Die Frucht des Bösen
keinerlei Reaktion.
Jetzt kannte ich kein Halten mehr und drosch wie wild auf ihn ein, blindlings, beidhändig. Er rührte sich nicht. Ich kam mir vor wie eine tollwütige Taube, die gegen eine Marmorstatue flattert.
«Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich!», hörte ich mich schreien.
Ich versuchte, ihm mein Knie zwischen die Beine zu rammen, was er im letzten Moment verhindern konnte. Dann packte er mich bei den Handgelenken und drängte mich gegen die Wand. Jetzt war ich in seiner Gewalt. Ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen.
Er beugte sich herab, so nah, dass ich die Schweißperlen auf seiner Oberlippe zählen konnte. Seine Augen waren dunkelbraun. Schokolade mit einem goldenen Ring rund um die Pupillen.
Er wollte mich küssen. In meiner Wut wusste ich nicht, ob ich den Kuss erwidern oder ihm in die Lippen beißen sollte.
«Ich werde dich nicht ficken», wiederholte er.
«Schwein!»
«Ich werde dich jetzt loslassen. Dann gehst du in mein Zimmer, legst dich ins Bett und schläfst. Verstanden?»
«Arschloch!»
«Fühlst du dich jetzt besser?»
Ich knurrte. Er hielt mich immer noch gepackt. Wir standen so eng beieinander, dass ich seine Erektion spüren konnte. Er wollte mich. Und dieses Wissen verlieh mir ein Gefühl von Macht, das ich schon lange nicht mehr gespürt hatte. Ich drückte mich an ihn und ließ meine Hüfte kreisen.
Die goldenen Pupillenringe zogen sich zusammen. Auf der Oberlippe traten noch mehr Schweißperlen zum Vorschein.
Ich hob mein rechtes Bein und schlang es um seine Hüfte. Sportlehrer Greg zu vögeln war vielleicht eine geeignete Maßnahme, um das schwarze Chaos in mir eine Zeitlang auszublenden.
Er senkte den Kopf. Seine Lippen schwebten über meinen. Ich presste ihm den Unterleib entgegen, bis ich seine Erektion genau da spürte, wo ich sie haben wollte, und bewegte mich, langsam und leicht, dann immer schneller und mit zunehmendem Druck.
Er fing an zu keuchen. Ich stöhnte leise. Wir rührten uns nicht vom Fleck. Es lief auf einen Trockenfick hier in der Küche hinaus. Danach würde ich mir einen Schluck aus der Rumflasche genehmigen, das Weite suchen und in meine Wohnung zurückkehren.
Doch dann hatte ich, Herr im Himmel, wieder Lucy vor Augen und sah ihren schmächtigen Körper von der Decke baumeln. Ich wollte laut aufschreien, ich musste schreien, den Schrecken aus mir herausbrüllen. Wenn es denn helfen könnte. Aber es würde nicht helfen. Meine Mutter, Natalie, Johnny. Lucy.
Ich prügelte wieder auf Greg ein. Schwächer als vorhin. Müde. Er stand wie eine Säule da, an der ich schließlich Halt suchte. Ich vergrub mein Gesicht in der schweißnassen Wölbung zwischen Hals und Schulter.
Greg hob mich vom Boden auf und trug mich durch den Flur in sein Zimmer. Er brachte mich ins Bett.
«Versuch zu schlafen.»
Er zog die Tür hinter sich zu. Es war stockdunkel. Ich glaubte wieder Schießpulver und Blut zu riechen. Aber diesmal war ich es, die die Pistole in der Hand hielt und neben dem Bett meiner Mutter stand.
«Du hast versprochen, mir zu helfen. Du hast gesagt, du würdest mich vor ihm in Schutz nehmen.»
«Danielle …»
«Du hast gesagt, du würdest mir glauben.»
«Danielle –»
Die Haustür fällt ins Schloss. Mein Vater torkelt betrunken die Treppe hinauf. «Herzchen, ich bin wieder da.»
Ich hebe die Waffe.
«Danielle!»
Schießpulver und Blut. Singen und Schreien. Liebe und Hass.
Die Geschichte meines Lebens.
Ich riss die Augen auf.
Ich lag auf Gregs Matratze, in mich zusammengerollt und von kühler Dunkelheit umgeben. An Schlafen war nicht mehr zu denken.
Ein Telefon läutete irgendwo in der Wohnung und weckte mich aus meiner Lethargie. Ich stand auf, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und vergewisserte mich, dass mich meine Beine trugen.
Als ich die Schlafzimmertür öffnete, hörte ich Gregs tiefen Bariton aus dem Wohnzimmer tönen.
«Ja, ich komme. Wann wird er eingeliefert? Was soll geschehen?»
Er sprach mit Karen. Es ging um ein Kind, das auf der Station erwartet wurde, und aus irgendeinem Grund wollte die Stationsleiterin Greg während der Aufnahme dabeihaben.
Ich ging ins Wohnzimmer, um mich bemerkbar zu machen. Er kam offenbar gerade vom Duschen; seine dunklen Haare waren noch feucht, und er hatte ein dunkelblaues Handtuch um die Hüfte geschlungen. Ich starrte auf seinen gebräunten, muskulösen Oberkörper und spürte, wie mir der Mund trocken wurde.
Ich zog mich ins Badezimmer zurück, wo ich mir
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