küche. In der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr. Die Anrichte hätte mal gründlich abgewischt werden können. Greg gab einen missbilligenden Laut von sich. Vermutlich hatten seine Mitbewohner den ganzen Dreck hinterlassen. Er öffnete einen riesigen Kühlschrank und holte eine Gatorade und eine Cola Light heraus. Mir gab er die Coke.
    «Kein Rum dazu?», fragte ich halb scherzhaft und nahm einen ersten kalten Schluck.
    Er sah mich kurz an, öffnete dann noch einmal den Kühlschrank und reichte mir eine Flasche Captain Morgan, widerwillig, wie es schien, und als wollte er fragen: Willst du dich wirklich kaputtmachen?
    Ich gab ihm die Flasche ungeöffnet zurück. Er stellte sie auf dem Kühlschrank ab. Ich trank meine Dose leer, er seine Gatorade. Wir schwiegen.
    «Ich schlafe auf der Couch», sagte er. «Du hast mein Schlafzimmer für dich. Es dürfte inzwischen kühl genug darin sein. Ich hole dir frische Bettwäsche.»
    «Du hast mich zu dir nach Hause gebracht und willst alleine schlafen?», fragte ich.
    Er antwortete ruhig: «Ich bin nicht dein Vater, Danielle. Ich werde dich nicht ficken.»
    Ich schlug ihn, so hart, dass nicht nur er erschrak, sondern auch ich. Meine Faust war auf seinem Kinn gelandet, und obwohl mir die Knöchel wehtaten, wackelte er nicht einmal mit dem Kopf. Also schlug ich ein zweites Mal zu, in die Magengrube, doch dieses athletische Miststück zeigte wieder

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