Die Frucht des Bösen
Vaters kennengelernt und mit deren Hilfe versucht, mehr über seinen eigenen Vater in Erfahrung zu bringen. Unglücklicherweise missbrauchte ihn der Geist meines Vaters, um mich zu jagen und zu Ende zu führen, womit er vor fünfundzwanzig Jahren begonnen hatte.
Manches wird sich mir wohl nie erschließen. Als Andrew mich in das Haus der Olivers brachte, drängte er mich, mein Herz zu öffnen und das Licht zu finden. War das der authentische Andrew, der mir helfen wollte zu überleben? Oder handelte durch ihn mein Vater in der Absicht, mich ins Jenseits zu locken, um mir dort wehtun zu können?
Ich weiß es nicht.
Wartet mein Vater auf seine Wiedergeburt in einem neuen Körper? Ich bin mir sicher, ihn in Andrews wiederentdeckt zu haben – vor allem im Ausdruck seiner Augen. Und ich bin mir sicher, dass ich meine Mutter, Natalie, Johnny und auch Sheriff Wayne in mir spürte. Aber vielleicht wollte ich sie auch nur in mir spüren. Möglich, dass ich nur einer Illusion aufgesessen bin, doch sie hat mir Kraft gegeben. Und nicht zu vergessen, ich habe tatsächlich die Pistole gefunden, was dafür spricht, dass mein Vater irgendwie involviert war. Es sei denn, ich hatte einfach nur Glück.
Ich bin eine vierunddreißigjährige Skeptikerin, die spät im Leben und nach langem Hin und Her die Entdeckung macht, dass sie glauben möchte.
In den letzten Tagen spüre ich eine Veränderung in mir. Ich erinnere mich sehr viel häufiger an meine Familie, empfinde aber weniger Schmerz dabei. Ich habe meine Mutter und meine Geschwister verloren, und dennoch sind sie immer noch bei mir.
Ob es vielleicht doch Engel gibt? Oder habe ich endlich die fünf Phasen der Trauer durchschritten?
Ich weiß es nicht.
Und was ist mit Andrew? Angenommen, er wäre von der Seele meines Vaters besessen gewesen – ist sie jetzt nach seinem physischen Tod befreit? Ich habe Evan kürzlich nach seiner Meinung gefragt. Er sagte, Andrew sei ein Engel und er habe noch in der vergangenen Nacht mit ihm gesprochen. Es scheint, er findet das ganz selbstverständlich, also bin ich nicht weiter darauf eingegangen. Ich nehme ihn beim Wort.
Lucy wurde auf öffentliche Kosten beerdigt. Wir haben für einen Grabstein gesammelt, der auf meinen Vorschlag hin eine schlafende Katze darstellt. Der Steinmetz hielt mich für verrückt, als ich ihm den Auftrag erteilte. Nach der Beisetzung zeigte sich am Horizont ein riesiger Regenbogen. Genau genommen handelt es sich dabei um Sonnenstrahlen, die auf Wassertröpfchen treffen. Ich zog es vor, Lucys Geist darin zu sehen, der uns ein letztes Mal zulächelte.
Vielleicht bin ich ja doch im Bilde, ohne es zu wissen.
Ich habe eine Verabredung.
Er sieht gut aus, ist athletisch gebaut und zurzeit arbeitslos. Karen hat Greg vor vier Wochen entlassen. Seine Verstöße gegen den Arbeitsvertrag hätten sie zu diesem Schritt gezwungen, sagte sie. Greg denkt darüber nach, eine Krankenpflegerausbildung zu machen oder seinen häuslichen Pflegedienst auszubauen. Bis er sich entschieden hat, hilft er mehreren Familien bei der Betreuung ihrer schwierigen Kinder. Bald wird er noch mehr zu tun haben, nämlich mit mir als seiner Geliebten.
Hin und wieder werde ich wütend. Es geht so schrecklich schnell, dass Eltern das Leben eines Kindes zerstören. Manche Fälle, mit denen ich auf unserer Station zu tun habe, brechen mir einfach das Herz. Und ich mache immer noch einen großen Bogen um Kanaldeckel.
Aber ich stehe jeden Morgen auf und gehe jeden Abend mit demselben Gelübde zu Bett.
Ich werde mehr Licht in mein Inneres lassen. Ich werde meine Arbeit mit gestörten Kindern fortsetzen. Und ich werde mich in einen wirklich guten Mann verlieben.
Ich habe als Einzige meiner Familie überlebt und meine Geschichte erzählt.
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Anmerkung der Autorin und Danksagungen
Wenn in der Zeitung steht, dass ein Erstklässler wegen gewalttätigen Verhaltens der Schule verwiesen wird, entrüsten sich die meisten über
die
Eltern. Eltern, die ihr Kind vernachlässigen, sich nicht engagieren und vielleicht sogar selbst Gewalt anwenden. Ich war schockiert, als ich vor zwei Jahren von den Schwierigkeiten eines Kindes hörte, das mir nicht fremd ist, sondern der Sohn guter Freunde, die als Eltern sehr wohl engagiert und liebevoll sind und es trotzdem nicht geschafft haben, ihrem Kind wirklich zu helfen.
Ich danke dieser Familie, dass sie mich an ihren Erfahrungen hat teilhaben lassen, an den Gesprächen mit diversen Spezialisten,
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